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Stahlwerk will Umweltprobleme lösen

Staub, Lärm und üble Gerüche aus den Schmiedwerken stören Anwohner. Der Betrieb hat schon reagiert, will aber noch mehr tun.

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© SZ-Archiv/Lutz Weidler

Von Eric Weser

Gröditz. Hätte sie gewusst, was sie in Gröditz erwartet, wäre sie nicht hingezogen. Mit diesen Worten machte eine Anwohnerin am Donnerstag beim Infogespräch in den Gröditzer Schmiedewerken ihrem Unmut Luft. „Ich habe über 50 Jahre auf der anderen Seite des Stahlwerks in Pulsen gewohnt. Von dort kannt ich das nicht.“ Gestank und Dreck an der Fröbelstraße seien vor vier Wochen Anlass gewesen, sich ans Ordnungsamt wenden. Auf dessen Anraten führe sie seither Geruchsprotokoll. Ihre Wäscheleine müsse sie alle ein bis zwei Tage abwischen. „So ein schwarzer Dreck“, sagte die Gröditzerin und zeigte ein weißes Tuch mit schwarzen Streifen darauf.

Neben der Frau waren am Donnerstag mehr als ein Dutzend Anwohner aus dem Umfeld des Betriebs gekommen, um mit Vertretern der Schmiedewerke über das Thema Umweltbelastungen zu sprechen. Die haben im Laufe der letzten Jahre zugenommen, finden einige Anwohner. Bisweilen rieche es an der Großenhainer Straße den ganzen Tag über stark stechend, sagte Peter Packroff. „Das gab es früher nicht.“ Henry Wendt stören Pfeifgeräuschen aus dem Werk, die auf seiner heimischen Terrasse zu hören sind. Ein anderer Anwohner sagte, er falle daheim zeitweise aus dem Bett, wenn die Kranfahrer im Werk abends den Schrott aus sieben Metern Höhe zu Boden krachen lassen.

Der größte Gröditzer Arbeitgeber signalisierte, dass er in Sachen Staub-, Lärm- und Geruchsbelastung teils bereits nachgebessert hat – und weitere Maßnahmen geplant sind. „Wir wollen Lösungen finden und die Situation stetig verbessern“, unterstrich Technik-Geschäftsführer Karsten Golinske während des zweistündigen Treffens mehrfach. Das sei auch im Sinne der Beschäftigten, die von manchen Emissionen noch stärker betroffen seien als die Anwohner.

Einige Problemursachen kennt man im Werk. Manche sind technischer, andere menschlicher Art. Ob jeder Mitarbeiter die bestehenden Arbeitsanweisungen zur Lärm- oder Staubreduzierung wirklich beachtet, lasse sich nicht in Echtzeit kontrollieren. Auf technischer Seite sind zwei Prozesse im Elektrostahlwerk als wichtigste Staubquellen bekannt: das Einschmelzen im Elektro-Lichtbogenofen und der Gießereibetrieb. Trotz bestehender Absauganlagen gebe es nach wie vor diffuse Entweichungen, die auch aus den Werkhallen nach draußen dringen. Das will der Betrieb mit Baumaßnahmen an Anlagen und Hallendächern besser in den Griff bekommen. Einige Projekte davon sollen noch dieses Jahr realisiert werden. Wegen der langen Reparatur- und Produktionszyklen werden bis dahin aber noch Monate vergehen. Gesundheitsgefährdend sei der entweichende Staub nicht, versicherten die Werkverantwortlichen.

Um den Ursachen für die Umweltbelastungen auf die Schliche zu kommen, setzt der Betrieb auch auf Mithilfe der Anwohner. Diese werden gebeten, sich mit möglichst genauen Angaben (Zeitpunkt, eigener Standort, Art der Belastung) an das Werk zu wenden. Mit den Infos könne der Betrieb die Emissionsquellen zielgerichtet suchen und Gegenmaßnahmen ergreifen.

Ein aus Sicht vieler Anwohner richtiges und wichtiges Angebot. Peter Packroff sagte: „Wir haben Vertrauen – aber auch die Bitte, dass die Hinweise auch ausgewertet werden.“ Nach dem Treffen, das in entspannter Atmosphäre ablief, zogen viele Anwohner ein positives Resümee. „Ich fühle mich gehört“, sagte etwa Henry Wendt. Ende des Jahres soll das Treffen wiederholt werden, um zu diskutieren, wie sich die Dinge bis dahin entwickelt haben.

Eine ausführliche Berichterstattung zum Thema finden Sie in einer unserer Ausgaben Anfang kommender Woche.

Kontakt zum Werk: [email protected] oder über das Pförtnertelefon 035263 62468