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Stadt sperrt einstürzende Stadtmauer ab

Gegenüber der Altstadtbrücke in Görlitz platzen Steine heraus. Die Reparatur ist aufwendig. Das hat Folgen fürs Altstadtfest.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Ingo Kramer

Torsten Tschage bringt es klar auf den Punkt. „Für das Altstadtfest haben wir ein echtes Problem“, sagt der Görlitzer Bauamtsleiter. Und das betrifft den ohnehin schmalen Aufstieg von der Altstadtbrücke Richtung Waidhaus – beim Fest jedes Jahr ein Nadelöhr. Gleich auf den ersten 15 Metern, vor dem Eisstern und dem Café 13, hat sich die Stadtmauer gefährlich geneigt – aber nicht nach unten, zur Hotherstraße hin, sondern nach oben, zu eben jenem schmalen Weg. Mehrere große Steine sind herausgeplatzt. „Das haben wir vorige Woche bemerkt, der Betriebshof hat die kaputte Stelle erst einmal mit Ziegelsteinen gesichert“, sagt Tschage. Außerdem haben die Männer auf beiden Seiten der Mauer einen Bauzaun gestellt, damit niemand verletzt wird, falls die Mauer einstürzt. Dadurch ist der Gehweg jeweils zur Hälfte gesperrt, Fußgänger kommen aber trotzdem durch. Auch die beiden quer stehenden Geländer vor dem Café 13 hat die Stadt abgebaut.

Fakt ist inzwischen auch: Die 15 Meter Mauer sind so kaputt, dass sie nicht erhalten werden können. Stattdessen sind ein Abriss und anschließend ein denkmalgerechter Neuaufbau nötig. „Und das schaffen wir bis zum Altstadtfest auf gar keinen Fall“, sagt der Amtsleiter. Das liegt daran, dass die Arbeiten sehr aufwendig sind – und natürlich am Geld. Tschage rechnet mit einem mittleren fünfstelligen Betrag. Das können 40 000 Euro sein, vielleicht auch 60 000. „Wir müssen jetzt klären, ob es Fördermöglichkeiten gibt“, sagt der Amtsleiter. Mit 100 Prozent Eigenmitteln würde die Stadt ungern bauen, denn die Haushaltslage ist angespannt – und es gibt auch noch gar keinen Haushalt, die Stadträte kennen noch nicht einmal den Entwurf. Zudem braucht Tschage für die Baustelle eine denkmalschutzrechtliche Genehmigung. „Doch selbst wenn wir Geld und Genehmigung jetzt ad hoc bekämen, wäre eine Fertigstellung bis zum Jahresende eine sehr große Herausforderung“, sagt Tschage. Falls es noch 2017 Geld geben sollte, wäre der Bau 2018 realistischer, erklärt der Amtsleiter. Und wenn es kein Geld gibt, könnte es freilich noch länger dauern.

Dass die Mauer marode ist und schief steht, ist für Tschage nichts Neues. Voriges Jahr hat die Stadt an der Hotherstraße bereits große Abschnitte der Stadtmauer saniert, weil es dort ebenfalls Schäden gab. Diese Arbeiten sind fast abgeschlossen. „Es müssen noch ein paar Restarbeiten an den Fugen erledigt werden, danach verschwinden dort die Absperrungen“, sagt Tschage. Als am Ende des Jahres noch eine niedrige fünfstellige Summe übrig war, entschied das städtische Bauamt ganz bewusst, nicht auf diesen letzten 15 Metern weiterzubauen: „Schon damals war klar, dass die Summe für diesen Abschnitt nicht reicht.“ Stattdessen verbaut die Stadt dieses Geld jetzt an der Stadtmauer oberhalb der Uferstraße, wo Teile des Spielplatzes gesperrt sind, weil ebenfalls Steine bröckelten. Seit Montag läuft dort der Gerüstbau, nächste Woche beginnt die eigentliche Mauersanierung. Sie soll im Mai abgeschlossen und der Spielplatz anschließend wieder komplett freigegeben werden.

Jetzt aber hat der Winter der Stadtmauer am Café 13 viel schlimmer zugesetzt als die Verwaltung zuvor erwartet hatte. Voriges Jahr war zwar die Mauer schief, aber von ihr ging noch keine Gefahr aus. Das hat sich nun geändert: Das Wasser ist im Winter an den vorgeschädigten Stellen eingedrungen und dort gefroren. Das Eis hat einzelne Steine ausplatzen lassen. Wie nun die Lösung fürs Altstadtfest aussieht, kann Tschage derzeit noch nicht sagen: „Es gibt verschiedene Gedanken und Modelle, aber die sind alle noch nicht ausgereift.“ Sie zu prüfen, sei jetzt die nächste Aufgabe.