Der Winter kam diese Woche über Österreich, und er kam zur Unzeit, zumindest für die Bobpilotinnen. Nur zwei Trainingsfahrten vorm Weltcup am Wochenende waren wegen der Massen an Neuschnee möglich. Nun ist der Eiskanal in Innsbruck wenig anspruchsvoll, als Autobahn bezeichnen ihn die Sportler. Am Start Schwung holen und los, viel Training benötigt da keiner.
Speziell die deutschen Fahrerinnen um Olympiasiegerin Mariama Jamanka hätten diesmal aber gerne jede zusätzliche Fahrt genommen, denn an diesem Samstag gibt es für sie eine Premiere: den ersten Wettkampf im Monobob. Ein Schlitten besetzt nur mit dem Piloten – das war bisher allein dem Nachwuchs vorbehalten. Doch auf der Suche nach einem weiteren Wettbewerb für die Frauen, die bislang nur Zweier gefahren sind, hat sich der Weltverband IBSF für den Monobob entschieden und gleich eine Weltserie entwickelt. Nicht nur das: Schon 2022 bei den Winterspielen in Peking wird Monobob olympisch sein.
Kritik der Olympiasiegerin: Das ist kein Teamsport mehr
Die Begeisterung im deutschen Lager hält sich in Grenzen. „Ich bin noch nie Monobob gefahren“, sagt Jamanka und spricht vom „Anfängergerät, um Bobfahren zu lernen und kein Äquivalent, weil Bobfahren für mich Teamsportart ist“. Zudem sei der Monobob deutlich langsamer als der Zweier und fühle sich wie Go-Kart-Fahren an.
Am meisten überrascht hat aber nicht nur Jamanka, dass Monobob auf Anhieb als olympische Disziplin anerkannt wurde, noch bevor es überhaupt mal einen Wettkampf gab. Im Ansinnen, den Frauen einen zusätzlichen Start zu verschaffen, hatte sich die Mehrzahl der Sportlerinnen für das bei der WM ausgetragene Team-Event gemeinsam mit Skeleton ausgesprochen.

Es kam anders, doch auch die Regeln waren lange nicht klar – und sind immer noch umstritten. Zwar wird der Monobob nicht wie zunächst angedacht, den Fahrerinnen zugelost. Doch zugelassen ist ausschließlich ein Einheitsmodell, das sich jeder Verband anschaffen muss. Sechs Monobobs hat der Deutsche Bob- und Schlittenverband (BSD) deshalb gekauft, Kostenpunkt jeweils 22.500 Euro. Inmitten der Corona-Pandemie, die auch dem BSD finanziell zusetzt, ist das viel Geld. „Wir werden das in drei Jahres-Raten bezahlen, auf einen Schlag war das für uns jetzt nicht möglich“, sagt Bundestrainer René Spies.
Dass deutsche Fahrerinnen vergangene Woche beim ersten Rennen der Monobob-Weltserie überhaupt fehlten, noch dazu auf der Heimbahn in Winterberg, verdeutlicht den Stellenwert, den man intern Thema bislang eingeräumt hat. Das wird sich allerdings nun ändern, denn natürlich will der erfolgsverwöhnte Verband auch in dieser Disziplin bei Olympia 2022 ganz vorne dabei sein. Medaille ist Medaille, und nur danach wird im deutschen Leistungssportsystem abgerechnet.
Vor dem Jahreswechsel geht's noch nach Altenberg
In dieser Woche haben die Fahrerinnen nun endlich ihre Monobobs erhalten. Entsprechend gering sind erst mal die Erwartungen. „Unsere Damen sollen sich einfach an den Schlitten gewöhnen und erstmal runterfahren“, sagt der Bundestrainer. Im ersten Schritt gehe es allein darum, das Gerät kennenzulernen und die Lenkung individuell anzupassen. Für die nächste Woche ist die Feinabstimmung geplant. „Die intensive Phase kommt dann erst zwischen Weihnachten und Neujahr, wenn wir alle in Altenberg sind und auch intensiv Monobob fahren werden“, sagt Spies.
Wie das geht, dürfte zumindest Laura Nolte wissen, die das Fahren tatsächlich im Monobob lernte und 2016 bei den Olympischen Jugendspielen in Lillehammer die Goldmedaille gewann. Aber auch Jamanka hat sich mit der neuen Disziplin abgefunden. „Nach wie vor finde ich, dass es eine Verschlechterung der Situation ist. Es ist für mich aber so: Wenn ich an den Olympischen Spielen teilnehmen will, muss ich auch Monobob fahren“, sagt sie.