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Staubecken bleibt erhalten

Die Landestalsperrenverwaltung beginnt bei Nebelschütz im Herbst mit der Sanierung. Vor allem für einen besseren Hochwasserschutz.

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© Matthias Schumann

Von Andreas Kirschke

Nebelschütz. Der Speicher Nebelschütz soll den Ort langfristig vor Hochwasser schützen. Gleichzeitig geht es darum, das Staubecken durchlässiger für Fische, Fischotter, Krebse und Kleintiere zu machen „Wir sind auf der Zielgeraden“, so Diplom-Ingenieur Frank Köhler aus Dresden jetzt im Nebelschützer Gemeinderat. Im Auftrag der Landestalsperren-Verwaltung Sachsen (LTV) plant er die Stabilisierung und Sanierung des Dammbauwerkes für das Staubecken. Im Herbst will die LTV das Bauvorhaben starten – und nach rund einem Jahr will sie damit fertig sein.

Ursprünglich entstand das Staubecken zwischen 1987 bis 1989. Projektiert war es für die Bereitstellung von Brauchwasser zur Gülle-Verregnung in der Landwirtschaft. Nach Erreichen des Vollstaus endete der Bau 1991. Der Hochwasser-Schutz war ein willkommener Nebeneffekt. Er war damals nicht die vordergründige Aufgabe. Der Speicher ging nie wirklich in Betrieb. 1994 übernahm ihn die Gemeinde vom Landkreis Kamenz. Seit der Novellierung des Sächsischen Wassergesetzes Ende 2004 verantwortet die LTV den Speicher. Untersuchungen des Umweltfachamtes in Bautzen zeigten schon um die Jahrtausendwende erhebliche Anlagen-Mängel auf. Dazu gehörten Defekte im Grundablass und Fehler in der Hochwasser-Entlastungsanlage. Sogar die Gefahr eines Dammbruchs bestand. Vorsorglich wurde der Speicher vor zehn Jahren abgelassen.

1,6 Millionen-Euro-Investition

Dann folgte eine Nutzen-Kosten-Analyse. Fazit: Ein Rückbau des Staudamms ist zwar die Variante mit der höchsten Investition, doch er wendet langfristig Schaden ab, er ist ökonomisch und ökologisch durchaus ratsam. Inzwischen gibt es neuere Erkenntnisse. Das Dammbauwerk in seiner Struktur soll weitgehend erhalten bleiben. Die Wellenschutzschicht aus Steinen soll zurückgebaut werden. Ein Teil der Jauer am Staudamm soll ökologisch verbessert werden. „Der Damm bleibt erhalten. Er wird in der Mitte aufgebaggert und mit einem Komplexbauwerk versehen“, so Köhler. Rund 1,6 Millionen Euro kostet die gesamte Maßnahme, wozu auch Wege und Zufahrten gehören. Der Freistaat finanziert das Vorhaben komplett.

Es gibt aber auch Kritik am Vorhaben. „Durch ein überdimensioniertes Projekt wird die Jauer-Aue zerstört. Wir setzen bei den Symptomen an, nicht bei den Ursachen des Hochwassers“, so Geologe Thomas Noack, in der Gemeinde als Fachmann für Permakultur gefragt. LTV-Geologe Sebastian Fritze weist das zurück. „Das Speicher-Bauwerk bleibt als grünes Becken erhalten. Wir zerstören keine Jauer-Aue.“ Das Projekt sei als Entsiegelungs-Maßnahme genehmigungsfähig. „Das beachten wir. Wir haben uns dazu mit den Trägern öffentlicher Belange – unter anderem mit den Naturschutz-Behörden – abgestimmt.“

Offensiv geht auch die Gemeinde das Vorhaben an. Sie sieht die Erhaltung des Staubeckens positiv. Bürgermeister Thomas Zschornak: „Wir waren von Anfang an gegen das Ablassen des Speichers gewesen. Wir sahen das Staubecken immer als ein lohnendes Angel-Gewässer in der Natur.“ Jetzt hoffe man mit der geplanten Stabilisierung und Sanierung des Staubeckens auf eine langfristige Lösung. Davon unbeeinflusst soll die Gestaltung der Jauerbach-Aue unweit des Miltitzer Frosches fortgesetzt werden, so der Bürgermeister.