Von David Ryborz und Thomas Niklaus
Pokljuka. Völlig erschöpft, aber überglücklich ballte Arnd Peiffer nach einem perfekten Rennen die Faust. Mark Kirchner jubelte in der Coaching-Zone euphorisch. Als der 33-Jährige nach einer überragenden Vorstellung mit WM-Silber im Klassiker den Medaillenfluch der deutschen Biathleten in Pokljuka endlich gebrochen hatte, war die Erleichterung bei der bisher so schwer gebeutelten deutschen Mannschaft greifbar.
"Die erste Woche war nicht so toll. Wir hatten diverse Probleme. Das tut richtig gut. Ich freue mich riesig über mein Ergebnis. Ich hatte etwas Glück, aber das braucht man auch", sagte Peiffer nach seiner 17. WM-Medaille strahlend.
Sein Motto? "Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich gänzlich ungeniert. Ich habe mich von den Medaillen gedanklich einfach gelöst, wollte für mich ein gutes Rennen machen, und dann kommen die Ergebnisse zwangsläufig." Der zurückgetretene Titelverteidiger Martin Fourcade hatte vor dem Start sogar auf Peiffer gesetzt. Es gebe eben "auch im positiven Sinn selbsterfüllende Prophezeiungen", sagte Routinier Peiffer mit einem Lächeln.
Der Einzel-Weltmeister von 2019 musste sich nach dem historischen Debakel in Sprint und Verfolgung im Einzel über 20 Kilometer nach fehlerfreier Schießleistung nur dem bärenstarken Norweger Sturla Holm Lägreid geschlagen geben. 16,9 Sekunden fehlten zum sechsten WM-Titel seiner erfolgreichen Karriere. Dritter wurde der Norweger Johannes Dale. Damit brach Peiffer im siebenten Rennen auf der Hochebene in Slowenien auch den Medaillenbann, nachdem das deutsche Team bisher historisch schlecht abgeschnitten und leer ausgegangen war.

Benedikt Doll (2) auf Rang acht und Roman Rees (1) als Zehnter rundeten das sehr gute deutsche Ergebnis ab. Entsprechend groß war die Freude. "Es macht richtig Laune, dass wir eine Medaille haben. Das freut mich für Arnd. Wenn alles zusammenpasst, dann schafft man es nach vorn", sagte Doll und fügte an: "Es war ein anderer Tag. Ich hatte ein anderes Gefühl. Im Sprint hatte ich mir zu viel zugemutet. Jetzt war ich lockerer. Es hat echt Spaß gemacht." Das galt nicht nur für ihn.
Peiffer, Doll und Rees haben jetzt auch für die anstehenden Staffelwettbewerbe und den Massenstart am Sonntag zum Abschluss der Titelkämpfe das notwendige Selbstbewusstsein gesammelt, zumal Bundestrainer Kirchner nach dem Fehlstart nun noch mal große Hoffnungen hegt. Die Staffeln seien "extrem wichtig", betonte er schon.
Am Donnerstag (15.15 Uhr/ZDF) sind Franziska Preuß und Erik Lesser zunächst in der Single-Mixed-Staffel gefordert. Am Samstag stehen bei den Frauen über die 4x6 km und bei den Männern über 4x7,5 km die traditionellen Staffeln auf dem Programm. Kirchner hatte eine Medaille pro Staffelwettbewerb als Ziel ausgegeben. In der Mixed-Staffel hatte das DSV-Team auf Rang sieben bereits eine herbe Schlappe einstecken müssen. "Auf die Staffel wollen wir voll hinpushen", betonte Denise Herrmann. "Ich hoffe, dass es für eine Medaille reicht." Wie bei Peiffer. (sid)