Warum Friedrich seinem größten Konkurrenten hilft

Altenberg. Mit 500 Euro hat alles angefangen, als kleine Starthilfe von Francesco Friedrich für einen Nachwuchspiloten. Der Österreicher Benjamin Maier hatte vor zwei Jahren eine Crowdfunding-Aktion gestartet, also Geld gesammelt, um überhaupt weiter Bobsport betreiben zu können. Und auch Friedrich, der deutsche Top-Pilot und neue Rekordweltmeister, hat überwiesen.
Nun ist es so, dass man selbst als Ausnahmekönner wie er mit zwei Olympiasiegen, zehn WM-Titeln und den meisten je erreichten Weltcup-Siegen im Bobsport nicht reich wird. Die Unterstützung für Maier aber ist ihm wichtig gewesen. „Mit Benni haben wir schon immer unsere Späße gemacht, das passte einfach gut“, sagt Friedrich, der zudem an seine Sportart dachte: „Wenn wir keine Konkurrenz mehr haben und nur noch alleine am Start stehen, wird es Bobsport irgendwann nicht mehr geben. Die große Bob-Familie soll weiter bestehen“, erklärt er sein Engagement, das bis heute anhält, inzwischen weit über 500 Euro hinausgeht („Zahlen gehören nicht in die Öffentlichkeit“) – und die Sache nun aber zunehmend diffizil macht.
Dass sich zwischen Friedrich und Maier privat eine dicke Freundschaft entwickelt hat, ist das eine. Nur ist aus dem jungen Piloten ein echter Konkurrent geworden – wegen Friedrich. „Dass er so dominiert, inspiriert mich sehr. Schon vor zwei, drei Jahren habe ich angefangen, ihn zu studieren und mir alles abzuschauen. Wie er fährt, was sein Team macht. Das hat mir bisher sehr geholfen“, erzählt Maier.

Besonders im Vierer gehört der 26-Jährige jetzt zur Weltklasse. Bei den vier Weltcups dieser Saison wurde er hinter Dauersieger Friedrich zunächst Dritter und danach dreimal Zweiter, das jeweils ziemlich knapp. Maier lag dabei zum einen immer auch vor dem deutschen Vierer-Spezialisten Johannes Lochner, zum anderen geht Friedrichs Hilfe längst übers Finanzielle hinaus. „Er unterstützt uns sehr großzügig, hilft uns in allen Bereichen weiter und gibt mir Tipps, wie ich beim Material zu meinen Entscheidungen komme“, sagt Maier, der wie Friedrich bis zur Vorsaison und Lochner immer noch einen Viererbob der Marke Wallner fährt.
Für die WM-Entscheidung am Wochenende in Altenberg zählt Maier nun zwangsläufig zu den Favoriten, auch wenn er das relativiert. „In Altenberg ist vieles möglich. Im letzten Jahr war ich Fünfter und versuche diesmal, den einen oder anderen Platz besser zu sein“, erklärt der Mann aus Tirol.
Die Nachfrage bei Bundestrainer René Spies, wie er die neue deutsch-österreichische Freundschaft findet, läuft indes ins Leere. „Das ist jetzt nicht mein Hauptthema, da sind sie frei genug, untereinander so zu agieren“, meint Spies. Und Friedrich, sieht die Sache ähnlich gelassen. „Wir sind trotzdem Rivalen, wenn wir am Start stehen. Dann will jeder gewinnen“, sagt der Pirnaer, seit 2017 mit dem Vierer bei Weltmeisterschaften ungeschlagen.
Sollte die Serie nun ausgerechnet am Sonntag auf seiner Heimbahn enden? „Es wäre der Lauf der Dinge, wenn andere besser werden“, antwortet der Top-Favorit. Und was, wenn tatsächlich Maier derjenige ist? „Wenn der Benni mich am Sonntag besiegt, gibt es noch eine Extraprämie.“
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