Bob-WM 2021
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Bob-WM: Friedrich triumphiert doppelt

Rekordweltmeister Francesco Friedrich ist eine Klasse für sich. Mit seinem Vierer-Team fährt er in Altenberg seinen elften WM-Sieg ein - trotz einiger Fehler und Missgeschicke.

Von Tino Meyer
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Die Dauersieger in diesem Winter triumphieren auch bei der WM: Thorsten Margis, Alexander Schüller, Francesco Friedrich und Candy Bauer (von links).
Die Dauersieger in diesem Winter triumphieren auch bei der WM: Thorsten Margis, Alexander Schüller, Francesco Friedrich und Candy Bauer (von links). © dpa-Zentralbild

Altenberg. Am Ende ist es nur noch eine Frage des Abstands. Rekordweltmeister Francesco Friedrich hat zum Abschluss seiner Heim-WM am Sonntag auch den Viererbob gewonnen, eine erneute Demonstration seiner Ausnahmestellung. Angeschoben von Thorsten Margis, Candy Bauer und Alexander Schüller liegt der 30-jährige Pilot des BSC Sachsen Oberbärenburg nach vier Läufen mit 0,79 Sekunden vor dem Rest der Welt.

"Es war ein spezielles Jahr, wir hatten Glück, dass wir hier noch mal auf unserer Heimbahn fahren durften", sagt Friedrich, den ein Fernsehkommentator als Bob-Gott bezeichnet, und er erzählt vom Missgeschick im letzten Lauf: "Mir hat es das Visier in Kurve vier aufgehauen, dann habe ich es in Kurve sechs zumachen wollen und knalle an die Bande. Und in Kurve neun fällt mir das Innenvisier in den Schoß, das eigentlich dafür sorgt, dass das Außenvisier nicht beschlägt. Danach sind wir nahezu blind runtergefahren, ich habe nur noch Umrisse gesehen."

Die Bestzeit fährt Friedrich trotzdem, viermal am Start und viermal im Ziel. Im dritten Lauf verpasst er den Bahnrekord, den André Lange hier bei der WM 2008 aufgestellt hat, um gerade mal 0,05 Sekunden. Zum Startrekord, den sein Team hält, fehlen lediglich 0,02 Sekunden. Der Sieg ist also hochverdient, auch wenn bei allen vier Läufen am Start nicht alles gelingt und der Bob immer wieder von der Ideallinie abkommt.

Die Vierer von Francesco Friedrich mit Thorsten Margis, Candy Bauer und Alexander Schüller fährt einem souveränen Sieg entgegen. Es ist Friedrichs elfter WM-Titel. Seit 2017 ist er bei Großereignissen ungeschlagen.
Die Vierer von Francesco Friedrich mit Thorsten Margis, Candy Bauer und Alexander Schüller fährt einem souveränen Sieg entgegen. Es ist Friedrichs elfter WM-Titel. Seit 2017 ist er bei Großereignissen ungeschlagen. © dpa-Zentralbild

Im Ziel umarmt er seine Anschieber, wohlwissend, was der Mannschaft einmal mehr gelungen ist. "Wir haben unglaublich akribisch arbeiten können im Sommer, die Kanadier zum Beispiel nicht ganz so aufgrund der Corona-Situation. Deshalb wird es im nächsten Jahr vor allem auch am Start viel enger zugehen wird. Und dann ist es im Vierer auch in der Bahn ziemlich eng", sagt der Pirnaer danach und denkt schon weiter: an Olympia 2022 in Peking.

Auf den zweiten Platz fährt Friedrichs mutmaßlich stärkster Konkurrent, der Österreicher Benjamin Maier - den Friedrich seit zwei Jahren offiziell als Sponsor unterstützt. Nach dem ersten Lauf, als Friedrich und seinen Anschiebern ungewohnte Schwierigkeiten beim Einstieg haben und der Bob aus der Spur gerät, hat Maier nur 0,08 Sekunden Rückstand, doch schon danach rückt der Bob-Dominator die Kräfteverhältnisse zurecht und vergrößert den Abstand zu seinem österreichischen Kumpel auf 0,38 Sekunden.

Am Ende ist es mehr als das Doppelte. Friedrich aber ist angetan - und zugleich gewarnt: "Ich freue mich sehr für Benni, er und sein Team machen das fantastisch. Wenn sich die junge Crew noch besser einspielt, werden die uns nächste Saison richtig auf den Hacken stehen."

Ein Vergleich im Kreisel mit übereinandergelegten TV-Bildern, die zeigen, wie weit Friedrich seinen Verfolgern davonfährt.
Ein Vergleich im Kreisel mit übereinandergelegten TV-Bildern, die zeigen, wie weit Friedrich seinen Verfolgern davonfährt. © Screenshot

Dritter wird Johannes Lochner, im Zweier noch Zweiter, mit 1,51 Sekunden Rückstand auf Friedrich. "Ich habe schon nach dem ersten Lauf gemerkt, dass es schwierig wird, überhaupt eine Medaille einzufahren. Wir haben noch mal die Kufen gewechselt, das war die richtige Entscheidung", sagt der Mann vom Königssee, doch er stellt enttäuscht wie ernüchtert fest: "Die Abstände sind viel zu krass, viel zu groß. Ich will gewinnen, doch das ist derzeit nicht möglich."

Ohne Friedrich wäre Lochner bereits fünfmal Weltmeister, zuletzt waren sie 2017 bei der WM auf Lochners Heimbahn am Königssee zeitgleich Sieger. Seitdem hat Friedrich bei allen Großereignissen sowohl im Zweier als auch mit dem Vierer gewonnen, Olympia 2018 inklusive. "Da haben wir ein paar Hausaufgaben im Sommer", betont Lochner.

Endstand: 1. Team Friedrich (Friedrich/Oberbärenburg, Margis/Halle, Bauer/Oberbärenburg, Schüller/Halle) 3:35,02 Min.; 2. Team Maier (Österreich) +0,79 Sek.; 3. Team Lochner (Lochner/Stuttgart, Bauer/Ohlstadt, Weber/Winterberg, Rasp/Schönau am Königssee) +1,51; 4. Team Kibermanis (Lettland) +1,67; 5. Team Kripps (Kanada) +1,93; 6. Team Gaitiukevich (Russland) und Team Hafer (Hafer/Bad Feilnbach, Korona/Magdeburg, Hammers/Wiesbaden, Wobeto/Potsdam) jeweils +2,69.

Alles über die WM erfahren Sie auf unserer Themenseite BOB-WM 2021.

Mit dem Podcast Dreierbob hat Sächsische.de die WM in Altenberg schon vor einem Jahr begleitet - hier alle Folgen. Weil wegen Corona die WM erneut im Osterzgebirge stattfindet, geht auch dieses Format bei uns wieder an den Start. Bis zum 15. Februar erscheint täglich eine Folge - hier einsteigen und reinhören.