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Stiftungsnachfolgerin zieht um

Die Gesellschaft Gut Leben folgte auf die Helene-Maier-Stiftung in Kreischa. 2019 verlässt sie ihren jetzigen Standort aber endgültig.

Von Stephan Klingbeil
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Praktikantin Elisa Heyn, Geschäftsführerin Susanne Beckert und Maßnahmenteilnehmerin Cornelia Bernsdorf (v. l.) schauen sich Holzdeko an, die in der Kreativwerkstatt der Gut Leben angefertigt wurde.
Praktikantin Elisa Heyn, Geschäftsführerin Susanne Beckert und Maßnahmenteilnehmerin Cornelia Bernsdorf (v. l.) schauen sich Holzdeko an, die in der Kreativwerkstatt der Gut Leben angefertigt wurde. © Foto: Karl-Ludwig Oberthür

Nach einer mehrmonatigen Standortsuche steht nun fest: Die gemeinnützige Gesellschaft Gut Leben verlässt Kreischa im kommenden Jahr. Die Nachfolgerin der früheren Helene-Maier-Stiftung zieht spätestens im Herbst 2019 von ihrem jetzigen Standort im Ortsteil Zscheckwitz nach Bannewitz. Das bestätigte Susanne Beckert, die Geschäftsführerin von Gut Leben, der Sächsischen Zeitung. „Mit dem Umzug haben wir Planungssicherheit und werden im Vergleich zu jetzt etwa den vierfachen Platz zur Verfügung haben“, sagt Beckert.

Die Gut Leben wird schrittweise von ihrem Übergangssitz im Medizinischen Zentrum für Arbeit und Beruf neben der Kinderklinik in Zscheckwitz in die neuen Räumlichkeiten auf dem Areal des Autozentrums Bannewitz umziehen. Dieses befindet sich an der Ecke Windbergstraße/Bundesstraße B 170. Dort ist geplant, eine der Hallen sowie mehrere Büros zu nutzen.

Dazu wurde vor Kurzem ein Mietvertrag mit den Eigentümern unterschrieben. Er gilt ab Januar 2019. Darüber hinaus hat die Stiftungsnachfolgerin mit einem Agrarunternehmen einen mehrjährigen Pachtvertrag abgeschlossen. Demnach kann die Gut Leben eine 5 000 Quadratmeter große Ackerfläche bewirtschaften, die sich direkt am neuen Standort befindet. Die dort von Maßnahmenteilnehmern geernteten landwirtschaftlichen Produkte sollen dann von ihnen in einem Hofladen verkauft werden.

Die Gut Leben will obendrein verstärkt mit Unternehmen der Region zusammenarbeiten. So gebe es bereits erste Gespräche für eine Kooperation mit der auf demselben Areal in Bannewitz ansässigen Firma Stölzer Verpackungen. Eine weitere Idee ist, dass Maßnahmenteilnehmer dort Bienenwachs von Imkern aufbereiten, auch Honig schleudern sowie Honigglasschilder designen und etikettieren könnten.

Wie schon zuvor bei der Stiftung auf dem Landgut Theisewitz und derzeit in Zscheckwitz absolvieren Menschen mit Schädel-Hirn-Traumata bei der Gut Leben bald auch in Bannewitz ein mehrwöchiges Arbeitstraining zur Wiedereingliederung in ein neues Beschäftigungsverhältnis. Andere Mitarbeiter sind dauerhaft angestellt, etwa in den Werkstätten. Sieben Tätigkeitsfelder bietet die Stiftungsnachfolgerin an.

„Mittendrin dabei sein“, sei ein wichtiges Ziel für die Teilnehmer, die in alle Prozesse von Produktion bis Verkauf eingebunden werden sollen. Ihnen falle es laut Experten leichter, in so einer spezialisierten Einrichtung, die außerdem den Reha-Gedanken verfolge, ihre Behinderung zu akzeptieren. Neben dem therapeutischen Fokus stellt die Gut Leben den Inklusionsgedanken, also das gemeinsame Leben und Arbeiten von Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen, in den Mittelpunkt.

Die Zahl der Mitarbeiter der Stiftungsnachfolgerin hat sich dieses Jahr schon von 14 auf 17 erhöht, die der Maßnahmenteilnehmer zuletzt von 36 auf 38. Diese haben teils schwere Verletzungen nach Unfällen oder etwa auch Schlaganfälle erlitten. Andere wurden Opfer von Gewalt und sind in der Folge ihr Leben lang beeinträchtigt. Die Teilnehmer wohnen meist in betreuten Einrichtungen von Partnern der Gut Leben.

Die neue Bleibe liegt relativ zentral in Bannewitz und ist verkehrsmäßig gut angebunden. Eine Bushaltestelle befindet sich direkt am neuen Sitz. „Die Gemeinde Bannewitz und Bürgermeister Christoph Fröse haben sich von Beginn an für unser Anliegen eingesetzt“, sagt Beckert. Bald solle es auch Kooperation mit Schulen geben, etwa im Rahmen von Ganztagsangeboten. Da gehe es zum Beispiel um den gemeinsamen Pflanzenanbau oder Imkertätigkeiten.

Für die Gut Leben endet somit das Intermezzo in Zscheckwitz: Nach dem endgültigen Aus der Helene-Maier-Stiftung im Jahr 2017 zogen die dort Beschäftigten und Betreuten aus dem mittlerweile privat genutzten Landgut Theisewitz aus. Der derzeitige Vermieter, Klinik-Bavaria-Chef Rudolf Presl, räumte eine Übergangsfrist in Zscheckwitz ein, bis die Gut Leben eine neue Bleibe gefunden hat. Die Vereinbarung galt eigentlich nur bis Jahresende, wurde aber laut Beckert nun verlängert.

Am neuen Standort sollen bald Umbauarbeiten stattfinden. Konkrete Planungen laufen. Vor allem mit Spenden und Fördermitteln soll das Vorhaben finanziert werden. Hinzu kommt, dass die Gut Leben als spezielle Einrichtung zur Betreuung von Menschen mit Behinderung dank einer Änderung im Sozialgesetzbuch künftig auch mit mehr finanziellen Mitteln rechnen kann. Dazu war auch die jetzige Platzerweiterung sehr wichtig – um kostendeckend wirtschaften zu können. 60 Plätze stehen künftig in Bannewitz zur Verfügung.

Die Nachfolgerin der Helene-Maier-Stiftung zieht nach Bannewitz
Die Nachfolgerin der Helene-Maier-Stiftung zieht nach Bannewitz © Foto: Karl-Ludwig Oberthür