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Stahlharte Sachsen in der größten Fabrik der Welt

Neben den üblichen Verdächtigen gibt es auf der EMO auch digitale Neuerscheinungen.

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© Wolfgang Schmidt

Von Michael Rothe

Der erste Mann im Staate war gerade gut genug, um die Weltmesse der Metallbearbeitung zu eröffnen. Messen wie die EMO verdeutlichen dies auf ganz konkrete, greifbare Weise. Es sei gut, dass die Tradition der Messe „auch im Zeitalter von digitalen Katalogen, Videokonferenzen und Just-in-time-Produktion erhalten bleibt“, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Montag zur Eröffnung der EMO in Hannover.

Mehr als 2 200 Aussteller, gut 70 mehr als vor vier Jahren, aus 44 Ländern präsentieren sich noch bis zum Sonnabend – mit Maschinen, Lösungen und Dienstleistungen für die Industrieproduktion. Motto: „Connecting systems for intelligent production“. Auf dem Branchentreff werden Chefeinkäufer großer Anwender, Vertreter aus Politik und Wissenschaft sowie Produktionsexperten aus aller Welt erwartet.

Von der Messe, die in ungeraden Jahren zweimal hintereinander nach der EMO in Mailand stattfindet, erwartet der Branchenverein VDW eine Initialzündung zur Vernetzung der Produktion. Gezeigt werden ebenso Innnovationen und Neuheiten in klassischen Disziplinen der Technik.

Auch das „Who is who“ des sächsischen Werkzeugmaschinenbaus mit teils jahrhundertalten Wurzeln ist dabei: Mikromat, VTD Vakuumtechnik (beide Dresden), Rasoma (Döbeln), Profiroll (Bad Düben), Schaudt Mikrosa, WMW (beide Leipzig), Union, Niles-Simmons-Hegenscheidt (beide Chemnitz), Wema (Glauchau/Plauen). Auch Nachwendegründungen wie der Anlagenbauer Portatec, Schmorkau und der Spindelhersteller SPL in Ebersbach bei Döbeln zeigen Flagge – in Summe 31 Stände.

Für Digitalisierung stehen speziell zwei Dresdner Adressen: der Produktentwickler Wolfram Design/Engineering und der Softwareentwickler und Prozessoptimierer Dualis. Beide sind erstmals auf der EMO, für fünf Tage die größte Fabrik der Welt. „Industrie 4.0 rückt immer mehr in den Fokus, damit war die Zeit reif für unsere Teilnahme“, sagt Daniela Bollmann, Marketingchefin der Dualis GmbH IT Solution. Das 1990 gegründete Unternehmen mit 34 Mitarbeitern und 2,4 Millionen Euro Jahresumsatz präsentiert auch eine Software zur intelligenten Steuerung der Fertigung.

Das Exponat passt zur Brancheninitiative des VDW zur vernetzten Produktion. Laut Branchenverein sollen Daten aus unterschiedlichen Maschinen mit verschiedenen Steuerungen vieler Generationen ausgelesen und in einem standardisierten Datenformat in Fertigungsleitsysteme oder in die Cloud befördert werden, um sie auszuwerten und zur Optimierung zu nutzen. Bis März 2018 sollen Ergebnisse vorliegen.

Die Schau findet auch aus sächsischer Sicht in einem optimistischen Umfeld statt. Die Stimmung ist gut, die Konjunkturindikatoren zeigen nach oben. Fast 90 Prozent der 350 Verbandsbetriebe schätzten ihre Geschäftslage mit gut oder sehr gut ein, sagt Reinhard Pätz, Geschäftsführer des Branchenverbands VDMA Ost. Das Auftragspolster habe sich im Schnitt auf gut fünf Monate erhöht. Damit hätten die Betriebe den Abstand zum gesamtdeutschen Maschinenbau verkürzt, wo die Reichweite bei sechs Monaten liege. Der Export nach Großbritannien und in die USA laufe gut, auch China ziehe an, so Pätz. Allerdings sei die Lage wegen politischer Unwägbarkeiten volatil. Und: „60 Prozent der Firmen, zehn Prozentpunkte mehr als im Vorjahr, finden nur mit Mühe geeignete Azubis“, so Pätz. Sie bemängelten fehlende Ausbildungsreife, mangelnde Motivation und Sozialkompetenz wie Pünktlichkeit, Ordnung, Sauberkeit. Trotz Fachkräftemangels würden nur 16 von 100 Firmen Flüchtlinge ausbilden. Ein Grund: kaum Interessenten. Hemmnisse seien fehlende Sprachkenntnis und ungewisse Bleibeperspektive. Industrie, Politik und Bildungseinrichtungen sind dabei gleichermaßen gefordert, betont Pätz. Besonders wichtig sei, die Berufsausbildung in der gesellschaftlichen Wahrnehmung aufzuwerten und die Ausbildungsinhalte an Entwicklungen wie die Digitalisierung anzupassen. Die Jugend müsse erkennen, dass es spannende spanende Jobs gibt – und dass man mit Computern mehr als nur spielen kann.

Spanend & spannend

  • Die Werkzeugmaschinenindustrie gehört zu den fünf größten Fachzweigen im deutschen Maschinenbau.
  • Die Branche erwirtschaftet mit rund 70 000 Beschäftigten einen Jahresumsatz von mehr als 15 Milliarden Euro.
  • Die EMO ist der weltweit wichtigste Treffpunkt für die Fertigungstechnik.
  • Ihr Schwerpunkt liegt bei spanenden und umformenden Werkzeugmaschinen, Fertigungssystemen, Präzisionswerkzeugen, automatisiertem Materialfluss, Computertechnologie, Industrieelektronik und Zubehör.
  • 2013 kamen 143 000 Besucher aus 100 Ländern nach Hannover. (SZ/mr)