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Vettels trauriger Abschied bei Ferrari

Nach sechs Jahren beim Team wird der Formel-1-Pilot im Cockpit emotional – und dankt seinem Rennstall mit einer Gesangseinlage. Das Video gibt es hier.

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Für Sebastian Vettel ist das Kapitel Ferrari ohne WM-Titel beendet. In der nächsten Saison sitzt der Hesse bei Aston Martin am Steuer.
Für Sebastian Vettel ist das Kapitel Ferrari ohne WM-Titel beendet. In der nächsten Saison sitzt der Hesse bei Aston Martin am Steuer. © dpa-Pool Motorsport Images/AP

Von Raphaelle Peltier, Marco Heibel und Thomas Wolfer

Nach der letzten Zieldurchfahrt im Ferrari widmete Sebastian Vettel seinem einstigen Kindheitstraum ein Ständchen. Der viermalige Formel-1-Weltmeister verabschiedete sich singend am Boxenfunk nach sechs Jahren von der Scuderia. Auch wenn es mit dem Titelgewinn für die Italiener nicht klappte, zeigte sich der Heppenheimer am Ende doch emotional. Beim Saisonfinale in Abu Dhabi erlebte Vettel am Sonntag als 14. die letzte punktlose Enttäuschung, ehe er im kommenden Jahr für das neue Team von Aston Martin fährt und dort den Mexikaner Sergio Perez ersetzt.

„Ihr seid die rote Mannschaft, leidenschaftlich, ihr gebt niemals auf“, sang Vettel zur Melodie des Lieds „Azzurro“ und legte nach: „Eure Magie zu fühlen, war ein außergewöhnliches Erlebnis. Jungs, ich danke euch!“ Vettel schickte auch noch einen Gruß in die Fabrik nach Maranello und ergänzte: „Jetzt sage ich Auf Wiedersehen und wünsche euch allen das Beste!“

Beim Sieg des Niederländers Max Verstappen im Red Bull war Vettel chancenlos und beendete das turbulente Corona-Notjahr als WM-13. so schlecht wie nie zuvor in seiner Karriere in einer kompletten Saison. Zehnmal blieb der Routinier in 17 Rennen punktlos. Als Dritter in Istanbul schaffte er es 2020 einmal auf das Podest. Sein bisher letzter Triumph stammt aus dem September 2019 in Singapur, während Verstappen den zehnten Grand-Prix-Sieg seiner Laufbahn einfuhr.

Hier hören Sie das Abschiedsständchen von Vettel

Vettel machte schon vor dem Rennen kein Hehl daraus, ein Ende der Saison herbeizusehnen. „Ich freue mich darauf, die karierte Flagge zu sehen. Die Saison war so schlecht, dass ich wirklich froh bin, dass sie jetzt vorbei ist.“ Zugleich sprach er über die Trennung von Ferrari: „Ich denke, Abschied ist immer schwer nach so vielen Jahren. Das heutige Rennen und das Jahr stehen nicht für die Zeit, die wir hatten“, sagte Vettel bei Sky: „Einerseits bin ich traurig, andererseits freue ich mich auf das nächste Kapitel.“

Seine Mechaniker applaudierten dem Routinier, als er zum letzten Mal aus der Garage der Scuderia fuhr, Teamkollege Charles Leclerc wünschte persönlich viel Glück. Doch es lief wie in so vielen Rennen der vergangenen Monate. Vettel hatte erneut Mühe mit dem Auto, zu dem er im ganzen Jahr keinen richtigen Zugang fand. Von Position 13 gestartet kam Vettel aus eigener Kraft nicht nach vorne. Schon vor dem Wochenende hatte festgestanden, dass er sich in der Gesamtwertung nicht mehr verbessern konnte. Das letzte Jahr bei den Italienern wurde das frustrierendste, nachdem er es immerhin zweimal zum Vizeweltmeister geschafft hatte. Seinem Idol Michael Schumacher konnte er aber nicht nacheifern.

Knallharte Bilanz: Wir sind gescheitert

Schon am Freitag ließ Vettel durchblicken, dass der Abschied von seinen Mechanikern und den Fans nicht ganz so leicht sein wird. „Es wird bestimmt emotional“, sagte Vettel zur Situation am Sonntag. Ferrari – das war mal sein großer Kindheitstraum. Er will die Zeit in guter Erinnerung behalten, auch wenn der ganz große Triumph ausblieb und er knallhart bilanzieren musste: „Wir sind gescheitert.“

Letzte Ausfahrt Abu Dhabi: Für Sebastian Vettel endet die Ära bei Ferrari - im Rückblick sagt er: Wir sind gescheitert.
Letzte Ausfahrt Abu Dhabi: Für Sebastian Vettel endet die Ära bei Ferrari - im Rückblick sagt er: Wir sind gescheitert. © dpa-POOL Getty/AP

Dabei gibt sich Vettel auch selbstkritisch: Vor seinem letzten Rennen für Ferrari räumte er Fehler im Umgang mit dem Traditionsrennstall ein. „Natürlich steht man sich manchmal auch selbst im Weg, es gibt sicher auch Dinge, die ich selbst falsch gemacht habe“, sagte der viermalige Weltmeister im Interview mit dem Nachrichtenmagazin Focus.

„Manchmal“, sagte der 33-Jährige am Ende seiner sechs Ferrari-Saisons, „war es der Zugang, manchmal die Art und Weise, wie man mit den Leuten spricht, manchmal die Dinge, die man als Priorität ansieht.“ Bei seinem künftigen Team Aston Martin werde das Betriebsklima hoffentlich besser: „Jeder Mensch ist unterschiedlich, aber trotzdem hat jeder wohl gerne ein Umfeld, wo man füreinander einsteht und füreinander arbeitet.“

Er sei auch bereit, sich zu hinterfragen: „Ich werde viele neue Leute, Arbeitsweisen und Herangehensweisen kennenlernen – und ich wäre nicht gut beraten, zu glauben, dass nur mein Weg der richtige ist.“ Allerdings sei Geduld gefragt. „An konkrete Ergebnisse oder Siege denke ich jetzt nicht“, betonte Vettel. „Zunächst einmal steht das Kennenlernen im Vordergrund, möglichst schnell zueinanderzufinden. Der Rest baut darauf auf.“ (sid, dpa)