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Hackl über Olympia in China: Da ist der Mensch nichts wert

Rodel-Ikone Georg Hackl kritisiert im Wintersport-Podcast "Dreierbob" eindringlich den Olympia-Gastgeber. Corona macht ihm indes weniger Sorgen.

Von Fabian Deicke & Tino Meyer
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Der frühere Rennrodler Georg Hackl ist heute Stützpunkttrainer in Berchtesgaden. Vor den Olympischen Spielen in Peking mahnt er eindringlich Missstände im Gastgeberland an.
Der frühere Rennrodler Georg Hackl ist heute Stützpunkttrainer in Berchtesgaden. Vor den Olympischen Spielen in Peking mahnt er eindringlich Missstände im Gastgeberland an. © [M] dpa/SZ

Dresden. Geht es ums Rodeln in Deutschland, kommt man an ihm nicht vorbei: Georg Hackl - oder wie man den dreimaligen Olympiasieger längst nicht mehr nur in seiner bayerischen Heimat nennt: der Hacklschorsch. "Was mich als Kind schon fasziniert hat, dass es möglich ist, dass ein Rennrodler an einer senkrechten Wand entlang fahren kann und da nicht runterfällt", erzählt der 55-Jährige im "Dreierbob", dem Wintersport-Podcast von Sächsische.de - der in dieser olympischen Saison auch mal schnell zum Dreierrodel wird.

Im Gespräch mit Hackl, der in Berchtesgaden zu Hause ist und dort mittlerweile als Stützpunkttrainer arbeitet, kommt man natürlich auch an dem alles beherrschenden Thema dieser Tagen nicht vorbei: Corona. Hackl wirbt mit Nachdruck fürs Impfen, das sei die einzige Chance im Kampf gegen das Virus.

Die Pandemie beschäftigt auch den Leistungssport mehr denn je, erst recht mit Blick auf die Olympischen Winterspiele im Februar 2022 in Peking. Auch das erfolgsverwöhnte und vor allem Erfolg gewöhnte deutsche Rodel-Team ist betroffen. Olympiasieger Felix Loch sowie Dajana Eitberger fehlten beim letzten Weltcup vor Weihnachten in Innsbruck aufgrund einer Corona-Infektion.

Corona-Quarantäne wie im Strafvollzug

Mehr noch wirkt allerdings das Erlebte von den Trainingswochen auf der neuen Olympiabahn in Yanqing nach, sowohl bei den Sportlern als auch bei Hackl selbst. "Die Gefahr einer Ansteckung mit Corona halte ich in China für sehr, sehr gering, weil hier starke Maßnahmen gegen eine solche Ansteckung ergriffen wurden", sagt der gebürtige Bayer.

Etliche Maßnahmen seien allerdings wenig sinnvoll und würden vielmehr die Freiheit des Individuums stark einschränken. So habe er beispielsweise beim Einchecken ins Hotel seinen Ausweis abgeben müssen und habe den erst am letzten Tag wiederbekommen. Dies sei ein kleines, aber aussagekräftiges Beispiel.

Die Corona-Quarantäne habe sich wie Strafvollzug angefühlt mit Stacheldraht rund ums Hotel, meint Hackl mit leiser, ernster Stimme. Ursächlich verantwortlich dafür macht er "ein anderes Menschenbild, ein anderes Weltbild, das man in diesem Land hat und Dinge handhabt, die wir in freien, demokratischen Ländern unter ,geht gar nicht' einordnen würden. Da ist der Mensch nichts wert, und da ist es wurscht, wenn der Mensch nicht raus darf."

"Olympia hat seinen Zauber verloren"

Unter diesen Voraussetzungen, stellt Hackl weiter fest, "hat das Große, Schöne und Tolle, was Olympia immer war, für mich ganz grundsätzlich seinen Zauber verloren". Es falle ihm daher auch sehr schwer, sich für eine erneute Reise nach China im Februar zu motivieren, er verbucht es inzwischen vielmehr als reine Arbeitsreise. "Mir tun vor allem die Sportler leid, die um das Erlebnis Olympia und die großartigen Momente, wie ich sie mehrfach erleben durfte, betrogen werden", sagt Hackl und macht dafür gleichermaßen die Pandemie und den Austragungsort verantwortlich.

Hackl kommt nicht zuletzt aufgrund der anhaltenden Menschenrechtsverletzungen in China zu dem Schluss: "Augen auf bei der vergabe der Olympischen Spiele." Es tue ihm für die Sportler leid, es tut ihm für Olympia leid. "Und mir tut es für alle sehr, sehr leid, die unter solch einem Regime leiden", betont er.

Was bleibt, ist der sportliche Wettbewerb - auch in Peking und trotz der widrigen Umstände, die auch von den Athleten anderer Länder kritisiert wurden. "Wir sind gut aufgestellt, sind gut vorbereitet. Und wir haben unsere Erfahrungen mit der Bahn gemacht", sagt Hackl. Er spricht von einer sehr aufwendig und großzügig gebauten Anlage. "So etwas hat der Rodelsport bisher noch nicht gesehen. Eigentlich eine Vorzeige-Anlage."

Im Podcast erzählt der erfolgreichste Rodler aller Zeiten zudem von der Leidenschaft für seinen Sport, vom Tüfteln am Schlitten und auch über den zerstörten Eiskanal am Königssee sowie den Stand der Planungen zum Wiederaufbau dieser Bahn. Und Hackl verrät das Erfolgsgeheimnis der Rodelnation Deutschland, die selbstverständlich auch diesmal wieder als einer der Top-Favoriten bei Olympia an den Start geht.

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