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Bob-WM: Wieder deutscher Doppelsieg - und ein Drama

Die Goldtage in St. Moritz gehen weiter. Kim Kalicki gewinnt den WM-Titel im Zweierbob vor Lisa Buckwitz und der großen Favoritin Kaillie Humphries. Ein schwerer Sturz von Laura Nolte verhindert den möglichen Dreifachsieg.

Von Tino Meyer
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Geschafft: Kim Kalicki und Leonie Fiebig sind die neuen Weltmeisterinnen im Zweierbob.
Geschafft: Kim Kalicki und Leonie Fiebig sind die neuen Weltmeisterinnen im Zweierbob. © keystone

St. Moritz. Ein deutscher Doppelsieg und ein deutsches Drama: Kim Kalicki hat sich in St. Moritz erstmals zur Weltmeisterin im Zweierbob gekrönt - gefolgt mit lediglich 0,05 Sekunden Rückstand nach insgesamt rund 6,8 Kilometern in der Bahn von Teamkollegin Lisa Buckwitz, die schon mit dem Monobob vor einer Woche die Silbermedaille gewann. "Ein überragender Doppelsieg für unsere Mannschaft", sagte Bundestrainer René Spies. Dagegen stürzte Olympiasiegerin und Monob-Weltmeisterin Laura Nolte schwer und musste das Rennen vorzeitig beenden.

"Das hat mich schon beschäftigt, weil ich ja wusste, dass beide auch im Training gestürzt waren", sagte Kalicki, die das Bobfahren in Altenberg gelernt hat und nach zweimal WM-Silber sowie einem für sie enttäuschenden Olympia-Abschneiden im Vorjahr nun den größten Erfolg ihrer Karriere erzielte.

Entsprechend groß, gesteht sie, sei die Aufregung vor dem entscheidenden vierten Lauf gewesen. "Wenn ich offen und ehrlich sprechen darf. Ich hätte mir fast von innen gegen das Visier gekotzt. Aber ich dachte dann: Ordentlich starten und und normal fahren, dann reicht das", sagte die 25-Jährige aus Wiesbaden, die von der Winterbergerin Leonie Fiebig angeschoben wurde. Zusammen erzielten die neuen Weltmeisterinnen einigermaßen unerwartet in drei der vier Läufen die schnellste Startzeit.

Die Sieger von St. Moritz: die Zweitplatzierten Kira Lipperheide und Lisa Buckwitz, die Siegerin Kim Kalicki und Leonie Fiebig sowie die Drittplatzierten Kaysha Love und Kaillie Humphries (von links).
Die Sieger von St. Moritz: die Zweitplatzierten Kira Lipperheide und Lisa Buckwitz, die Siegerin Kim Kalicki und Leonie Fiebig sowie die Drittplatzierten Kaysha Love und Kaillie Humphries (von links). © keystone

Auch Buckwitz, die 2018 als Anschieberin von Mariama Jamanka zum Olympiasieg fuhr und danach auf Pilotin umschulte, war zufrieden. "Ich habe jetzt zweimal Silber bei meiner ersten WM - alles gut", sagte die Berlinerin, die für den BRC Thüringen startet. Favoritin Kaillie Humphries aus den USA musste sich wie im Monobob letztlich mit Bronze begnügen, und auch diese Medaille hätte nach Deutschland gehen können. Nolte lag zur Wettbewerbs-Halbzeit auf dem dritten Platz - und fuhr im dritten Lauf auf Angriff.

Doch die Winterbergerin, die in der Vorwoche im Monobob überraschend zum WM-Titel fuhr, stürzte ungefähr nach der Hälfte der 1,7 Kilometer langen Natureisbahn in der spektakulären Kurve Horse Shoe und rutschte mit rund 100 km/h seitwärts in Richtung Ziel. "Das ist das Schlimmste, was einem passieren kann, wenn man weit oben in der Bahn stürzt", sagte Thomas Schwab, Vorstand des deutschen Verbandes BSD, und er erklärte: "Dann rutscht man noch sehr weit, und es drückt einen immer wieder aus dem Bob. Wir halten dann immer alle die Luft an."

Schon im Training waren Nolte und ihre Anschieberin Neele Schuten auf der in diesem Jahr knifflig aufgebauten Bahn, ins Rennen am Freitag starteten sie mit Schmerzen. Dennoch hatten sie nach zwei Läufen lediglich geringen Rückstand auf die Spitze. "Im ersten Lauf war es eine Sicherheitsfahrt im Horse Shoe und wir haben eine Bande bekommen. Ich wusste, wenn wir gewinnen wollen, darf das nicht passieren. Ich musste also mehr lenken", sagte Nolte nach dem Sturz.

Kurz vorm Sturz: In der spektakulären Kurve Horse Shoe macht Laura Nolte einen Fahrfehler, danach kippt der Bob um.
Kurz vorm Sturz: In der spektakulären Kurve Horse Shoe macht Laura Nolte einen Fahrfehler, danach kippt der Bob um. © keystone

In der Bahn sei am Samstagmorgen um kurz nach 9 Uhr aber noch viel Reif gewesen. "Die Lenkung hat stärker reagiert, als ich erwartet hatte. Und dann ist der Bob umgekippt", meinte die 24-Jährige, die wie Schuten weitgehend unverletzt blieb. Die Goldmedaille im Monobob sei nun zumindest ein kleiner Trost. Und Nolte kündigte an: "Ich lass nicht locker und versuche zumindest die letzten zwei Weltcups zu gewinnen, wenn wir es schon hier nicht geschafft haben."

Das deutsche WM-Quartett komplettierten Maureen Zimmer/Lauryn Siebert, die sich mit dem Sieg bei der Junioren-WM ein persönliches Startrecht gesichert hatten - und am Ende den sechsten Platz belegten. "Das waren zwei gute Läufe und zwei schlechte. Doch mit dem sechsten Platz bin ich mega happy, das war das Ziel", sagte Pilotin Zimmer vom BSC Sachsen Oberbärenburg.

Bundestrainer Spies: "Insgesamt ein tolles Ergebnis für uns, und aus dem Sturz von Laura werden wir die richtigen Schlüsse ziehen." Für den deutschen Verband ist die WM in St. Moritz einmal mehr eine sehr erfolgreiche. Im Zweier der Männer hatte Johannes Lochner/Georg Fleischhauer den Titel gewonnen vor Bobdominator Francesco Friedrich aus Pirna mit Anschieber Alexander Schüller, das Monobob-Rennen dominierte Nolte. Kalicki indes holte mit Anschieberin Leonie Fiebig nun das Zweier-Gold der Frauen zurück nach Deutschland, 2020 und 2021 hatte jeweils Humphries ganz oben gestanden.

Den Abschluss der WM bildet wie immer die Königsdisziplin Viererbob am Samstag und Sonntag jeweils mit zwei Läufen, jeweils ab 13 Uhr. Und auch da gehören die deutschen Teams zu den großen Favoriten.