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Startklar für eine verrückte Reise

Zwei Brüder aus Reichenbach begeben sich auf eine Rallye nach Tadschikistan. Ein weiter Weg für einen guten Zweck.

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© privat

Von Anja Gail

Seit Dienstag steht der Opel Astra für die Rallye nach Tadschikistan in Leipzig. Lukas und Johannes Brendler, zwei ehemalige Reichenbacher, brechen damit in vier Wochen auf eine abenteuerliche Reise auf. 10 000 Kilometer liegen vor ihnen, bis in das ferne Hochgebirgsland in Zentralasien. Die Hauptstadt Duschanbe ist ihr Ziel. Dort treffen sie sich mit über 30 anderen verrückten Crews aus aller Herren Länder.

Wer bei der „Tajik-Rally“ mitfährt, will so wie die beiden Brüder Abenteuer erleben und dabei Gutes tun. Denn durch verschiedene Aktionen und die Versteigerung der Autos nach der Ankunft werden über eine Kinderstiftung und die Caritas soziale Projekte und Waisenheime unterstützt.

Am Freitag in zwei Wochen werden Lukas und Johannes ihre Abenteuerreise in der Reichenbacher Stadtbibliothek vorstellen und Dokus über die Rallye zeigen. Wer will, kann auf dem Auto seine Unterschrift hinterlassen und den beiden noch eine Aufgabe mit auf den langen Weg geben. Sie haben zwar schon vor Monaten über ihr Projekt informiert. Aber jeder Rückhalt zählt. Und so freuen sie sich, dass die Bauen und Wohnen GmbH in Reichenbach ihr Projekt finanziell unterstützt. Dafür hat sich die BuW schon für November einen Reisebericht „eingefordert“. Und Michael Kruhl, der selbst weltweit in Krisengebieten und nach Naturkatastrophen im Einsatz ist, hat Lukas und Johannes mit vielen Länderinformationen versorgt.

Zwei Aufgaben haben die beiden „Grenzgänger“, wie sie ihr Team genannt haben, schon für ihren langen Weg nach Duschanbe gestellt bekommen. Sie sollen unterwegs Münzen sammeln. Für jede verschiedene Münze bekommen sie einen Euro und für jeden Schein den Geldwert von zwei Euro. Der Kirchenchor aus Leipzig-Gohlis wünscht sich „etwas Musikalisches von Eurer Tour“ – egal ob Lied, Tanz, Geräusche oder Rhythmen, gebannt auf Video, Papier oder eingeübt und vorführbar, die Brüder sollen Musik machen.

Lukas wohnt selbst in Leipzig. Der 26-Jährige hat dort Lehramt studiert. Sein Bruder Johannes, 24 Jahre, lebt in Ingolstadt, wo er als Ingenieur bei einem Dienstleister in der Autoindustrie arbeitet. Auf der Reise nach Tadschikistan wollen die beiden noch einmal viel Zeit miteinander verbringen, bevor auch Lukas beruflich startet.

So kurz vor der Abfahrt reagiert er noch recht gelassen. Freude und Spannung würden dennoch von Tag zu Tag wachsen, sagt er, zumal er und sein Bruder jetzt erst so richtig verinnerlichten, wie die Vorbereitungen für ihr Projekt langsam, aber sicher, dem Ende entgegen gehen. Das Auto ist, wie gesagt, so gut wie fertig. Ein Onkel in Berlin hat den 18 Jahre alten Astra in der eigenen Kfz-Werkstatt genauestens unter die Lupe genommen. Für 500 Euro haben die Brüder das Auto gekauft. Gut 200 000 Kilometer ist er schon gefahren, aber er würde noch eine gute Laufleistung zeigen, sagt Lukas. Sein Bruder hat sich um das ganze Anmeldeprozedere gekümmert. Dass es ein Opel geworden ist, hat damit zu tun, dass er die Vorgaben der Rallye-Veranstalter erfüllt und sich gut in Duschanbe versteigern lasse. Autos dieser Marke seien immer gut weggegangen.

Mit Hilfe des Onkels hat der Opel nun auch die gewünschte Zusatzausstattung bekommen. Das sind vor allem ein Dachgepäckträger für die Ersatzreifen, zusätzlichen Scheinwerfer auf dem Fahrzeug, um die oftmals unwegsame Strecke in der Dunkelheit gut auszuleuchten und ein Schutz für den Unterboden, um Schäden durch Steinschlag zu vermeiden.

Weil das Auto nach dem Kauf schon mal in Leipzig unterwegs war, kleben bereits mehrere Aufkleber auf der Haube und an den Seiten. Aber für die Reichenbacher, die am 19. August in die Bibliothek kommen, bleibt noch genug Platz.

An ihrer Route südlich vom Schwarzen Meer halten die Brüder vorerst fest. Sie haben aber die Lage in der Türkei im Blick, die sie auf einer relativ langen Strecke im Norden des Landes durchqueren müssen. Wenn sich da etwas zuspitzt und ihre Bedenken zunehmen, müssen sie umdisponieren und die Nord-Route durch Russland nehmen. Das würde ihre Pläne aber nicht sehr durcheinanderbringen. Denn das aufwendig zu beantragende Visum für Russland haben sie schon in der Tasche. Ansonsten benötigen sie nur noch eins für Tadschikistan, und da haben die Behörden die Bedingungen gerade erst erleichtert, erzählt Lukas. Das Beantragen könne man jetzt online bewerkstelligen und das Visum sei innerhalb von wenigen Tagen da. „Wir werden auf jeden Fall sehr vorsichtig sein“, sagt er zur Fahrt durch die Türkei.

Wahnsinnig viel für sich selbst mitnehmen werden sie nicht. Wichtig sind all die lebensnotwendigen Sachen für so eine Reise, Werkzeug und einige Ersatzteile, wenn der Opel unterwegs schlappmachen sollte. Und sie haben schon eine Menge Plüschtieren zusammengepackt. Denn unterwegs wollen sie die an Kinder am Straßenrand verteilen. Auch die Tickets für den Rückflug sind schon gebucht. Am ersten Oktober soll es von Duschanbe aus zurück bis nach Frankfurt am Main gehen. Zwischen der Abfahrt am 4. September und diesem Termin freuen sie sich auf vier spannende Wochen.

Unterstützung über das Internet und Einsicht des Spendenbarometers gibt es hier.Weitere Informationen gibt es auf der Seite www.team-grenzgaenger.de