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Stadttochter wird zum Internetanbieter

Die Freitaler Strom und Gas will in der ganzen Stadt schnelle Übertragungsgeschwindigkeiten möglich machen.

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© dpa

Von Tobias Winzer

Freital wird in den kommenden Monaten beim schnellen Internet einen großen Schritt nach vorn machen. Nachdem die Deutsche Telekom Ende der vergangenen Woche angekündigt hat (SZ berichtete), rund 5 000 Haushalte in Freital und Rabenau mit schnellen Übertragungsgeschwindigkeiten zu versorgen, plant auch die städtische Freitaler Strom + Gas einen Ausbau des Netzes.

In den kommenden zwölf Monaten sollen rund 10 000 Freitaler Haushalte an schnellere Leitungen angebunden werden. Rund drei Millionen Euro werden dafür insgesamt investiert. In den Jahren danach sind dann die restlichen 10 000 Freitaler Haushalte dran. „Das wäre ein gewaltiger Standortvorteil für Freital“, sagt Matthias Leuschner, einer der beiden Geschäftsführer der FSG.

Bislang werden in Freital und Umgebung kaum Geschwindigkeiten von mehr als 16 Megabit pro Sekunden erreicht. Und das liegt vor allem an den veralteten Leitungen. Die Deutsche Telekom als Netzbetreiber hat in Freital zwei sogenannte Hauptverteiler – einen in Zauckerode und einen an der Güterstraße in Deuben. Das Leitungsnetz dort erlaubt zwar theoretisch Übertragungsgeschwindigkeiten von 100 Megabit pro Sekunde.

Weil an den Leitungen danach aber immer viele Haushalte hängen und die Signale zum Teil über nicht zeitgemäße Kupfer-Leitungen der Deutschen Telekom übertragen werden, kommen am heimischen PC nicht viel mehr als zehn Megabit pro Sekunden an.

70 Megabit statt 16

Mit einem Trick will die FSG dieses Leitungsnetz umgehen. In der Fachsprache nennt sich dieses Verfahren „überbauen“. Dazu errichtet das städtische Unternehmen zunächst eigene, modernere Verteiler. Dank neuer Technik können die Signale von dort zielgerichteter an die jeweiligen Haushalte übertragen werden, heißt: weniger Geschwindigkeitsverlust. Die FSG verlegt dann zu den sogenannten Kabelverzweigern, die näher an den Haushalten dran sind, leistungsstarke Glasfaserkabel. Die Kabelverzweiger der Deutschen Telekom werden mit einem eigenen Schalterschrank „überbaut“.

Die Technik in dem Schrank sorgt unter anderem dafür, dass sich die Signale in den nachfolgenden Leitungen nicht mehr gegenseitig stören. So sind nach dem Schrank 100 Megabit statt 16 Megabit pro Sekunde möglich. Gedämpft wird die Leistung lediglich durch die Kupferleitungen, die in den meisten Häusern liegen. 70 Megabit pro Sekunde könnte die FSG aber jedem Kunden anbieten – also rund fünfmal mehr als heute.

Das Unternehmen will die Investitionskosten durch Vertragsabschlüsse mit Internetnutzern refinanzieren. Freitaler, die bislang noch bei Anbietern wie der Deutschen Telekom oder bei Vodafone Kunden sind, sollen wegen der besseren Übertragungsgeschwindigkeiten zur FSG gelockt werden. Bis Ende August werden die potenziellen Kunden angeschrieben. Der FSG-Aufsichtsrat hat dem Vorhaben bereits zugestimmt. Auch im Stadtrat ist das Projekt bereits im nichtöffentlichen Teil vorgestellt worden.

Die Freitaler Strom + Gas schätzt, dass in den kommenden zwölf Monaten rund sieben Kilometer neue Glasfaserkabel in die Straße gebracht werden. Zum großen Teil werden die millimeterdünnen Leitungen lediglich in vorhandene Leerrohre eingezogen. Auf einer Länge von etwa zwei Kilometern muss die Straße geöffnet werden. Deswegen müssen sich Autofahrer und Fußgänger auf vereinzelte Bauarbeiten im Stadtgebiet einstellen.

In den kommenden zwölf Monaten soll zunächst das Leitungsnetz entlang der Dresdner Straße in Potschappel und in Deuben, an der Poisentalstraße, in Kleinnaundorf, in Wurgwitz und in Pesterwitz ausgebaut werden. Die restlichen Haushalte werden dann in den kommenden zwei bis drei Jahren an das Netz angeschlossen.

Die Ausbauinitiative der Deutschen Telekom habe keine Auswirkungen auf das FSG-Projekt, wie Geschäftsführer Leuschner mitteilt. Da sich die Telekom größtenteils auf die Gebiete direkt an der Dresdner Straße konzentriert, bleibt für die FSG noch genügend Fläche für schnelles Internet übrig.

Die Deutsche Telekom hatte angekündigt, den Kunden Übertragungsgeschwindigkeiten von rund 200 Megabit pro Sekunden zu ermöglichen. Dazu werden Glasfaserleitungen bis in die Wohnung verlegt.