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Stadion der Freundschaft überwintert als Baustelle

Eigentlich sollte die Sportstätte in Görlitz diese Woche eröffnet werden. Aber schlechtes Wetter in Bayern durchkreuzte den Plan.

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© Pawel Sosnowski

Von Ingo Kramer

Wenn sich Ute Prechel über eins ärgert, dann über das Wetter in Bayern. „Dort hat es im Sommer viel geregnet“, sagt die Hochbau-Ingenieurin aus der Görlitzer Stadtverwaltung. Die Folge: Die Spezialfirma für Kunststoffbeschichtungen auf Laufbahnen konnte einen großen Auftrag in Bayern nicht rechtzeitig abschließen, weil sie auf trockenes Wetter angewiesen ist. Danach sollte sie ab Mitte August im Görlitzer Stadion der Freundschaft loslegen. Letztlich dauerte die Baustelle in Bayern drei Wochen länger. „Diese Zeit fehlt uns jetzt hier“, sagt Ute Prechel. Da der Oktober in Görlitz nass ausgefallen ist, hat die Firma ihren hiesigen Auftrag nur zu zwei Dritteln geschafft – und kommt im Frühling wieder, um den Rest zu erledigen.

Entsprechend wird das Stadion nicht wie geplant am 28. Oktober fertig, sondern erst Mitte Mai. „Besonders ärgerlich ist das, weil hier ansonsten alles so gut lief“, sagt Ute Prechel. Sogar die zusätzlichen Arbeiten am Rasen hat die Firma noch in den Bauablauf integriert, ohne dass es dadurch länger gedauert hat. Nur teurer geworden ist es somit – um 200 000 Euro. Noch einmal die gleiche Summe kam hinzu, weil im Untergrund Hausmüll gefunden wurde, der aufwendig entsorgt werden musste. So liegen die Kosten bei knapp 3,2 anstelle der ursprünglich geplanten 2,8 Millionen Euro.

Was im Stadion der Freundschaft entstanden ist, kann sich aber sehen lassen: Ein Naturrasenplatz, ringsherum beste Trainingsmöglichkeiten für Leichtathleten, eine Flutlichtanlage, ein Sprecherturm mit zwei Etagen und an der Seite sogar noch ein neues Trafohäuschen, „damit die Elektroversorgung im Stadion und im Volksbad langfristig gesichert ist“, wie Ute Prechel betont. Besonders schön geworden ist der Sprecherturm. Die untere Etage soll als Lager genutzt werden, die obere für den Stadionsprecher. Durch riesige Glasscheiben hat er einen guten Blick auf den ganzen Platz. Dazu ist diese Etage eine Technikzentrale: 16 Drehknöpfe und zig Steckdosen sind schon da, weitere Technik kommt nach Aussage von Mischa Prox vom Schul- und Sportamt auf jeden Fall noch dazu. Zudem ist diese Etage auch beheizbar.

In den nächsten Monaten soll das Stadion noch nicht genutzt werden. „Dafür müsste ja eine Teilabnahme gemacht werden“, sagt Prox. Zudem stehe jetzt ohnehin der Winter bevor. Ob im Frühling erste Sportler schon vor der Fertigstellung aktiv werden können, sei noch nicht besprochen. Hauptnutzer des Stadions werden Leichtathleten und Fußballer sein. „Die Antragsphase der Vereine für die Belegung des Stadions läuft noch“, erklärt Rathaussprecher Wulf Stibenz. Erste Vereine haben sich schon gemeldet, aber noch nicht vom Fußballverein NFV, der vor wenigen Wochen seine erste Männermannschaft aus der Landesliga zurückgezogen hatte. „Sobald die Abfrage durch ist, werden die Vereine informiert“, sagt Stibenz.

Laut Prox nutzt zudem das Joliot-Curie-Gymnasium das Stadion für den Sportunterricht: „Dessen Schüler sind im Moment auf dem Jahnsportplatz.“ Andere Schulen dagegen sind bisher nur für Sportfeste ins Stadion der Freundschaft gekommen.

Derzeit laufen Restarbeiten. Einige Geländer müssen noch montiert werden. Zudem pflastern Arbeiter noch den Eingangsbereich in der Form eines Fußballs – dreifarbig. „Diese Gestaltung hat sich der Architekt nicht nehmen lassen“, lobt Ute Prechel. Auch die Zufahrt wird noch befestigt. Danach können der neue Container und die alten Garagen eingeräumt werden. „Anfang November werden Tore, Hürden, Kugeln, Speere, Matten und so weiter angeliefert“, sagt Ute Prechel. Der Großteil dieser Ausstattung ist neu. Nicht neu hingegen ist das Sanitär- und Umkleidegebäude: „Es wurde 1999 gebaut und ist intakt.“

Im zweiten und dritten Bauabschnitt sollen später die Nebenanlagen hergerichtet werden, darunter zwei Trainingsplätze für Fußballer mit Flutlicht und Übungsfelder für die Leichtathleten, um den Rasen im Stadion zu schonen, der permanentes Speer-, Diskus- oder Hammerwerfen nicht lange mitmachen würde. Als Letztes ist ein neues Funktionsgebäude vorgesehen. Ob und wenn ja, wann diese weiteren Bauabschnitte kommen, kann Ute Prechel noch nicht sagen: „Den ersten Bauabschnitt bekommen wir gefördert.“ Aus eigener Kraft wird die Stadt auch die anderen Abschnitte schwer stemmen können.