Bob-WM 2021
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Bob-WM: Frauen überraschen in Altenberg

Von wegen ungeliebter, neuer Monobob. Die deutschen Pilotinnen sind bei der WM-Premiere ganz vorn dabei. Nur die Überfahrerin ist wieder mal unschlagbar.

Von Tino Meyer
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Traumwetter in Altenberg, traumhaftes Ergebnis für die deutschen Frauen bei der Monobob-Premiere. Sie fahren zwei Medaillen ein.
Traumwetter in Altenberg, traumhaftes Ergebnis für die deutschen Frauen bei der Monobob-Premiere. Sie fahren zwei Medaillen ein. © dpa/Sebastian Kahnert

Altenberg. Die Beste kommt zum Schluss, das besagen die Regeln. Wer im Bobsport in Führung liegt, soll, darf und muss im letzten Lauf als Letzter starten, so ist das auch bei der Weltmeisterschaft in Altenberg, auch in der neuen Disziplin Monobob. Die Beste ist Kaillie Humphries, und was sie im entscheidenden Moment abliefert, ist mit großem Abstand das Beste. Die gebürtige Kanadierin, die für die USA startet und in der Vorwoche schon den Zweier-Wettbewerb für sich entschieden hat, sichert sich mit einem Bahnrekord den WM-Titel bei der Premiere des Monobobs.

Mit 59,47 Sekunden fährt Humphries, wenn man so will das Pendant zum Männer-Dominator Francesco Friedrich, die schnellste Zeit und verbessert ihre eigene Bestmarke aus dem dritten Lauf. Im Ziel reißt sie die Arme hoch, schickt Handküsse ans TV-Publikum - und ist sichtlich geschafft. So eine Monobob-Fahrt, das haben die vergangenen Tage in Altenberg gezeigt, ist eben eine ganz spezielle Erfahrung.

Am Ende jubelt wieder Kaillie Humphries. Die Zweier-Weltmeisterin ist auch im neuen Monobob die mit Abstand Beste.
Am Ende jubelt wieder Kaillie Humphries. Die Zweier-Weltmeisterin ist auch im neuen Monobob die mit Abstand Beste. ©  dpa/Sebastian Kahnert

Jubeln können aber auch die deutschen Pilotinnen, insbesondere Stephanie Schneider. Die 30-Jährige vom WSC Erzgebirge Oberwiesenthal sichert sich den zweiten Platz. Mit einer halben Sekunde Rückstand liegt sie zwar deutlich hinter Humphries, übertrifft aber alle Erwartungen, vermutlich sogar ihre eigenen. "Eine Medaille wollte ich bei der WM, eigentlich lieber im Zweier. Jetzt hat es im Mono geklappt. Das ist schön für mich, für mein Team ist es bitterer", sagt Schneider, die in der Vorwoche im Zweier nach einem völlig verpatzten ersten Tag den vierten Tag belegte.

Den dritten Platz belegt Laura Nolte, im Training immer die Beste und vor dem letzten Lauf noch Zweite. "Ach ja, ich bin ein bisschen enttäuscht von meiner letzten Fahrt. Ich glaube, es ist mehr drin gewesen. Aber insgesamt bin ich sehr zufrieden, dass es eine Medaille geworden ist", sagt die 22-Jährige und Jüngste im Team, die auch schon im Zweier den dritten Platz erreicht hat. "Das war mental eine schwierige Saison, nachdem die letzte mit einem Sturz endete und diese gleich wieder so anfing. Doch ich habe mich gut zusammengerauft. Für meine Entwicklung eine wichtige Saison, erklärt die junge Frau aus Unna.

Das Zeichen steht für Victory, also Sieg. Der zweite Platz fühlt sich für Stephanie Schneider nach der Enttäuschung im Zweier auch fast wie ein Sieg an.
Das Zeichen steht für Victory, also Sieg. Der zweite Platz fühlt sich für Stephanie Schneider nach der Enttäuschung im Zweier auch fast wie ein Sieg an. © IBSF/Viesturs Lacis

Das nach den Saisoneindrücken im Monobob unerwartet gute Abschneiden der deutschen Frauen komplettieren Zweier-Olympiasiegerin Mariama Jamanka aus Oberhof als Vierte sowie die Wiesbadenerin Kim Kalicki, die in Halle mit den Friedrich-Anschiebern Thorsten Margis und Alexander Schüller trainiert, auf Rang sechs.

"Ziele voll erreicht, ich würde sogar sagen: übertroffen! Wenn man die letzten Wochen gesehen hat, als wir ziemlich verprügelt worden sind und die Ergebnisse gar nicht stimmten, war das bei der WM eine gute Antwort von allen", bilanziert Bundestrainer René Spies, und er stellt fest: "Kaillie Humphries im Monobob ist noch mal eine Klasse für sich, sie besitzt außerordentliche Fähigkeiten und ganz viel Erfahrung. Das ist im Monobob noch wichtiger."

Wie schwierig sich diese Monobobs gerade auf einer so anspruchsvollen Bahn wie in Altenberg steuern lassen, hat Elana Meyers Taylor erfahren müssen. Die US-Amerikanerin ist eine Weltklasse-Pilotin, in den vier Läufen aber gleich zweimal gestürzt. Das Bemerkenswerte: Nachdem sie jeweils nach einer nicht optimal getroffenen Kurvenausfahrt umgekippt war, richtete sich der Schlitten kurz danach von selbst wieder auf. Meyers Taylor erreichte, vor den Augen ihres Ehemannes und dem knapp einjährigen Sohn Nico, unverletzt das Ziel - als insgesamt 15. von 23 Teilnehmerinnen.

Im nächsten Jahr wird der Monobob erstmals auch eine olympische Disziplin sein, und darauf sind vor allem die deutschen Planungen ausgerichtet. Deshalb ist die Saison für die Pilotinnen jetzt noch nicht beendet, nach ein paar freien Tagen wird am Königssee getestet. Und im März geht es dann ins Trainingslager nach La Plagne in Frankreich.

Endstand: 1. Humphries (USA) 3:59,62 Minuten; 2. Schneider (Oberwiesenthal) +0,50 Sek.; 3. Nolte (Winterberg) +0,80; 4. Jamanka (Oberhof) +1,22; 5. Appiah (Kanada) +1,66; 6. Kalicki (Wiesbaden) +1,79.

Alles über die WM erfahren Sie auf unserer Themenseite BOB-WM 2021.

Mit dem Podcast Dreierbob hat Sächsische.de die WM in Altenberg schon vor einem Jahr begleitet - hier alle Folgen. Weil wegen Corona die WM erneut im Osterzgebirge stattfindet, geht auch dieses Format bei uns wieder an den Start. Bis zum 15. Februar erscheint täglich eine Folge - hier einsteigen und reinhören.