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Sportler von den Nazis enteignet

Der ehemalige Sportplatz an der Kötitzer Straße hat eine bewegte Geschichte.

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Der ehemalige Sportplatz an der Kötitzer Straße hat eine bewegte Geschichte.
Der ehemalige Sportplatz an der Kötitzer Straße hat eine bewegte Geschichte. © Arvid Müller

Radebeul. Über 36 000 Arbeitsstunden waren nötig, um den Sportplatz an der Kötitzer Straße zu bauen. So kann man es auf der Internetseite des SSV Planeta nachlesen. Eine Baufirma kam aber nicht zum Einsatz. Die Sportler um Vereinsleiter Kurt Klotzsche des 1893 gegründeten Freien Turn- und Sportvereins Kötzschenbroda übernahmen die Arbeiten selbst. 

Durch den Verkauf von Anteilscheinen an die Sportler war ab 1928 genug Geld zusammen gekommen für den Kauf des Landes an der Kötitzer Straße. Vier Jahre später konnte die Sportfläche eingeweiht werden.

Doch die Freude währte nicht lange, denn 1933 beschlagnahmten die Nazis die Sportanlagen für die Hitlerjugend. Zäune und Tore wurden verbrannt. Der Sportverein wurde verboten und aufgelöst und der Sportplatz entschädigungslos enteignet.

Acht Mann vom Kommando der Wehrmacht suchten nach der Gründungsfahne des Sportvereins in der Wohnung von Leiter Kurt Klotzsche. Doch fündig wurden sie nicht. Die Fahne war im Schuhschränkchen mit doppelter Rückwand versteckt. Sie ist somit bis zum heutigen Tag erhalten geblieben.

Nach dem Krieg war es wieder Kurt Klotzsche, der sich die Genehmigung der Roten Armee zur friedlichen Nutzung des Sportplatzes holte. Er gelangte wieder in den Besitz des Vereins. Die Zusammenkunft mit dem Kommandeur fand im Gebäude der Sparkasse in Radebeul-West statt. Um einen Beginn zu haben, gab jeder Funktionär 100 Mark. Der Platz wurde auch von der Roten Armee genutzt.

1957 konnte auch die Traditionsfahne anlässlich der Feierlichkeiten zum 25. Jubiläum des Sportplatzes wieder übergeben werden. Als Kurt Klotzsche 1964 starb, wurde der Sportplatz ihm zu Ehren in Kurt-Klotzsche-Stadion umbenannt.

Nach vielen Jahren sportlicher Aktivität wird inzwischen schon lange nicht mehr auf dem Platz trainiert. Mit dem Zusammenschluss der Fußballabteilungen des SSV Planeta und des Radebeuler Ballsport-Clubs verließen die Fußballer des SSV 1998 ihr Domizil in der Kötitzer Straße. Später fanden dort noch Motorsportveranstaltungen statt. (SZ/nis) 

Quelle: SSV Planeta

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