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Anna Seidel gewinnt Silber beim Weltcup in Dresden

Deutschlands beste Shorttrackerin Anna Seidel patzt erst bei ihrem Heim-Weltcup und gewinnt dann Silber. Bei der Siegerehrung kullerten bei der Dresdnerin die Freudentränen.

Von Alexander Hiller
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Die Dresdnerin Anna Seidel wurde in ihrer Heimatstadt am Sonntag Weltcup-Zweite.
Die Dresdnerin Anna Seidel wurde in ihrer Heimatstadt am Sonntag Weltcup-Zweite. © dpa

Dresden. Es ist ihr Weltcup, ihre Heimat und ihre Achterbahnfahrt zwischen zu Tode betrübt und himmelhoch jauchzend. Anna Seidel hat dem Shorttrack-Weltcup von Dresden doch noch ihren Stempel aufgedrückt. Zunächst war die 24-jährige Lokalmatadorin am Samstag auf ihrer Lieblingsstrecke über 1.000 Meter im Viertelfinale zwar als Erste durchs Ziel gelaufen, wegen eines unerlaubten Schubsers aber nachträglich disqualifiziert worden. Immerhin deutete die einzige deutsche Weltklasse-Athletin in dieser Sportart auch da schon ihr läuferisches Potenzial an.

Vor insgesamt 5.000 offiziell vermeldeten Besuchern an beiden Finaltagen konnte Seidel das auch mit legalen Mitteln am Sonntag unter Beweis stellen. Über 1.500 Meter teilte sie sich ihre Kräfte gut ein, agierte taktisch geschickt und war sogar dicht dran am ersten Weltcupsieg ihrer Karriere. Den verhinderte die koreanische Weltcupführende Kim Gilli mit einer fantastischen Schlussrunde.

Viele asiatische Fans aus China und Korea sorgten für eine ausgelassene Atmosphäre.
Viele asiatische Fans aus China und Korea sorgten für eine ausgelassene Atmosphäre. © ronaldbonss.com

Bei der anschließenden Siegerehrung kullerten bei Anna Seidel die Freudentränen. „Das ist mir auch noch nie passiert. Das ist der ganze Druck, der von einem abgefallen ist. Dass ich mich endlich mal Zuhause belohnt habe“, sagt sie. „Ich bin einfach erleichtert, dass es jetzt vorbei ist. Ich habe wirklich in diesem Jahr probiert, das alles zu genießen. Aber ich war so aufgeregt, weil ich immer allen Leuten beweisen will, dass ich was drauf habe“, sagte Seidel nach ihrem vierten Weltcup-Podestplatz in dieser Saison. „Es ist schade, dass es nicht für Gold gereicht hat, ich habe alles riskiert. Ich habe aber Silber gewonnen und nicht Gold verloren“, betonte sie.

Dresden als Ausrichter für Shorttrack-WM und -EM?

Mit Blick auf die in fünf Wochen im südkoreanischen Seoul anstehende Weltmeisterschaft sieht sich Seidel mithin gewappnet. Mit Glück und Geschick auch für eine Platzierung ganz vorn. Eine WM-Medaille fehlt der erfolgreichsten deutschen Shorttrackerin aller Zeiten noch in ihrer Sammlung. „Ich bin happy, dass es immer mehr in Richtung Nummer eins geht.“ Ihren Patzer einen Tag vorher hat Seidel offenbar bestens aufgearbeitet und abgehakt. „Die Disqualifikation lag ja nicht an meiner körperlichen Verfassung, ich habe einfach einen blöden Fehler gemacht. Der Penalty war okay. Offensichtlich ist es bei mir so, dass eine Strecke komplett bescheuert läuft und die andere dafür umso besser.“

Dreifach-Olympiasiegerin Suzanne Schulting setzte sich auch in Dresden über 1.000 Meter durch.
Dreifach-Olympiasiegerin Suzanne Schulting setzte sich auch in Dresden über 1.000 Meter durch. © ronaldbonss.com

Besser konnte aus organisatorischer Sicht der Weltcup kaum laufen. Viele asiatische Fans aus China und Südkorea sorgten für eine lebhafte Atmosphäre, die der Veranstalter beim Shorttrack auch mit globaler Partymusik während der Rennen noch aufpeppen darf. Die Leistungsshow der Weltelite um die holländische Dreifach-Olympiasiegerin Suzanne Schulting wird wohl wiederkommen. Dresden gilt als fester Bestandteil der noch übersichtlichen Shorttrack-Weltcupserie.

„Einen festen Vertrag mit dem Weltverband ISU gibt es allerdings nicht. Wir arbeiten aber gemeinsam mit der ISU daran“, sagt Nadine Seidenglanz auf Nachfrage von Sächsische.de. Die Sportdirektorin der Deutschen Eisschnelllauf- und Shorttrackgemeinschaft (DESG) war in ihrer Funktion erstmals beim Dresdner Shorttrack-Weltcup. „Ich kenne solche Events aus meiner früheren Arbeit für den holländischen Verband. In Dresden herrscht eine richtig gute und schöne Atmosphäre, das Orga-Team ist total eingespielt. Natürlich würden wir gern ein bisschen mehr deutsche Sportler weiter vorn sehen“, betonte sie. Robin Bendig holte als Sechster des B-Finals über 1.500 Meter das zweitbeste deutsche Resultat.

Der engagierte Stab um den Dresdner Uwe Rietzke, der für den Weltcup selbst 14 Tage Urlaub nimmt, liest den Gästen fast jeden Wunsch von den Augen ab. Und möglicherweise könnte diese vorbildliche Routine auf hohem Niveau eine Shorttrack-Weltmeisterschaft nach Dresden führen. „Allerdings erst nach 2028 – bis dahin sind schon alle WM-Austragungsorte vergeben. Ab 2029 wäre das möglich“, sagt Seidenglanz und betont, dass die DESG auch sehr daran interessiert sei, zunächst wieder eine Shorttrack-Europameisterschaft nach Dresden zu holen.