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Stadt kappt Lichtleitung zum Butterberg

Der Ärger um die Straßenlaternen in Bischofswerda hört nicht auf. Im Gegenteil.

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© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Bischofswerda. Der Sturm am Sonntagabend hatte auch Auswirkungen auf den Weg zum Butterberg. Mehrere schwere Äste brachen von den Bäumen herab auf die Straße. Die Feuerwehr musste helfen. Die letzten 13 Leitungsmasten an der Straße zum Butterberg fielen dagegen nicht dem Sturm zum Opfer. Die Stadtverwaltung ließ sie einige Tage zuvor absägen. Karl-Heinz John, Inhaber des Gasthofes auf Bischofswerdas Hausberg, ist fassungslos. Sein Entsetzen fasst er in einem einzigen Wort zusammen: Warum? Vor einigen Wochen ließ die Stadtverwaltung im Bischofswerdaer Stadtgebiet mehr als 60 Straßenlaternen kappen, weil angeblich alle Masten marode waren und drohten umzustürzen. Ganze Straßenzüge sind seitdem nachts ohne Licht. Während noch nicht entschieden ist, wie eine Ersatzbeleuchtung in der Stadt schnellstmöglich gestemmt und vor allem finanziert werden kann, wurden jetzt weitere Masten abgebaut. Von den insgesamt 31 Masten zwischen dem Wasserwerk oberhalb von Pickau und dem Berggasthof fielen die ersten 18 schon vor einigen Wochen. An die letzten 13 Holzmasten wurde jetzt die Säge angesetzt. Die Masten trugen die Stromleitung für die Straßenbeleuchtung zum Berg und mehrere Lampen. Der Berggasthof selbst ist in seiner Stromversorgung nicht von dieser Leitung abhängig.

Nach Angaben von Karl-Heinz John war die überwiegende Mehrzahl der Holzmasten völlig in Ordnung. Mehrere waren durch Betonfundamente gesichert. „Es gab zwei, drei Masten, die hätten ersetzt werden müssen. Der Butterberggasthof wäre für die Kosten aufgekommen“, sagt er. Mit der Stadt habe es Absprachen gegeben. Trotzdem wurde anders gehandelt. Und wieder fragt Karl-Heinz John: Warum?

Nach seiner Schätzung beträgt der Schaden über 10 000 Euro. Ersatz für die gekappte Lichtleitung wird es wohl nicht geben. Zumindest nicht durch die Stadt, der der Wald am Butterberg und die Zufahrtsstraße gehört. Karl-Heinz John, der auch Stadtrat ist, weiß um Bischofswerdas Finanzmisere aus erster Hand. Und er weiß auch, dass die städtischen Finanzen keinen Raum für eine Ersatzinvestition geben. Entschieden wurde von der Verwaltung offenbar an den Stadträten vorbei. Selbst der zuständige Stadtratsausschuss für Technik und Wirtschaft wurde offenbar nicht informiert. Dort ist auch Karl-Heinz John Mitglied – und er wurde überrascht, als die letzten 13 Leitungsmasten jetzt fielen. Bauamtsleiter Holger Berthel erklärte am Dienstag auf Anfrage der SZ, er werde sich erst nach einem Gespräch mit Herrn John in dieser Woche öffentlich äußern.

Wie marode ist die Beleuchtung?

Die gekappte Lichttrasse trifft nicht nur den Berggasthof, sondern auch die Jagdhütte, den Touristenparkplatz am Waldrand – und natürlich Wanderer, die insbesondere in der dunkeln Jahreszeit noch am späten Nachmittag unterwegs sind. Bergbaudeninhaber John befürchtet vor allem im Herbst und Winter Einbußen. Gäste könnten angesichts des fehlenden Straßenlichtes davon abgehalten werden, den Gasthof ab der Dämmerung zu besuchen. Vor allem bei Schnee und Eis berge eine völlig dunkle Straße zusätzliche Gefahren, sagt er.

Dass jetzt weitere Licht- und Leitungsmasten abgebaut wurden, wirft Fragen zum Zustand der Straßenbeleuchtung in Bischofswerda insgesamt auf. In einer am Dienstag herausgegebenen Pressemitteilung begründet die Stadtverwaltung den Abbau von Straßenleuchten als „zwingend notwendig“, da die Standsicherheit nicht mehr gegeben war. Auf sieben Straßen, einschließlich der zum Butterberg, wurden Laternen gekappt. Inzwischen seien die „Rückbauarbeiten“ abgeschlossen.

Nach SZ-Informationen ist das Problem der desolaten Straßenbeleuchtung über Jahre verdrängt worden. Die von der Stadt mit der Wartung der Laternen beauftragte Elektrofirma wies wiederholt auf Probleme hin, ohne dass in der Stadtverwaltung reagiert wurde. Jetzt potenziert sich das Problem offenbar, indem ganze Straßenzüge auf einmal vom Netz genommen werden. Die Standsicherheit von Laternenmasten wird jährlich überprüft. Wer das Kontrollergebnis absegnet, übernimmt auch die Verantwortung für den Fall, dass tatsächlich mal ein Mast umfällt und Schaden verursacht.