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Ständig auf der Suche nach neuen Kreationen

Erzgebirgische Volkskunst wird seit 20 Jahren in Spitzkunnersdorf im „Oberlausitzer Geschenkestübl“ angeboten. Die SZ hat sich umgeschaut.

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© Rolf Hill

Von Rolf Hill

Spitzkunnersdorf. Kinderherzen schlagen höher und Augen beginnen zu leuchten, wenn eine Familie das „Oberlausitzer Geschenkestübl“ von Petra Michel im Leutersdorfer Ortsteil Spitzkunnersdorf betritt. Aber auch die Erwachsenen geraten ins Staunen und Schwärmen angesichts der vielen Räuchermänner, Nussknacker, Schwibbögen, Kurrendesänger und unzähligen weiteren Exponaten erzgebirgischer Holzkunst. All das wird sorgfältig präsentiert in Regalen und wartet auf neue Besitzer.

Der Andrang sei gerade jetzt in der Adventszeit besonders groß, räumt die 58-jährige Inhaberin ein. Das gelte für die Zeit vor Ostern ebenso, aber sie könne sich auch sonst nicht über Mangel an Kundschaft beklagen. Dabei ist es gar nicht so einfach, das Umgebindehaus Wiesental 17 zu finden.

„Es ist mein Elternhaus“, erzählt Petra Michel. „Ich bin hier geboren und aufgewachsen. Mein ganzes bisheriges Leben habe ich hier verbracht.“ Schon während der Kindheit habe sie der Vater mit seiner großen Liebe zur erzgebirgischen Volkskunst angesteckt, berichtet sie. Mehrmals im Jahr sei er losgefahren, um sich nach neuen Stücken umzusehen und seine Sammlungen zu ergänzen. Natürlich gab es da regelmäßig kleine Geschenke für sie und ihre Schwester. Mit der Zeit übernahm er dann auch Aufträge für Verwandte, Freunde und Nachbarn. Irgendwann aber ließ es sein Gesundheitszustand nicht mehr zu, selbst zu fahren, daraufhin übernahm seine Tochter die Begleitung. Damit war aber noch nicht definitiv klar, dass sie dieses Hobby einmal professionell betreiben würde. Immerhin stand sie als Finanzkauffrau voll im Berufsleben. Doch als die Pflege der Eltern immer mehr Zeit erforderte, musste eine Entscheidung getroffen werden. So entschloss sie sich vor zehn Jahren, den Weg in die Selbstständigkeit zu gehen.

Tatkräftige Unterstützung sowohl in moralischer als auch in praktischer Hinsicht bekam sie von ihrem Ehemann. Dieser übernahm als Zimmermann den Ausbau des früheren Waschhauses, in dem der erste Ladenraum entstand. Der Umbau eines Schuppens sorgte für weiteren Verkaufs- und Lagerraum.

Neben den Kunden aus dem Oberlausitzer Umfeld gibt es inzwischen auch Bestellungen aus ferneren Gefilden, so beispielsweise aus Österreich, der Schweiz, Russland, den USA und selbst aus Japan. Allerdings handele es sich dabei fast ausschließlich um ehemalige Oberlausitzer oder ihre Nachkommen, räumt sie ein. Deren Interesse liege besonders bei Sonder- und Einzelanfertigungen.

Nicht allein aus diesem Grund müsse sie den Kontakt zu ihren Geschäftspartnern immer persönlich aufrechterhalten. Eben so, wie das einst schon ihr Vater pflegte. Meist handelt es sich bei den Partnern um kleinere oder mittlere Familienbetriebe. Bei denen habe man immer noch die besten Chancen, ausgefallene Extrawünsche anbringen zu können. Der direkte Einkauf beim Hersteller ohne Großhandel bringe außerdem finanzielle Vorteile, die sich sowohl für sie selbst als auch für die Kunden auszahlen. „Natürlich muss ich immer auf dem neuesten Stand sein“, sagt die rührige Geschäftsfrau. „Deshalb bin ich mindestens viermal im Jahr auf Messen und weiteren Verkaufsausstellungen unterwegs.“

Sie freue sich über die Erfolge der vergangenen 20 Jahre, sagt Petra Michel. Trotz aller Veranlagung und eigenem Engagement war es nicht immer ganz einfach. Ohne die ständige Hilfe ihres Mannes wäre es wohl kaum gegangen. Doch eins stehe fest: Die Tradition wird weitergehen, sagt die Geschäftsfrau. Inzwischen haben bereits die Enkel ihre Liebe zu den kunstvoll und fantasiereich gestalteten Holzfiguren aus der Nachbarregion entdeckt. Das heißt, sie stehen gewissermaßen bereits in den Startlöchern. Für Petra Michel ist das ein durchaus beruhigendes Gefühl.