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Stadtplaner mit Spraydose

Akim Walta gilt als Urgestein der deutschen Graffiti-Szene. In der Streetart-Schau Magic City sieht er eine große Chance.

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Von Nadja Laske

Hässlich und verunstaltet sind für Akim Walta keine Kategorien. Vielmehr sieht er Hinterlassenschaften junger Sprayer an Hausfassaden, Brückenpfeilern und Lärmschutzwänden, als Übungen. Wozu sie führen, wer kann das wissen? Vielleicht sind ihre Schöpfer irgendwann berühmt. Dann würden sich Sammler um jene ersten Krakel reißen.

Akim Walta (2. v. l.) und die Graffiti-Crew Brain Mash (kleines Foto) malen mit Licht auf Sandstein.
Akim Walta (2. v. l.) und die Graffiti-Crew Brain Mash (kleines Foto) malen mit Licht auf Sandstein. © privat

Für den Streetart-Künstler ist Kunst Kommunikation. Im öffentlichen Raum trifft sie Aussagen, regt an, stört und verstört, sagt aus: Ich bin hier. Dass das nicht jedem passt, dafür hat Akim Walta Verständnis. Farbenfrohe Schwünge am Putz des eigenen Häuschens würden ihn genauso wenig freuen, wie all die Hausbesitzer, die über „Schmierereien“ klagen. Jenseits von Geschmacksfragen und Sachbeschädigungen jedoch ist für Künstler wie ihn die Straße eine einzige große Leinwand.

Die Kunstform Streetart prägte Akim Walta in Deutschland maßgeblich mit, die Szene hat in ihm einen der wichtigsten Graffiti-Pioniere. Aus seinem Hobby machte der 46-Jährige ein Unternehmen, das ihn schon häufig nach Dresden geführt hat. Nun begleitet er die Entstehung der Ausstellung „Magic City – Die Kunst der Straße“. Am 1. Oktober öffnet sie im Kultur-Quartier Zeitenströmung. Hinter verschlossenen Türen arbeiten bis dahin internationale Künstler daran mit. Sie sprayen, malen, drucken, illuminieren, installieren, collagieren, fotografieren und drehen Videos – ganz so, als sei die ganze Welt mit all ihren Streetart-Szenerien auf 2 500 Quadratmeter verdichtet.

Zusammen mit einer russischen Künstlergruppe hat Akim Walta Dresden schon im August besucht. Die Brain-Mash-Crew stammt aus Sibirien und hat ihre Handschrift auf der Dresden-Kulisse hinterlassen. Allerdings ganz ohne den geheiligten Sandstein anzutasten. Licht-Graffiti heißt das, was Mezzo, Fans und Jovanny nachts an die Elbwiesen, auf den Neumarkt und an andere Orte der Stadt gezogen hat. In der Dunkelheit fotografierten sie unter anderem den Canaletto-Blick und die Frauenkirche mit extrem langer Belichtung und malten mit Lichtquellen den Schriftzug „Dresden“ in die Nacht. Außerdem hat die Crew Motive für ein Ausmalbuch zur Ausstellung gestaltet.

Seit Jahren gestalten sie auf der ganzen Welt Fassaden, arbeiten als Illustratoren und Designer. Obwohl sie bereits die verschiedensten Streetart-Projekte kennen, sehen sie der Magic City mit großer Erwartung entgegen. „Ohne Auflagen dürfen dort 40 Künstler die gesamte Bandbreite der Streetart präsentieren“, sagt Akim Walta. Das sei wirklich etwas Besonderes.

Er selbst hat sich mit 13 Jahren an seinem ersten Graffiti versucht. Erst las er Comics, dann griff er zu Marker und Spraydose. Später gründete Walta das Graffity-Fan-Magazin „On the Run“, organisierte Battles und Jams, leitete junge Menschen in seiner Kunst an und hat über die Zeit ein weltweites Netzwerk geknüpft, mit dem Streetart bei großen Veranstaltungen gezielt ein wachsendes Publikum findet, so bei der Expo in Shanghai. Auch die Dresdner Szene kennt Akim Walta gut. Im Kulturzentrum Spike haben vor allem Jugendliche Treffpunkt und Förderung gefunden. Das Urgestein der deutschen Streetart nennt das Spike einen der deutschen „Leuchttürme“ der Kunstform Graffiti, die so sehr um Akzeptanz ringt. Mit der Magic City bezieht sie eine weitere Heimat in Dresden.

www.magiccity.de