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Stahlseile halten die Jahnhalle

Das große Projekt der Bürgerstiftung kommt voran – das Tragwerk der Halle und das Gebäude werden gesichert.

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© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke

Meißen. Die Jahnhalle hat ein imposantes Tonnendach. Es ist so außergewöhnlich, dass die 1896 errichtete Turnhalle heute den Status eines bundesweit bedeutsamen Denkmals hat, erklärt Ina Heß, die Vorsitzende der Bürgerstiftung Meißen und zugleich deren Sprecherin. Damit das auch noch in hundert Jahren zu bewundern ist, ist gerade eine Notsicherung des Hallentragwerks im Gange. „Wir müssen das Bauwerk wieder auf sichere Füße stellen“, erklärt Zimmerermeister Glen Heinitz aus Lommatzsch, der eben diese Notsicherung vornimmt.

Insgesamt sechs Stahlseile sind gespannt.
Insgesamt sechs Stahlseile sind gespannt. © Claudia Hübschmann
Zimmerermeister Glen Heinitz aus Lommatzsch.
Zimmerermeister Glen Heinitz aus Lommatzsch. © Claudia Hübschmann
Das alte Parkett der Halle muss ersetzt werden.
Das alte Parkett der Halle muss ersetzt werden. © Claudia Hübschmann

Dabei sind die auf dem Hallenboden stehenden hölzernen Stützen, die auch die umlaufende Galerie und eben das Tonnendach tragen, mit Balkenkonstruktionen unterfangen und so entlastet worden. „Die Haupttragstützen sind an ihrem Fußpunkt so geschädigt, dass sie kaum noch tragend sind.“ Der Grund: Im unteren Teil, wo sie auf dem Hallenboden stehen, haben Feuchtigkeit und Hausschwamm das Holz zerstört. „Trotz dieser Schädigungen hatte die ganze Konstruktion noch Reserven. Das heißt, sie wäre nicht morgen schon eingefallen, aber wir mussten was machen“, so der Zimmerermeister. Als Nächstes werden die morschen Unterteile der Haupttragstützen ersetzt.

Als weiteres Sicherungselement wurden sechs Stahlseile zwischen den Längswänden des Gebäudes gespannt. „Die halten die Halle zusammen“, so Glen Heinitz. Eine reine Vorsichtsmaßnahme, wirken doch etwa bei Sturm gewaltige Windlasten auf die Hallenwände ein.

Das zweite große Sanierungsfeld in diesen Tagen ist die Bekämpfung des Echten Hausschwamms. Man könne ihn zurückdrängen, quasi still legen, aber er sei immer vorhanden, erklärt Glen Heinitz. Überall an den Wänden über dem Hallenboden sind das Parkett und der Unterbau herausgebrochen worden. Der Putz ist von den Wänden abgeschlagen. Später werden Mittel ins Mauerwerk injiziert, die den Hausschwamm abtöten sollen.

Insgesamt 40 000 Euro kosten die Notsicherung des Tragwerks und die Schwammsanierung. „Davon fehlen uns noch etwa 10 000 Euro Eigenmittel“, so Ina Heß. Der andere Teil des Geldes kommt von der Unteren Denkmalbehörde, die die Sicherung der Jahnhalle so unterstützt. Die Bürgerstiftung rückt dem Riesenprojekt aber nicht nur mit Geld zu Leibe, sondern auch mit Eigenleistung. So muss bei der weiteren Schwammsanierung auch die hölzerne Sockelverkleidung in der Halle abgenommen werden. Das machen Helfer der Stiftung. Allein im vergangenen Jahr gab es zehn Arbeitseinsätze mit zehn bis 42 Helfern, erzählt Ina Heß. So wurden etwa alte Heizungsrohre ausgebaut, ein großer Haufen davon zeugt noch von diesem Einsatz. Die alte Dämmung auf dem Tonnendach musste entfernt und schwammbefallender Putz abgeschlagen werden.

Mitte August kommt willkommene Unterstützung. Dann treffen acht Jugendliche aus Deutschland und Europa ein, die bei einem zweiwöchigen Sommercamp des Internationalen Bauordens in der Halle arbeiten werden. Man müsse die Jugendlichen nicht bezahlen, sondern nur verpflegen und unterbringen, erklärt Ina Heß. Für die eigentlichen großen Baumaßnahmen in der Jahnhalle werden derzeit die letzten Unterlagen für die Baugenehmigung durch die Bürgerstiftung fertig gemacht.

Übrigens – die Jahnhalle ist inzwischen auch erstmals ihrer ursprünglichen Bestimmung gemäß – nämlich sportlich – genutzt worden: Am vergangenen Sonnabend gab es ein Public Viewing des Spiels Deutschland gegen Schweden.

Informationen zu Bürgerstiftung, Jahnhalle und Spenden unter www.buergerstiftung-meissen.de