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Verletzt und trotzdem Sieger: Bobdominator Friedrich meldet sich zurück

Nach der Schrecksekunde im Training und Platz sechs im Zweierbob gewinnt das Team um Francesco Friedrich im großen Schlitten. Wird so kurz vor der WM doch wieder alles gut?

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Trotz Beeinträchtigung am Start mit einem locker laufenden statt im Vollsprint loslegenden Piloten fuhr Team Friedrich mit Thorsten Margis, Candy Bauer und Alexander Schüller in Winterberg zum Weltcup-Sieg.
Trotz Beeinträchtigung am Start mit einem locker laufenden statt im Vollsprint loslegenden Piloten fuhr Team Friedrich mit Thorsten Margis, Candy Bauer und Alexander Schüller in Winterberg zum Weltcup-Sieg. © dpa

Winterberg. Erst in seiner Paradedisziplin Zweierbob ausgebremst, dann mit bandagiertem Oberschenkel zum Überraschungssieg: Bobdominator Francesco Friedrich hat trotz eines Muskelfaserrisses den Vierer-Weltcup in Winterberg gewonnen. Der zweimalige Doppel-Olympiasieger vom BSC Sachsen Oberbärenburg, der am Start nach nur drei betont vorsichtigen Schritten in den Bob sprang, siegte am Sonntag mit seinen Anschiebern Thorsten Margis, Candy Bauer und Alexander Schüller mit 0,18 Sekunden Vorsprung vor dem Briten Brad Hall. Dritter wurde der für Stuttgart startende Berchtesgadener Johannes Lochner, der am Samstag die Konkurrenz im Zweierbob gewann.

"Das schafft man nur mit einem Superteam, das einem in solch einer Situation immer den Rücken frei hält. Wir sind sehr zufrieden - und optimistisch", sagte Friedrich. Zuvor hatte Laura Nolte nach ihrem Sieg im Monobob auch den Zweierbob auf ihrer Heimbahn gewonnen. Mit Anschieberin Neele Schuten gewann die Zweierbob-Olympiasiegerin von Peking beim deutschen Dreifacherfolg vor Lisa Buckwitz, die mit Anschieberin Kira Lipperheide fuhr. Dritte wurde die Wiesbadenerin Kim Kalicki mit Leonie Fiebig.

Das Thema des Wochenendes aber war Friedrich. Denn erst nach dem Rennen im Zweier, das er mit Margis nach zunächst unerklärlich schlechten Startzeiten auf Platz sechs beendete, verriet der 32-Jährige den Ernst der Lage. "Ich habe mich beim Heimtraining verletzt", sagte Friedrich, und er betonte: "Jetzt kommt es auf jeden Tag an. Ich muss mich erholen, die Physios tun alles, was sie können. Mit Blick auf die WM gehen wir kein Risiko."

Die Gesichter sagen alles: Francesco Friedrich (links) und sein Anschieber Thorsten Margis nach dem Zweierrennen und Platz sechs in Winterberg.
Die Gesichter sagen alles: Francesco Friedrich (links) und sein Anschieber Thorsten Margis nach dem Zweierrennen und Platz sechs in Winterberg. © dpa

Ein "Muskelfaserriss im Adduktorenbereich" plage den vierfachen Olympiasieger und elfmaligen Weltmeister, verdeutlichte Bundestrainer René Spies und kündigte mit Blick auf Friedrichs nächste geplante Titelmission an: "Das wird ein Drahtseilakt, die durchzubringen, mit viel Physiotherapie." Die Blessur kommt tatsächlich zur Unzeit drei Wochen vor der Weltmeisterschaft in St. Moritz, wo Friedrich vor zehn Jahren seinen ersten WM-Sieg errang - als damals jüngster Zweiersieger aller Zeiten. Seitdem ist er bei Weltmeisterschaften im kleinen Schlitten ungeschlagen, seit 2017 zudem auch im Vierer.

Laut Friedrich hat sich die Verletzung allerdings angebahnt. Vieles rühre wahrscheinlich von den Rennen in Nordamerika im Dezember und komme daher, "dass ich durch die Stürze viele Kleinigkeiten und Blockaden im Rücken habe, die nicht von jetzt auf gleich wieder rausgehen." Beim Heimtraining zog er sich daraufhin den Faserriss zu.

Eine Absage der Wettkämpfe bis St. Moritz sei kein Thema. Er wolle Punkte in der Weltrangliste sammeln, die über die WM-Startreihenfolge entscheidet. "Denn im Natureiskanal von St. Moritz ist die Startnummer einer der Schlüssel zum Erfolg", betonte der Pirnaer.

Seine Prognose für die bevorstehenden zwei Weltcup-Wochen auf der Heimbahn in Altenberg mit insgesamt je zwei Zweier- und Viererrennen ist vorsichtig bis verhalten optimistisch. Jeden Tag werde es etwas besser, beim Viererrennen in Winterberg habe er schon mal nichts mehr gemerkt - hat sich beim Anschieben aber sichtbar zurückgehalten. Der TV-Kommentator formulierte es treffenderweise als Jogging. Zum Sieg hat es dennoch gereicht - und das mit erstaunlich großem Vorsprung.

Im Zweier aber ist Teamkollege Johannes Lochner, angeschoben wie schon bei dessen Weltcup-Sieg vor Weihnachten von Ex-Leichtathletik Georg Fleischhauer (BSC Sachsen Oberbärenburg), derzeit eine Klasse für sich. "Silber im kleinen Schlitten habe ich genug. Ich will endlich Weltmeister werden. Der Franz wird zur WM wieder in Topform sein, dann werden wir ihm einen harten Kampf liefern", so Lochners Kampfansage.

Schon in Altenberg dürfte es indes am kommenden Wochenende eine gesundheitliche Verbesserung bei Friedrich geben: "Dann ist die Verletzung 16 Tage her, das heißt, bis dahin sieht es wieder besser aus. Natürlich nicht 100 Prozent. Das ist eine Muskelverletzung, die braucht ihre Zeit." Die Zeit jedoch läuft für Friedrich, die WM startet am 28. Januar. Sein Motto bis dahin: "Fleißig behandeln, behandeln, behandeln." (mit sid und dpa)