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Stadtrat stimmt für Rewe-Erweiterung

Letztes Jahr wurde das Dippser Projekt des Lebensmittelhändlers noch abgelehnt. Was führt jetzt zu dem Sinneswandel?

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© Egbert Kamprath

Von Franz Herz

Dippoldiswalde. Können sich die Dippoldiswalder Stadträte prinzipiell vorstellen, dass der Rewe-Markt am Busbahnhof sich flächenmäßig verdoppelt? Bei einer Gegenstimme hat der Rat zu solchen Plänen Ja gesagt. Im vergangenen Herbst hatte der Technische Ausschuss ähnliche Pläne noch scheitern lassen. Was hat sich geändert?

Erste Änderung: Rewe-Manager stellt die Pläne persönlich vor
Anders als in früheren Stadtratsdebatten war dieses Mal ein Vertreter von Rewe persönlich in der Ratssitzung anwesend. Expansionsmanager Alexander Krause stellte die Pläne der Lebensmittelkette vor. Rewe hat aber auch die Bauvoranfrage verändert. Jetzt hat die Kette nur nach der prinzipiellen Möglichkeit einer Erweiterung an dem Standort gefragt. Details wie die Größe eines neuen Markts oder das Aussehen sollen erst später beraten werden, wenn es um die konkrete Baugenehmigung geht.

Zweite Änderung: Heute gibt es neue Ansprüche an einen Lebensmittelmarkt
Ein Markt wie Rewe will zwischen 14 000 und 15 000 Artikel anbieten, deutlich mehr als Discounter, die zwischen 3 000 und 4 000 Artikel im Sortiment haben, wie Alexander Krause erklärte. Damit will der Markt auch unterschiedlichen Kundenwünschen entgegenkommen, beispielsweise regionale Produkte ins Sortiment nehmen oder vegane Lebensmittel anbieten. Diese Themen haben vor wenigen Jahren nur eine geringe Rolle gespielt, sind heute aber für viele Kunden wichtig. Die Ansprüche entwickeln sich auch.

Rewe will sein Angebot in Dipps ausweiten und dabei auch die Mitarbeiterzahl von jetzt rund 20 auf 40 erweitern. Falk Kühn-Meisegeier (Freie Wähler) sagte: „Wir brauchen in Zentrumsnähe eine solche Einkaufsmöglichkeit. Der heutige Markt ist doch nicht mehr zeitgemäß. Das weiß jeder, der ein wenig herumkommt.“

Dritte Änderung: Rewe hat auch architektonische Ansprüche
Das Gebäude, in dem sich der Rewe-Markt jetzt befindet, ist mehr als ein Supermarkt. Im Obergeschoss sind Büroräume und Arztpraxen angesiedelt. Auf deren Erhalt legen die Stadträte Wert. „Nahversorgung ist ja nicht nur Einkaufen. Dazu gehört auch die ärztliche Versorgung. Das muss bestehen bleiben“, sagte Marco Mätze (Die Linke). Hier hat Rewe ein Einlenken signalisiert. Alexander Krause nannte ein Beispiel aus Dresden, wo sich über einem Markt mehrere Etagen mit Büros befinden. Er betonte, dass Rewe auch einen architektonischen Anspruch an seine Bauten hat und keinen „grauen Klotz“ errichten will. Der Markt soll Tageslicht bekommen und energieeffizient gebaut werden.

Vierte Änderung: Konkurrenzsituation hat sich verschärft
Lange Zeit hat Rewe den Plan verfolgt, auf dem ehemaligen Hydraulikgelände einen neuen Markt zu errichten. Davon hat sich die Kette verabschiedet. Stadtrat Michael Triller (Freie Wähler), der als Einziger gegen das neue Projekt gestimmt hat, wollte die Gründe für den Sinneswandel wissen.

Rewe-Manager Krause verwies auf den rauen Wettbewerb in Dippoldiswalde um Handelsflächen. Ganz in der Nähe der Hydraulik baut derzeit Lidl einen neuen, größeren Markt. „Das ist für uns nicht zu unterschätzen“, sagte Krause. Deswegen haben sich die Planungen auf dem Hydraulikgelände für Rewe überholt.

Die Kette zieht es jetzt vor, näher an der Innenstadt ihren bestehenden Markt weiter zu entwickeln. Krause trat auch Bedenken entgegen, dass Rewe mit anderen Artikeln den Händlern in der Innenstadt Konkurrenz machen würde. Solche Nebensortimente machen höchstens fünf Prozent vom Angebot aus, verspricht er. Rewe sei ein Lebensmittelspezialist und wolle das bleiben. Bei Discountern würden die Nebensortimente einen deutlich größeren Anteil ausmachen.

Fünfte Änderung: Problem Busbahnhof könnte mit gelöst werden

Zwischen der Stadt und Rewe gab es bereits Gespräche, dass die Erweiterung des Marktes auch auf dem städtischen Grundstück erfolgen könnte, wo sich der Busbahnhof befindet. Der müsste dafür nicht weichen, sondern könnte am bisherigen Standort modernisiert und darüber, sozusagen im Obergeschoss, wo sich früher das Parkdeck befunden hat, könnte der Markt gebaut werden. Oberbürgermeister Jens Peter (Freie Wähler) verspricht sich davon Hilfe bei der Lösung einer innerstädtischen Problemzone. Er nannte die Rewe-Pläne daher ein „zukunftsweisendes Projekt“.