Sachsen
Merken

Stadtumbauprogramm Sachsen gut gefragt

Der Abriss leerstehender Häuser und die Aufwertung von Stadtgebieten wurde von Bund und Freistaat stark mitfinanziert. Wohnungsbauer hoffen: das bleibt so.

Teilen
Folgen
34.000 Wohnungen wurden seit 2000 mit dem Förderprogramm angerissen.
34.000 Wohnungen wurden seit 2000 mit dem Förderprogramm angerissen. © Stefan Sauer/dpa (Symbolfoto)

Dresden. Das Stadtumbauprogramm steht bei den Kommunen in Sachsen weiter hoch im Kurs. Nach Angaben des neu geschaffenen Regionalentwicklungsministeriums in Dresden wurden 2019 von Bund und Freistaat fast 71,3 Millionen Euro dafür bereitgestellt. Die Gemeinden hatten jedoch Finanzhilfen von gut 177 Millionen Euro beantragt, hieß es. Seit 2011 wurden 83 Gemeinden mit 119 städtebaulichen Projekten gefördert. Dabei habe es sich Regel um ganze Bündel von Einzelobjekten gehandelt.

Das Ministerium verwies darauf, dass dabei neue Anträge 2018 und 2019 gar nicht mehr angenommen wurden. Der Grund: Es sollen in dem neuen, für diese Jahr angekündigten Programm "Wachstum und nachhaltige Erneuerung - Lebenswerte Quartiere gestalten" die Details der Städtebauförderung abgewartet werden. Der Freistaat wolle die bisher in dem "Stadtumbau"-Programm aufgenommenen Projekte in das neue Programm überführen.

Mit dem "Stadtumbau"-Programm sollten unter anderem der Leerstand von Wohngebäuden und sozialen Einrichtungen beseitigt und Stadtquartiere aufgewertet werden. Seit 2002 bis einschließlich 2019 belief sich die Summe der Bundesmittel auf 624,15 Millionen Euro, die der Freistaat mit 653,80 Millionen Euro gegenfinanziert hat. Es seien 133 Gemeinden und 278 städtebauliche Projekte unterstützt worden, hieß es. 2017 hatte der Bund die beiden Programme "Ost" und "West" zu dem gesamtdeutschen Bund-Länder-Programm "Stadtumbau" zusammengelegt.

"Das Programm ist von unseren Mitgliedsunternehmen sehr stark in Anspruch genommen worden", sagte der Sprecher Verbandes der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Sachsen, Alexander Müller. Es sei vor allem für Rückbauprojekte, aber auch für Modernisierungen im Rahmen des Denkmalschutzes genutzt worden. "Deshalb sind wir auch sehr an einer Fortsetzung interessiert."

Zehntausende Wohnungen abgerissen

Auch bei den sächsischen Wohnungsgenossenschaften wurde Abriss nach eigenen Angaben zu etwa 90 Prozent mit Fördermitteln aus dem "Stadtumbau Ost" bestritten. Seit 2000 seien so etwa 34.000 Wohnungen durch Abriss oder teilweisen Rückbau vom Markt genommen, hieß es. Von den 2019 für den Rückbau vorgesehenen 253 Wohnungen unter anderem in Riesa, Weißwasser, Zwickau, Delitzsch, Schwarzenberg war bei mehr als 70 Prozent ein Teilrückbau geplant. "Der Leerstand konzentriert sich zunehmend nicht mehr auf das gesamte Gebäude, sondern vermehrt auf obere Geschosse ohne Aufzug", sagte eine Verbandssprecherin. An Teilabriss gebe es großen Bedarf. Das Problem: Der Teilrückbau sei mindestens drei Mal teurer als ein Komplettabriss. Auch künftig müssten weiterhin Wohnungen vom Markt genommen werden, um die Wirtschaftlichkeit der Unternehmen zu sichern.

"Wir stehen einem einheitlichen Stadtumbau-Programm offen gegenüber, wünschen uns jedoch, dass die ostdeutschen Schwerpunkte mit dem Rückbau erhalten bleiben", sagte der Vorstand des Verbandes Sächsischer Wohnungsgenossenschaften, Mirjam Luserke. Jedoch finde der Teilabriss bisher keine Beachtung. "Deswegen fordern wir vom Freistaat ein eigenes Landesrückbauprogramm, mit dem auch im ländlichen Raum und außerhalb der Gebietskulissen Rückbau oder Teilrückbau gefördert wird."

In Dresden wurden mit Hilfe des Stadtumbau-Programms unter anderem Bereiche am ehemaligen Heizkraftwerkes Mitte, der jetzigen Spielstätte von Staatsoperette und Theater Junge Generation in einer um- und ausgebauten Maschinenhalle, revitalisiert. Die Heizzentrale wurde zu einem Raum für Kreativwirtschaft umgebaut. Das Heinrich-Schütz-Konservatorium kam im ehemaligen Lichtwerk unter. Die Außenanlagen wurden teilweise erneuert.

Der Stadtumbau in Leipzig vollzieht sich vor allem in Plattenbaugebieten wie Leipzig-Grünau und den Gründerzeitgebieten. Vor allem in Plattenbaugebieten wurden es rund 12 900 Wohneinheiten weniger. Einen weiteren Rückbau solle es wegen des starken Einwohnerwachstums jedoch nicht geben, hieß es.

Die öffentliche Grünanlage Rosenplatz an der Bernsdorfer Straße in Chemnitz wurde in den vergangenen Monaten mit Stadtumbau-Mitteln neu gestaltet. Der Platz war einer der letzten historischen Stadtplätze, der seit 1989 noch nicht saniert wurde. (dpa)