Von Mareike Huisinga
Kräftig tritt Daniel Müller auf dem Elberadweg in die Pedale. Kurz vor der Bahnunterführung bei Obervogelgesang zieht er jedoch mit aller Kraft die beiden Handbremsen. Vor ihm türmen sich Schlamm- und Geröllmassen, die der starke Regen bereits vor einer Woche runtergespült hatte. An eine Durchfahrt ist nicht zu denken. Ärgerlich für den jungen Mann. „Heute früh bin ich in Dresden gestartet und will nach Bad Schandau. Unterwegs habe ich jedenfalls keine Schilder gesehen, dass der Elberadweg an dieser Stelle nicht passierbar ist“, sagt der Radtourist, wendet genervt sein Fahrrad und sucht sich einen Weg in Obervogelgesang den Elbhang hoch in Richtung Osten.
Leider ist er nicht der Einzige, der in diesen Tagen vor dem zugeschütteten Radweg steht. „Viele fahren hier entlang, nicht alle kehren um, sondern versuchen entweder an der Elbe schiebend weiterzukommen oder überqueren sogar die Bahnschienen“, sagt Sabine Hofer, die in Obervogelgesang wohnt.Unfälle hätten sich schon ereignet.
Vorm Betreten der Gleise warnt die Bundespolizei. „Das ist nicht nur lebensgefährlich, sondern kann auch strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen“, erklärt Polizeisprecher Sven Jendrossek.
„Am Wochenende war sogar der Notarzt hier“, erzählt Anwohnerin Sabine Hofer. Ein Radfahrer kollabierte offenbar, als er die Geröllstrecke überwinden wollte. Nachbar Manfred Zschaler bestätigt: „Es gibt keine Schilder, die die Radfahrer auf diese Gefahr hinweisen. Da müsste doch in Pirna ein Hinweis stehen, mit der Empfehlung, eine Umleitung zu fahren.“ Zwar wurde in Pirna am Fähranleger ein Schild mit dem Hinweis Hochwasser aufgestellt, aber: „Das reicht nicht aus. Hier staut sich kein Hochwasser, sondern der Weg ist komplett weg“, sagt Zschaler verärgert.
Auch von der Wehlener Seite aus gebe es keinen Hinweis. „Ich bin die Strecke abgelaufen, nichts!“, stellt Erwin hagen aus obervogelgesang fest. Die Bewohner schütteln mit dem Kopf über diese misslungene Informationspolitik. Ihr Fazit: eine misslungene Informationspolitik.
Kahrenweg wieder frei
Der Tourismusverband Sächsische Schweiz kennt die Situation, hebt jedoch die Hände. „Die Beschilderung des Elberadweges ist Sache der Kommune, wir vermarkten die Strecke lediglich“, sagt Geschäftsführer Tino Richter. Er wolle sich aber umgehend mit der Stadt Pirna in Verbindung setzen, damit sich die Situation bessert.Die Stadt Pirna will jetzt endlich handeln. „Spätestens am Donnerstag montieren wir am Fähranleger in Pirna und am Bahnübergang in Wehlen Hinweisschilder, dass Radfahrer die Strecke über Zeichen/Posta wählen sollten“, sagt Stadtsprecher Klaus Hensel.
Ist das nicht zu spät? Hensel wirbt um Verständnis: „Wir befinden uns in einer Extrem-Situation, und andere Straßen haben im Vergleich zum Elberadweg die höhere Priorität.“ Das gelte auch für die Beräumung des Elberadweges. „Momentan sind wichtigere Strecken dran, wie zum Beispiel der Kahrenweg“, sagt der Stadtsprecher. Der wurde gestern Abend wieder freigegeben. Dennoch wolle die Stadt versuchen, den Radwanderweg rasch wieder passierbar zu machen.
Ruck, zuck geht das allerdings nicht: „Rund 600 Kubikmeter Geröll und Schlamm sind in Obervogelgesang runtergekommen. Die Aufräumarbeiten werden zwei Wochen dauern“, erläutert Hensel.