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Start mit Handwerkskiste und altem VW

Die Firma Estler Straßen- und Tiefbau gibt es seit 20 Jahren. Sie hat auch Spuren in ihrer Heimatstadt hinterlassen.

Von Cathrin Reichelt
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Silvio Karnatz (vorn rechts), Olivia Estler, René Demmler und Hans-Jürgen Estler gehören zur Geschäftsleitung der Straßen- und Tiefbaufirma Estler aus Hartha. Die gibt es seit 20 Jahren.
Silvio Karnatz (vorn rechts), Olivia Estler, René Demmler und Hans-Jürgen Estler gehören zur Geschäftsleitung der Straßen- und Tiefbaufirma Estler aus Hartha. Die gibt es seit 20 Jahren. © Lars Halbauer

Hartha. Losgefahren sind sie vor 20 Jahren auf ihre erste Baustelle wie die Leute vom Zirkus. Daran können sich Hans-Jürgen Estler, Geschäftsführer der gleichnamigen Straßen- und Tiefbaufirma und der technische Leiter Silvio Karnatz noch gut erinnern. 

„Wir hatten eine Handwerkskiste, einen VW-Transporter, jede Menge guten Willen, einen gemieteten Hänger und einen gemieteten Bagger“, so Estler. Dann sei es nach Wittenberg gegangen. In der Region hatten sie von der Straßenmeisterei für ein Jahr einen Instandsetzungsvertrag für die Straßen. „Wir haben Straßeneinläufe repariert und Stützmauern gebaut“, so Estler.

Er und auch Silvio Karnatz hatten zuvor bei der Straßen- und Tiefbaufirma Helmus in Ostrau gearbeitet. „Wir sagten uns, das wir das eigentlich besser machen können und ich entschloss mich, eine eigene Firma zu gründen“, so Estler. Von Anfang an habe festgestanden, dass es ein Straßen- und Tiefbauunternehmen werden sollte. Los ging es am 6. April 1999.

 Der erste Firmensitz war bei dem Transportunternehmen Elsner in Bockelwitz. „Ich begann mit vier Mitarbeitern. Da wir aber ständig außer Haus auf den Baustellen waren, brauchten wird jemanden, der vor Ort alles organisierte“, so der Geschäftsführer. Seine Tochter Olivia Estler hatte gerade ausgelernt und gehörte wenige Wochen nach Firmengründung bereits zum Team. Heute ist sie die Prokuristin des Unternehmens.

Einzug in altes Industriegebäude

2002 zog dann die Firma in einen Teil der ehemaligen Textilwerke. 2007 kaufte Hans-Jürgen Estler das Gebäude und ließ es Stück für Stück sanieren. Entstanden ist unter anderem die Freilichtbühne, die für kulturelle Veranstaltungen wie den Frühschoppen am 3. Oktober zur Verfügung steht. „Für mich war und ist es wichtig als Harthaer den Firmensitz in meinem Wohnort zu haben“, so Estler.

Oft habe das Unternehmen in den Anfangsjahren als Subunternehmer für deutschlandweit agierende Firmen wie Steinle Bau gearbeitet. Gemeinsam wurden 36 Dehner-Gartencenter und viele Netto-Märkte errichtet. Später kamen immer mehr eigene Aufträge dazu. „Im ersten Jahr hatten wir 780 000 Mark Umsatz.

 Darauf waren wir mächtig stolz“, so der Geschäftsführer. Mit dieser Zahl im Rücken habe sich die Firma einen gebrauchten 8,5-Tonnen-Kramer-Bagger und einen Radlader kaufen können. Jetzt verfügt sie über fünf große und vier Mini-Bagger, sieben Radlader, zwei Laster, zwei Walzenzüge und jede Menge Transporter und Kleinbusse zum Transport der Mitarbeiter. 

„Auch im Bereich des Vermessungswesens haben wir im Laufe der Zeit aufgerüstet“, sagte Estler. Seien die Mitarbeiter früher mit dem Bandmaß losgezogen, um ein Baufeld abzustecken, so wird heute alles mit GPS-Geräten vermessen. Und auch die Kalkulation erfolgt elektronisch.

Von vier auf 32 Mitarbeiter

Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen einen Umsatz von 4,6 Millionen Euro und 32 Mitarbeiter. „Ein Großteil davon wurde Anfang 2000 eingestellt. Bis auf die Rentner sind alle noch da“, sagte Hans-Jürgen Estler. Ihm ist es wichtig, das seine Firma ein Familienunternehmen ist.

Seit mehr als zehn Jahren bildet das Unternehmen Lehrlinge aus. „Nach wie vor ist es ein Problem, dass die Jugendlichen falsche Vorstellungen vom Berufsfeld haben. Sicher sind sie immer an der frischen Luft. Doch die Aufgaben sind sehr vielfältig und der Anspruch hoch, da viel Technik zum Einsatz kommt. Die will bedient sein“, so Hans-Jürgen Estler.

Zu den größten Baustellen, auf denen das Straßen- und Tiefbauunternehmen gearbeitet hat, gehört der Neubau des DHL-Logistik-Zentrums in Meerane. das war vor drei Jahren. „Wir mussten aus einer Hanglage eine ebene Fläche schaffen, das Fundament herstellen, die Versorgungsleitungen sowie die Straßenanbindung und Parkflächen errichten. 

Das war unser erstes Projekt mit einem Auftragsvolumen von mehr als einer Million Euro, das wir realisiert haben“, sagte Silvio Karnatz. Auch in Hartha hat das Unternehmen Spuren hinterlassen. Dazu gehören der grundhafte Ausbau des Busbahnhofes, die Umgehungsstraße zwischen Hartha Kreuz und Waldheim, viele Fußwege, die Straße im Unterdorf von Gersdorf und die Rathausgasse, die das erste Projekt in Hartha war.

 Aber auch bei der Umsetzung von Vorhaben von Industrie und Handwerk ist die Firma dabei. So zum Beispiel bei Fichtner Nutzfahrzeuge oder der Erweiterung von Kläger Plastik.

„Es gibt immer wieder schöne Erlebnisse auf den Baustellen beziehungsweise wenn sie fertig sind. In Köttern wurde gleich aus der Straßenfreigabe ein Dorffest mit Rasentraktor-Rennen. Die Dankbarkeit der Leute spüren auch unsere Mitarbeiter. Da gibt es schon mal Kaffee und Kuchen. Auch Briefe, in denen sich Anwohner bedanken, kommen bei uns an“, so Estler.

 Die Mannschaft sei angehalten nach dem Prinzip zu handeln: „In der Zeit, in der gebaut wird, sind wir Nachbarn“. In den vergangenen 20 Jahren habe es immer wieder Höhen und Tiefen gegeben, so Estler. Am Anfang seien die Mitarbeiter viel auf Montage gewesen. Jetzt sieht das anders aus. Mit wenigen Ausnahmen wird in Sachsen gearbeitet.

 Das 20-jährige Bestehen feierte die Firma in der Brauerei in Richzenhain. Auf Geschenke wurde ausdrücklich verzichtet und dafür um Spenden gebeten. Die kommen dem Leichtathletik-Sportverein 99 Hartha, der in den Sportplatz an der Wiesenstraße investieren will, und dem Gersdorfer Sportverein für die Sanierung des Fußballplatzes zugute. Auch sonst engagiert sich das Unternehmen für die Stadt Hartha und die Vereine.