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Eine besondere Biathlon-Familiengeschichte

Arnd Peiffer besteht sein Debüt als ARD-Experte ohne Probleme. Sein Nachname taucht weiter in den Startlisten auf.

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Unbekannte Biathletin mit bekanntem Nachnamen: Betina Peiffer startet nicht für Deutschland, sondern für Kanada.
Unbekannte Biathletin mit bekanntem Nachnamen: Betina Peiffer startet nicht für Deutschland, sondern für Kanada. © dpa/Thomas Wolfer

Von Thomas Wolfer

Hochfilzen. Ein ganzes Interview auf Deutsch traut sich Benita Peiffer dann doch nicht zu. „In Englisch wäre es mir lieber“, sagt die Kanadierin und lächelt in der bitteren Kälte von Östersund freundlich. Von der Öffentlichkeit weitestgehend unbemerkt hat die 21-Jährige gerade erst ihr Weltcup-Debüt gefeiert, dabei ist ihr Nachname in der Biathlon-Szene ein sehr bekannter. Peiffer? Genau!

„Wir haben den gleichen Ur-Ur-Großvater“, sagt Arnd Peiffer und hat quasi zum Beweis einen Stammbaum aufgemalt, der beim Ahnen, der im 19. Jahrhundert lebte, gipfelt. Wie man das Verwandtschaftsverhältnis nun genau nennt, wisse er auch nicht so ganz genau, sagt der Olympiasieger. „Vielleicht Cousine dritten Grades?“ Die Großväter von Arnd und Benita waren jedenfalls Cousins, die Großeltern wanderten einst nach Kanada aus.

„Wir haben uns schon einige Male getroffen. Es besteht regelmäßiger Kontakt“, sagt Arnd Peiffer, der seine Verwandten am Rande der Spiele in Vancouver 2010 besucht hatte. „Damals war sie aber noch ein kleines Mädchen“, erinnert er sich. Der 34-Jährige ist weiter im Weltcup unterwegs, obwohl er seine Karriere nach der vergangenen Saison beendet hatte. Nun ist er in seiner neuen Rolle als TV-Experte für die ARD dabei.

„Ich habe ihr viel Glück gewünscht“, sagt der Ex-Weltmeister über Benita, die mit den Plätzen 104, 107 und 87 in den Olympia-Winter eingestiegen ist, mit der Staffel wurde sie Elfte. „Ich bin vor den Rennen noch sehr nervös“, sagt sie. Begonnen hat sie eigentlich als Langläuferin, fand aber später keinen Trainer und wechselte zur Skijagd. „Mit dem Druck komme ich noch nicht richtig klar.“ Aber Tipps bekommt sie auch aus der Familie. „Arnd ist ein Vorbild für mich, und er hilft mir auch immer wieder“, sagt Benita. „Wir schreiben miteinander, tauschen uns aus.“

Nur zu gerne würde sie ihrem „Cousin“, wie Benita selbst immer wieder sagt, sportlich irgendwann mal nacheifern. „Ein paar Weltcupsiege und olympische Medaillen wären schon sehr cool“, sagt die Kanadierin, die sich vom ARD-Reporter dann doch noch zu einem kurzen Gespräch auf Deutsch überreden lässt.

Die Karriere nach der Karriere startet Arnd Peiffer als Experte.
Die Karriere nach der Karriere startet Arnd Peiffer als Experte. © ARD/Petra Stadler

Zwar bedauert die junge Athletin, dass sich die beiden im Weltcup um ein Jahr verpassten, der erfahrene Peiffer bereut sein Karriereende ein Jahr vor den Olympischen Winterspielen in Peking aber nicht. „Das Gefühl nach einem guten Rennen macht süchtig, und das fehlt. Aber dafür habe ich sehr viel andere Dinge. Weniger Druck, weniger Zeitaufwand im Sommer, weniger Quälerei“, sagte der zehnmalige Weltcupsieger.

„Lang und aufregend“ nannte Peiffer seinen ersten Tag im neuen Job beim Fernsehen. „Es war natürlich spannend, die ganzen Abläufe zu sehen. Das ist für mich alles neu.“ Der fünfmalige Weltmeister und Gold-Gewinner des Olympia-Sprints von Pyeongchang freute sich, in Schweden viele alte Bekannte wiederzusehen. „Es ist aber auch schön, dass es nicht jedes Wochenende ist“, sagt Peiffer. Längst nicht mehr bei jedem Weltcup wird er dabei sein, stattdessen auch viel Zeit mit seiner Familie verbringen. „Das ist ein Maß, was total super ist. Ich bleibe so ein bisschen dran“, sagt er.

Nun muss sich der Niedersachse daran gewöhnen, seine langjährigen Weggefährten auch mal kritisch zu beäugen. „Ich versuche das sehr sachlich zu machen, dann ist das völlig in Ordnung. Ich bin gespannt auf deren Feedback“, sagt Peiffer: „Sie gucken natürlich ganz genau, was ich mache. Wenn ich da eine falsche Formulierung oder einen Fehler mache, werden sie es mir gleich aufs Brot schmieren.“

Ein wenig vermisst er es, „mit einer Topform am Start zu stehen, mit dabei zu sein und sich mit den anderen zu messen“, sagt er und schätzt dann gleich realistisch ein: „Aber das ist jetzt auch nicht mehr möglich. Wenn man einmal aufgehört hat, kommt man nie wieder auf dieses Niveau. Das ist aber auch okay.“ Und ganz verschwinden wird der Name Peiffer aus den Ergebnislisten vorerst sowieso nicht. (dpa)