Dresden
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Stifter retten Grab eines Generals

Familie Seibt aus Starnberg hat auf dem Dresdner Eliasfriedhof nicht nur einer bedeutenden Barockskulptur geholfen.

Von Kay Haufe
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Wieder schön: Uta und Friedrich Seibt ist die Restaurierung zu verdanken.
Wieder schön: Uta und Friedrich Seibt ist die Restaurierung zu verdanken. © Marion Doering

Heute kann mit seinem Namen kaum noch jemand etwas anfangen, doch zu seiner Zeit war Johann Georg Lichtenegger ein hoch dekorierter General in der Chevaliergarde, einer Elite-Reitereinheit von August dem Starken. Der König von Polen und Kurfürst von Sachsen war es dann wohl auch selbst, der anordnete, Lichtenegger nach seinem Tod 1729 ein beeindruckendes Grabmal auf dem Eliasfriedhof zu errichten. Dieser Begräbnisplatz war damals für die Armen gedacht, entwickelte sich aber kurz darauf zu einem der bedeutendsten in der Stadt.

Heute ist der längst nicht mehr in Betrieb befindliche Friedhof auf der Ziegelstraße nur noch zu besonderen Anlässen und zu Führungen geöffnet. Doch wenn es wieder so weit ist, können die Besucher das restaurierte Lichteneggersche Grabmal anschauen. Uta und Friedrich Seibt aus Starnberg ist es zu verdanken, dass das barocke Kleinod wieder gut erkennbar ist. Denn bis vor einem halben Jahr war auf dem verwitterten Cottaer Sandstein kaum noch etwas zu sehen. Das Relief von Lichteneggers Kopf war fast abgefallen und die schöne junge Frau neben ihm, die Allegorie der Freigiebigkeit, hatte Kopf und Arm verloren. Ein Jammer für die Skulptur von Christian Feige, der unter anderem Figuren im Zwinger herstellte und am Altar der Frauenkirche unter George Bähr mitgearbeitet hat, dessen Grabmal er auch schuf.

Es war für Beatrix Teichmann, die Leiterin des Verbundes von Johannis-, Trinitatis- und Eliasfriedhof, eine der schönsten Überraschungen, dass sich die Familie Seibt vor zweieinhalb Jahren bei ihr meldete. Im Magazin der Stiftung Denkmalpflege hatten beide vom Eliasfriedhof gelesen und darüber, wie viel Arbeit hier noch nötig ist, um die wertvollsten Grabstellen wiederherzustellen. An einem grauen, verregneten Novembertag 2016 traf sich Teichmann erstmals mit dem Ehepaar. Und das erkannte die Schönheit des Ortes und die kulturelle Bedeutung sofort. „Ich möchte gern, dass beides erhalten bleibt“, sagt Uta Seibt.

Rund 35 000 Euro haben die Seibts bisher für vier Grabmale gespendet. „Und so wie es aussieht, wird es nicht das letzte gewesen sein“, sagt Uta Seibt. Die einstige Biologin, die viele Jahre in Afrika, Südamerika und Asien gelebt hat, will sich mit ihrem Mann weiter engagieren. Friedrich Seibt ist gebürtiger Görlitzer und setzt sich auch für die Görlitzer Synagoge ein.

Seibts sind begeistert, wie harmonisch Restauratorin Christine Laubert das Grabmal wiederhergestellt hat. Für den Kopf des Generals hatte sie lediglich zwei Fotos, die ihn nur von der Seite zeigten. Auch den Kopf der danebenstehenden Dame hat sie nachempfunden, erst in Ton und dann in Gips, bevor ihr Mann, der Bildhauer Eckhard Kreische, ihn in Sandstein gefertigt hat. Jetzt passt er perfekt zum Körper, genau wie ein Teil des Armes, der neu ist. Das Bein der Dame lagerte viele Jahre in Teichmanns Büro, bevor es jetzt wieder an Ort und Stelle ist.

Beim Abbau des Grabmales im vorigen November gab es außerdem noch eine Überraschung: Es fand sich nicht nur der Sockel des Grabes im Erdreich, sondern auch die Hand der Damenfigur. Heute ist alles perfekt zusammengesetzt. Christine Laubert hat die Skulptur zunächst sanft mit Wasserdruck gereinigt, bevor sie Entsalzungskompressen auflegte, die Schadstoffe aufnehmen sollten. „Da, wo Wasser ist, ist der Sandstein dem Verfall ausgesetzt“, sagt sie. Das wird auch weiterhin so sein. Doch hat sie inzwischen eine Steinverfestigung durchgeführt, die das verloren gegangene Bindemittel im Stein ersetzen soll. Die Seibts sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Es ist keine genaue Rekonstruktion, deshalb ist auch nicht alles wiederhergestellt. „Aber es muss ja auch Raum für die Fantasie sein“, sagt Uta Seibt.