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Hennig überrascht schon wieder

Inmitten trüber Perspektiven deutscher Langläufer kommt ihr Hoch genau richtig. Die Oberwiesenthalerin begeistert bei der Tour de Ski - und ist selbst fassungslos.

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Holte bei der Tour de Ski erst drei Top-10-Plätze, um am Freitag in Val die Fiemme aufs Podest zu laufen: Langläuferin Katharina Hennig.
Holte bei der Tour de Ski erst drei Top-10-Plätze, um am Freitag in Val die Fiemme aufs Podest zu laufen: Langläuferin Katharina Hennig. © Alessandro Trovati/AP/dpa

Val di Fiemme. Über Weltmeister Markus Eisenbichler und Olympiasieger Eric Frenzel lässt sich eine Heim-WM der nordischen Skisportler super verkaufen. Doch die Organisatoren in Oberstdorf haben nun auch in der langjährigen Sorgendisziplin Langlauf ein Gesicht für sich entdeckt: Katharina Hennig.

Bei der jüngsten Pressekonferenz der Veranstalter Ende Dezember war die 24-jährige Oberwiesenthalerin neben Verbandspräsident und Organisationschef Moritz Beckers-Schwarz präsent – sie sprach über ihre Aussichten, Wünsche und Träume für die WM, die am 23. Februar in Oberstdorf beginnt. Nur wenige Tage später, zum Start ins mit Sehnsucht erwartete WM-Jahr 2021, fing Hennig dann auch an, sportlich richtig zu überzeugen.

Ist das WM-Gesicht der Langläufer: Katharina Hennig vom WSC Erzgebirge Oberwiesenthal.
Ist das WM-Gesicht der Langläufer: Katharina Hennig vom WSC Erzgebirge Oberwiesenthal. © DSV

Am Freitag bescherte Hennig dem deutschen Langlauf-Team einen großen Erfolg bei der Tour de Ski beschert. In Val di Fiemme spielte die 24-Jährige ihre ganze Stärke in der klassischen Technik aus und belegte Platz zwei im Massenstart über zehn Kilometer. Hennig musste sich im Schlussspurt nur der Russin Natalja Neprajewa geschlagen geben. "Ich bin ehrlich: Ich habe schon damit geliebäugelt. Aber dass es so klappt, hätte ich wirklich nicht gedacht. Dass es am Ende noch gereicht hat, kann ich nicht fassen", sagte Hennig in einer ersten Reaktion im ZDF.

Als sie über die Ziellinie fuhr, streckte die derzeit beste deutsche Langläuferin die rechte Faust in die Luft und schrie lauthals ihre Freude raus. Den dritten Platz, den sie im Vorjahr bei einer Tour-de-Ski-Etappe erzielt hatte, toppte Hennig damit sogar noch. Sie verbesserte sich damit auch in der Gesamtwertung der Tour de Ski auf Rang fünf. Vor dem Finalwochenende im Fleimstal fehlen nur 24 Sekunden zum Podest. In der Gesamtwertung führt die Amerikanerin Jessica Diggins, die am Freitag Rang neun belegte und klar hinter Hennig landete.

Bei dem prestigeträchtigen Wettbewerb hatte sie schon zuvor mit den Rängen fünf, acht und neun drei Top-Ten-Platzierungen geholt. „Mein persönliches Fazit ist sehr positiv. Meine Stärke ist ja doch das Klassische. Umso glücklicher bin ich, dass ich auch Freistil ein gutes Ergebnis liefern konnte“, sagte die gebürtige Annaberg-Buchholzerin. Den zweiten Ruhetag samt Überfahrt von Toblach ins Fleimstal konnte Hennig daher ganz in Ruhe verbringen.

Deutschlands derzeit mit Abstand beste Langläuferin nimmt Kurs auf eine Top-10-Platzierung in der Gesamtwertung, auch wenn das Ergebnis wegen des coronabedingten Fehlens der Norweger nicht überbewertet werden darf.

Bundestrainer Peter Schlickenrieder weiß, was Hennig auszeichnet. In der klassischen Technik ist die Oberwiesenthalerin stark. Und: Je schwerer das Profil der Strecke ist, desto mehr kann Hennig der Weltspitze Paroli bieten.

Dass nach zähen Wochen mit vielen Frusterlebnissen nun ein kleiner Durchbruch bei der Tour de Ski gelang, bewertet Schlickenrieder für sein Team positiv. Hennigs Erfolge „tun der ganzen Mannschaft gut“ – und auch den Perspektiven der WM-Organisatoren.

Der Liebe wegen nach Oberstdorf

Auch, weil sich die freundliche und mit einem Lächeln auftretende junge Frau als Lokalmatadorin verkaufen lässt. Der Liebe wegen hat sie den Schritt vom geliebten Erzgebirge nach Oberstdorf gewagt. „Das Pendeln zwischen den beiden Orten hatte ihrer sportlichen Entwicklung nicht gutgetan“, sagt Andreas Schlütter, Sportlicher Leiter der deutschen Langläufer.

Jetzt hat sie wieder festen Boden unter den Füßen, kann sich ganz auf den Sport konzentrieren. „Ich weiß, wo ich herkomme“, sagt Hennig. Trotzdem hat der Begriff Heim-WM für sie nun doppelte Bedeutung. (dpa)