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Wie Sven Hannawald und Martin Schmitt

Das neue fliegende Doppelzimmer Markus Eisenbichler und Karl Geiger erinnert an das alte Traumpaar des deutschen Skispringens.

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Karl Geiger (links) und Markus Eisenbichler feiern beim Weltcupauftakt der Skispringer im polnischen Wisla einen deutschen Doppelerfolg.
Karl Geiger (links) und Markus Eisenbichler feiern beim Weltcupauftakt der Skispringer im polnischen Wisla einen deutschen Doppelerfolg. © dpa/Czarek Sokolowski

Von Thomas Eßer und Erik Roos

Zwei hölzerne Schneeflocken, zwei Blumensträuße und als Krönung das Gelbe Trikot: Als Markus Eisenbichler und Karl Geiger nach dem Traumstart in den Skisprung-Winter ihre Taschen ins Auto hievten, hatte das fliegende Doppelzimmer allerhand Zusatzgepäck an Bord. „Ich freue mich wie ein kleines Kind“, sagte Eisenbichler nach dem Wochenende in Wisla, das Erinnerungen an alte Zeiten weckte.

Denn einen deutschen Doppelerfolg zum Saisonstart gab es bisher nur im November 2000, als Martin Schmitt im finnischen Kuopio vor Sven Hannawald gewann und beide dadurch in Deutschland einen ungeahnten Skisprung-Aufschwung auslösten. Der neue ARD-Experte Hannawald sprach am Sonntag dann auch euphorisiert von „einem Tag, den wir nie vergessen“.

Das galt besonders für Eisenbichler. 2019 belegte er in Polen noch den letzten Platz. Jetzt eroberte der Weltmeister erstmals in seiner Karriere die Führung im Gesamtweltcup. „Wer das Gelbe Trikot tragen durfte, war immer der große, starke Typ für mich“, sagte der ehrgeizige Siegsdorfer gerührt, und der 29-Jährige schickte eine Kampfansage hinterher: „Ich hätte dieses Trikot gern am Ende der Saison. Das ist mein großer Wunsch, seit ich ein kleiner Junge bin.“ Darüber freue er sich wie über Weihnachten. Der Sieg im Gesamtweltcup – der anspruchsvollste Titel im Skisprung-Zirkus – sei sein „Kindheitstraum“.

Die Chancen stehen nicht mal schlecht. Horst Hüttel traut ihm jedenfalls weitere Erfolge zu. „Er war ja über lange Zeit stabil. Es spricht vieles dafür, dass wir auch in den nächsten Wochen und Monaten einen wirklich guten Markus Eisenbichler sehen“, sagte der sportliche Leiter des Deutschen Skiverbands, und der DSV-Funktionär lobte auch Geiger: „Wir sind noch nie so fulminant in die Saison gestartet“.

Martin Schmitt (links) und Sven Hannawald haben es vor 20 Jahren im finnischen Kuopio vorgemacht.
Martin Schmitt (links) und Sven Hannawald haben es vor 20 Jahren im finnischen Kuopio vorgemacht. © dpa/Matthias Schrader

Geiger wiederum feierte Eisenbichler mit den Worten „Markus, du Katze“ – eine Anspielung auf die erneut verpatzte Landung seines Auswahlgefährten, der erklärte, „eher keine Landekatze“ zu sein, was er bei seinem Sieg gleich bewies. „Ich muss jetzt echt an der Landung arbeiten. Da vergebe ich einen Haufen Punkte, und das möchte ich nicht“, sagte Eisenbichler, dem der technisch anspruchsvolle Telemark nicht wie gewünscht gelang. „Ich freue mich über den Sieg, aber das Arbeiten geht mir nicht aus“, sagte er und gab die an „The Normal One“ Jürgen Klopp erinnernde Devise aus: „Ganz normal bleiben!“

Die Freude über den doppelten Erfolg überwog jedoch deutlich. Der ehemalige Bundestrainer Werner Schuster, der eine neue Aufgabe hat, fühlte sich als neuer Eurosport-Experte sofort an seinen letzten Höhepunkt als deutscher Chefcoach erinnert. „Das ist wie bei der WM – sensationell“, sagte Schuster, als das Ergebnis feststand. Beim Championat 2019 feierten Eisenbichler und Geiger in Innsbruck auch einen Doppeltriumph.

Und weil es bereits in weniger als drei Wochen um die nächsten Goldmedaillen geht – im slowenischen Planica holen sie die Titelkämpfe im Skifliegen nach – wächst die Vorfreude. Schon das nächste Wochenende im finnischen Kuusamo sei aufgrund der ähnlichen Schanze „eine gewisse Generalprobe“ für Planica, sagte Geiger. Er wisse durch den Erfolg der beiden Kumpels gleich zu Beginn der Saison, „dass wir richtig gearbeitet haben im Sommer und der Winter losgehen kann“. An die Schanze in Slowenien hat auch Eisenbichler gute Erinnerungen. 2019 gewann er da erstmals solo im Weltcup.

Für Hüttel steht fest: „Es spricht vieles dafür, dass diese tolle Performance unserer Mannschaft auch dort zu sehen ist.“ Und nach der Vierschanzentournee zum Jahreswechsel, bei der Geiger Ende 2019 zum Auftakt auf dem Podest landete, folgt im Februar und März noch die nordische Ski-WM vom 23. Februar bis zum 7. März 2021 in Oberstdorf als Saison-Höhepunkt dieses Corona-Winters, in dem der Sport anders funktioniert als ansonsten. (dpa/sid)