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Sprechstunde beim Laufdoktor

Den Titel darf Paul Schmidt nun offiziell tragen – am Sonntag beim Dresden-Marathon jedoch nicht starten. Dafür berät er andere und verrät neue Pläne.

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© Matthias Rietschel

Von Tino Meyer

Laufen ist diesmal nicht möglich, beim besten Willen nicht. Dabei gehören Paul Schmidt und der Dresden-Marathon doch zusammen. Und gerade in seiner Heimatstadt hat der 31-Jährige schon Erstaunliches geschafft – inklusive mancher Wunderheilung. 2009 hat er zum Beispiel bei seiner Marathon-Premiere auf Anhieb den Stadtklassiker gewonnen. 2011 ist Schmidt Zweiter geworden und 2014 auf Platz zwei liegend nach einem Schwächeanfall kurz vorm Ziel im Delirium noch Vierter.

Noch etwas krasser wirkt die medizinische Anekdote zum Nachtlauf vor vier Jahren, den Schmidt nur vier Monate nach einem Komplettabriss des Oberschenkelbeugers nahe des Sitzbeinknochens gewonnen hat. Diesmal aber geht wirklich gar nichts, was fünf Tage nach einer Knie-Operation wenig verwundert – und der ebenso ambitionierte wie reflektierte junge Mann auch einsieht. „Aber reisefähig bin ich und deshalb auch in Dresden“, sagt Schmidt, der Medizin studierte, seit anderthalb Jahren am Institut für Sportmedizin der Berliner Charité arbeitet und kürzlich am Uniklinikum Dresden seine Promotion erfolgreich abgeschlossen hat.

Seitdem darf sich Schmidt offiziell Doktor nennen und verbindet nun mit seinem Abstecher in die Heimat das Angenehme mit dem Nützlichen. Zum einen freuen sich Familie und Freunde über das Wiedersehen, und darüber hinaus haben auch die Läufer etwas davon, wenn Schmidt am Samstagmittag im Congress Center beim Laufmedizinischen Symposium auftritt. „Meinen Vortrag kann ich ja im Sitzen halten“, meint er. „Return to play nach internistischen Erkrankungen“ lautet sein Thema, also umgangssprachlich formuliert: Wann und wie kann ich wieder Sport machen nach Infekten, Essstörungen oder gar Herzmuskelentzündungen?

Wann er nach dem Eingriff an der Patellasehne, die ihm – und das ist höchst selten – längst gerissen war, selbst wieder laufen kann, entscheiden indes andere. „Sobald es um mich selbst geht, erst recht bei solchen großen Dingen, gebe ich die Arbeit ab. Athlet und Arzt in einem funktioniert nicht“, betont Schmidt.

Ein Ziel hat er sich dennoch gesetzt: erste Laufschritte im Dezember und Mitte Januar die Laufcamps in Fuerteventura, eines von Schmidts neuen Projekten – organisiert von den Dresdner Ausdauer-Breitensport-Spezialisten der Firma Larasch. „Das ist eine Laufreise mit Workshop-Charakter, die sich an Amateursportler richtet. Trainer werden unter anderem Sabrina Mockenhaupt und der Rio-Starter Julian Flügel sein“, sagt Schmidt, der mit seinem medizinischen Fachwissen ebenfalls dabei ist und spätestens dann wieder richtig laufen will.