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Sportminister beschließen Rückkehrmodell

Amateursportler können darauf hoffen, bald wieder ins Vereinstraining einsteigen zu dürfen. Schon am 3. März könnte der Weg dafür geebnet werden.

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Noch sind die Sportplätze der Republik gesperrt. Nach den Vereinen haben auch die Sportminister der Länder erkannt, dass dies kein haltbarer Zustand mehr ist.
Noch sind die Sportplätze der Republik gesperrt. Nach den Vereinen haben auch die Sportminister der Länder erkannt, dass dies kein haltbarer Zustand mehr ist. © Archiv: dpa/Bernd Thissen

Von Andreas Schirmer

Frankfurt/Main. Die Sportminister machen Druck auf Länderchefs und Kanzlerin. Ein Rückkehrmodell in sechs Stufen soll Millionen Sportlern bald wieder den Normalbetrieb ermöglichen - und das auch mit Wettkämpfen vor Zuschauern.

Ein entsprechender Beschluss der Sportministerkonferenz als Empfehlung für den nächsten Corona-Gipfel von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten am 3. März weckt große Hoffnung bei den rund 24 Millionen Mitgliedern in den etwa 90.000 Vereinen des Deutschen Olympischen Sportbundes.

"Es wird erkennbar Zeit, dass sich etwas ändert", unterstrich DOSB-Präsident Alfons Hörmann. "Was nun am Ende am 3. März folgt, wird sich zeigen. Wir hoffen, dass es endlich Perspektiven für den Sport geben wird."

7,3 Millionen Jugendliche können nicht trainieren

Für wie dringlich die Sportminister es erachten, wieder Bewegung in den Amateursport zu bringen und einen noch größeren Schaden von der Vereinskultur und -infrastruktur abzuwenden, beeindruckte den DOSB-Boss. "Ich habe es noch nie in meiner siebenjährigen Amtszeit erlebt, dass die SMK innerhalb von zwei Wochen dreimal getagt hat", sagte Hörmann.

Erfreut über die Motivation der Sportminister, besorgt wegen der hohen Zahl an Vereinsaustritten: DOSB-Chef Alfons Hörmann.
Erfreut über die Motivation der Sportminister, besorgt wegen der hohen Zahl an Vereinsaustritten: DOSB-Chef Alfons Hörmann. © Archiv: dpa/Fabian Strauch

Grundlage für die Initiative der SMK vom Montag sei die Erfahrung, dass auch bei der Öffnung das Infektionsgeschehen im Sport unter Kontrolle behalte werden könne, hieß es in einer Erklärung. Wie groß die Auswirkungen der Pandemie sind, belegen Zahlen, die das Statistische Bundesamt am Dienstag veröffentlichte.

Demnach können rund 7,3 Millionen Mädchen und Jungen bis zum Alter von 18 Jahren nicht mehr in ihren Sportvereinen trainieren. Anfang 2020 seien gut die Hälfte der Kinder und Jugendlichen in Deutschland in einem Sportclub als Mitglied angemeldet gewesen.

Vereine verlieren bis zu fünf Prozent ihrer Mitglieder

Auch die besonders in der Gesundheitsprävention aktiven Senioren sind stark vom Sport-Lockdown betroffen. Von den 22,5 Millionen Menschen in Deutschland, die älter als 60 sind, waren laut Mitteilung 4,7 Millionen in einem Sportclub.

"Es wird höchste Zeit, dass das so wertvolle Vereinsleben in den 90.000 sozialen Tankstellen unseres Landes wieder ermöglicht wird", sagte Hörmann. Neben der Bewegungslosigkeit führe die Situation zu Mutlosigkeit, Lustlosigkeit und Perspektivlosigkeit: "Die körperlichen und psychischen Kräfte sind bei vielen aufgebraucht." Sowohl bei den Kindern als auch bei den älteren Menschen nehme die aktuelle Entwicklung Ausmaße an, die erschreckend seien.

Die Misere des Sports, seit Monaten kein Bewegungsangebot mehr offerieren zu können, wird auch in einer ersten Sichtung der Mitgliedererhebung durch die Landessportbünde sichtbar. Dabei zeigte sich laut DOSB, dass bei zahlreichen von ihnen bis 31. Dezember 2020 ein Mitgliederschwund in einer Größenordnung von drei bis fünf Prozent festgestellt wurde.

Nationale Kampagne soll kommen

Es gebe Signale aus Vereinen und Landessportbünden, dass die Kündigungen im Januar und Februar weiter gehen. "Was wir für den 31. Dezember gemeldet bekommen, ist somit noch nicht das Ende des Pandemie-Schadens", sagte Hörmann.

Deshalb solle ergänzend zum schrittweisen Re-Start eine nationale Kampagne von Sport und Politik gestartet werden, "um die existenziell bedeutende Mobilisierung der Mitglieder für den Vereinssport massiv zu unterstützen", kündigte der DOSB-Chef an.

Zunehmende Austritte oder der Wegfall von Kursgebühren führen trotz staatlicher Hilfsmaßnahmen "zu existenzbedrohenden Schieflagen" vor allem bei Sportvereinen, wie es in dem SMK-Beschluss heißt. "Damit droht langfristig ein Verlust der Vielfalt des Sportangebots und daraus resultierend negative Auswirkungen für die Gesellschaft." (dpa)