Von Tobias Wolf
Regen nieselt auf das Dach des Eingangs zur Passage unterm Wiener Platz. Die Händler in der Verbindung zwischen Prager Straße haben nicht viel zu tun an diesen Montagmittag. Kaum ein Kunde verirrt sich in die unterirdische Einkaufsstraße. Am Wochenende war es dort zu einem Gewaltexzess gekommen. Eine Gruppe Hooligans hatte mindestens fünf Ausländer verprügelt und verletzt.

Darüber reden will am Montag keiner der Gewerbetreibenden. Viele von ihnen sind Migranten. Ist es die Angst vor einer erneuten Eskalation? Die Polizei schließt einen fremdenfeindlichen Hintergrund der Attacke nicht aus. Die Kripo ermittle wegen Landfriedensbruchs und gefährlicher Körperverletzung und werde dabei vom Staatsschutz-Dezernat unterstützt, sagt Polizeisprecher Marko Laske. Dabei werden auch Bilder der Videoüberwachung in dem Bereich ausgewertet.
Die Prügelei war schon der zweite Übergriff am Samstag am Wiener Platz. Am frühen Morgen waren dort zwei asiatisch aussehende Männer verletzt worden. Drei unbekannte Täter hatten sie rassistisch beleidigt und anschließend geschlagen.
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Die Polizei habe den Wiener Platz im Blick und kontrolliert dort immer wieder, so Laske weiter. Seit einiger Zeit hat sich das südliche Ende der Prager Straße zum Drogenhandelsschwerpunkt entwickelt. Einen Vorfall wie am Samstag habe es in der jüngeren Vergangenheit am Wiener Platz noch nicht gegeben, sagt Laske.
Etwa 25 Dynamo-Fans wollten nach SZ-Informationen eigentlich mit einem gecharterten Bus zum Drittligaspiel nach Erfurt fahren. Wegen des Wintereinbruchs konnte der Wagen jedoch nicht abfahren. Also schauten die Männer – die meisten stammen aus dem Großraum Senftenberg – die Begegnung in Acki‘s Sportsbar am Straßburger Platz. Mit wie viel Bier sie den Unmut über die Niederlage herunterspülten, ist nicht überliefert. Später sollte es vom Hauptbahnhof wieder nach Südbrandenburg gehen.
Vier der Männer wollten offenbar nachtanken und gingen in die Passage Wiener Platz, um Bier zu kaufen. Dabei kam es zum Streit mit Ausländern. Ein später verletzter 27-jähriger Tunesier erhielt dabei Hilfe von anderen Nordafrikanern, sodass die vier Angreifer in den Bahnhof flüchteten – um wenig später mit Verstärkung zurückzukehren. Die Bilanz: Neben dem Tunesier wurden ein 64-jähriger Iraker, ein 44-jähriger und ein 39-jähriger Algerier sowie ein 19-jähriger Afghane verletzt. Die Polizei nahm sieben Verdächtige fest. Gegen vier wird ermittelt. Ob sie bereits einschlägig aufgefallen sind, wollte die Polizei nicht kommentieren.
„Am Wochenende waren offensichtlich Fußballfans die Täter, da macht es wenig Sinn, permanent Präsenz zu zeigen“, sagt der Polizeisprecher. „Wir werden bei Fußballspielen von Fall zu Fall entscheiden, ob wir mit mehr Beamten vor Ort sind.“