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Sensation: Dresdnerin Kreher gewinnt Gold bei Skeleton-WM

Susanne Kreher reist ohne Weltcup-Sieg zur WM in St. Moritz - und holt den Titel. Eine Dramaturgie, die im deutschen Skeleton fast zur Gewohnheit wird. Axel Jungk dagegen erlebt ein Debakel.

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Susanne Kreher kam nach ihrem Triumph bei der Skeleton-WM in St. Moritz aus dem Grinsen nicht mehr heraus.
Susanne Kreher kam nach ihrem Triumph bei der Skeleton-WM in St. Moritz aus dem Grinsen nicht mehr heraus. © dpa/Robert Michael

St. Moritz. Susanne Kreher grinste und grinste, sie konnte gar nicht mehr damit aufhören. "Für mich ist das auch eine Sensation, das hätte ich mir nie erträumt", sagte die 24-jährige Dresdnerin, die für den BSC Sachsen Oberbärenburg startet, nach ihrem WM-Coup in St. Moritz. In ihrer jungen Karriere hat Kreher noch nie einen Weltcup gewonnen, nun ist sie plötzlich Weltmeisterin - mal wieder feiert das deutsche Skeleton also eine Heldin aus der zweiten Reihe. Die Cinderella-Story wird allmählich zur Normalität.

Denn Kreher wandelt in den Spuren von Hannah Neise und Christopher Grotheer. Neise reiste vor einem Jahr ohne einen einzigen Weltcupsieg nach Peking und holte dort sensationell Olympia-Gold, Grotheer fing erst im Alter von 27 Jahren an zu siegen - und gewann dann zwei WM-Titel und ebenfalls Gold auf der größten Sportbühne.

Susanne Kreher fährt in der Natureisbahn von St. Moritz sensationell zu WM-Gold.
Susanne Kreher fährt in der Natureisbahn von St. Moritz sensationell zu WM-Gold. © dpa/Robert Michael

In St. Moritz allerdings stürzten Krehers Vorbilder böse ab. Titelverteidiger Grotheer wurde nach vier Läufen nur Zehnter und war damit noch bester deutscher Mann. 4,14 Sekunden trennten ihn vom neuen Weltmeister Matt Weston aus Großbritannien. "Ich bin absolut enttäuscht, es war richtig, richtig schlecht", sagte Grotheer. Schon zur Wettbewerbshalbzeit am Donnerstag war er hart mit sich ins Gericht gegangen, "wie ein übelster Amateur" sei er gefahren.

Seine Teamkollegen allerdings schnitten noch schwächer ab. Der Olympia-Zweite Axel Jungk aus Dresden war völlig chancenlos und landete mit fast sechs Sekunden Rückstand auf dem 18. Platz. Felix Keisinger und Cedric Renner belegten die Ränge 12 und 16.

Für den Dresdner Axel Jungk war es ein Wettkampf zum Vergessen.
Für den Dresdner Axel Jungk war es ein Wettkampf zum Vergessen. © dpa/Robert Michael

Und Olympiasiegerin Neise, vor einem Jahr wie nun Kreher die gefeierte Heldin, war in St. Moritz die schwächste deutsche Frau. Rang 15 nach vier Läufen, mehr als vier Sekunden Rückstand auf Kreher - der Auftritt passte zum durchwachsenen nacholympischen Winter der 22-Jährigen.

Titelverteidigerin Tina Hermann war zweitbeste Deutsche, verpasste das Podest aber als Fünfte. Gut eine Sekunde trennte die Weltmeisterin von 2016, 2019, 2020 und 2021 von der Spitze. Jacqueline Lölling wurde Siebte.

Kreher indes verdiente sich ihren ersten großen Sieg mit bemerkenswerter Konstanz. In jedem der vier Läufe landete sie unter den besten Drei, das schaffte keine andere Konkurrentin. Und obwohl die Favoritinnen schwächelten, setzte sich die Serie der deutschen Skeleton-Frauen damit fort: Seit 2016 trug die Weltmeisterin stets Schwarz-Rot-Gold. (sid)