Sachsens bester Biathlet holt EM-Gold

Mit dem Feiern ist das so eine Sache in Corona-Zeiten. Deshalb stutzt Justus Strelow bei der Frage nach der Sieger-Party auch kurz, bevor er doch noch eine passende Antwort findet. „Ich kann jetzt nach drei Wochen endlich mal wieder nach Hause fahren. Das ist für mich die schönste Belohnung“, erzählt er.
Das Zuhause ist seit 2016 der besseren Trainingsbedingungen wegen Oberhof, dort wird der aus Hermsdorf im Osterzgebirge stammende Strelow in den nächsten Tagen zufrieden auf die Europameisterschaften im polnischen Duszniki Zdroj blicken. Gemeinsam mit der aus Bayern stammenden Stefanie Scherer gewann der 24-Jährige am Samstag Gold in der Single-Mixed-Staffel. Es blieb der einzige Titel für den Deutschen Skiverband (DSV).
Das Duo wurde quasi zum Wiederholungstäter. Vor einem Jahr standen sie in der gleichen Disziplin schon einmal auf dem Podium, gewannen in Minsk EM-Silber. Es war die erste Medaille für Strelow bei den Männern. Der Titel nun „ist natürlich der größte Erfolg in meiner Karriere“, sagt er stolz. Im Gegensatz zu anderen Sportarten ist die EM bei den Biathleten jedoch ein Wettkampf, bei dem die Besten der Besten fehlen. Dort gehen vor allem Talente an den Start, die in der restlichen Saison vorrangig im IBU-Cup starten.
Am Ziel ist Strelow also noch lange nicht. Das bleibt auch im vierten Jahr nach dem Verlassen des Juniorenalters der Weltcup. „Es wäre natürlich schön, wenn es in dieser Saison noch klappen würde“, sagt er und schiebt, damit es nicht wie eine Forderung klingt, gleich nach: „Aber erst einmal schön Schritt für Schritt.“
Saisonstart mit Platz 105
Dass er sich weiter verbessern muss, um irgendwann mal an der Seite von Arnd Peiffer und Erik Lesser antreten zu können, hat ihm auch diese Saison gezeigt. Die begann im IBU-Cup wegen Corona mit Verspätung erst Mitte Januar – und mit Platz 105 für Strelow. „Der Start in den Winter verlief zäh, und ich war im Laufen nicht wirklich konkurrenzfähig“, blickt er zurück. Es ist seit jeher seine größte Baustelle. Strelow gilt als sicherer und schneller Schütze, der aber auf der Strecke einige Zeit liegen lässt.
Die Single-Mixed-Staffel, die jüngste Biathlon-Disziplin, ist deshalb „geradezu prädestiniert für mich“, findet er. „Es wird häufig geschossen, und die Runden sind so kurz, dass da kaum Laufrückstände zustande kommen.“ In Duszniki Zdroj lief er beim letzten Anschlag zusammen mit dem Konkurrenten aus Russland an den Schießstand, benötigte im Gegensatz zu seinem Nebenmann keinen Nachlader und ging mit einem Vorsprung von 15 Sekunden auf die letzte Runde. Im Ziel konnte er mit seiner Partnerin jubeln. Scherer hatte am Ende des vergangenen Winters ihr Weltcup-Debüt gefeiert. Beim Saisonfinale ermöglicht eine Sonderregel, dass die besten Nationen zusätzliche Startplätze bekommen. Das wäre Strelows Chance.
Empfehlen konnte er sich auch mit seinem Einzelrennen bei der EM. Auf Platz sieben war er der Beste des DSV-Sextetts und ärgerte sich trotzdem. 19 Treffer hatte er gelandet. Sein letzter Schuss aber verfehlte knapp das Ziel. Die Strafminute abgerechnet, hätte es für den zweiten Platz gereicht. „Das war schon ärgerlich. Ich wollte es zu genau machen, habe eine halbe Sekunde gezögert und prompt das Ziel verfehlt“, erzählt Strelow, der für die SG Stahl Schmiedeberg startet. „Aber ich habe daraus gelernt und es in der Staffel besser gemacht.“
Neben dem Duo Scherer/Strelow gewannen Vanessa Voigt, Marion Deigentesch, Dominic Schmuck und Philipp Nawrath mit der Mixed-Staffel zum Abschluss noch EM-Silber hinter den auch in der zweiten Biathlon-Liga dominierenden Norwegern. Johannes Kühn holte im Sprint Bronze und kann sich noch Hoffnungen auf die Weltmeisterschaften machen, die in anderthalb Wochen im slowenischen Pokljuka beginnen. Bundestrainer Mark Kirchner kann keine komplette Mannschaft nominieren, bei der alle die geforderte WM-Norm erfüllt haben. Deshalb wird es Ausnahmen von der Regel geben.Strelow kommt dafür aber nicht infrage – noch nicht.