Merken

Stiller Protest gegen die Ampelkreuzung

Gottfried Gäbel fordert einen Kreisverkehr am Knotenpunkt Südumfahrung/B 172. Vorrang hat aber eine andere Variante.

Teilen
Folgen
© Marko Förster

Von Thomas Möckel

Pirna/Königstein. Auf dem Acker neben den Obstplantagen zwischen Pirna-Sonnenstein und Krietzschwitz, unweit der Trasse, auf der einmal die Südumfahrung in die B 172 münden wird, stecken ein paar Schilder. Kleine Holzpfosten, beklebt mit weißer Pappe, darauf sind in Druckbuchstaben Sprüche wie „Ampel no“ und „Kreisel go“ geschrieben, daneben steht ein selbstgebasteltes Schild, es symbolisiert allen, die es sehen, dass sie durch eine Nationalparkregion fahren. Die Aktion ist nicht riesig, der Protest aber ein steter.

© Marko Förster

Hinter dieser stillen Form des Widerstandes steckt die Königsteiner Bürgerinitiative „Ampel no – Kreisel go“, initiiert von Gottfried Gäbel aus Königstein. Er hat extra die Grundstückseigentümer gefragt, ob er die Schilder dorthin stellen darf, sie direkt auf der künftigen Ortsumgehung-Trasse zu platzieren, war ihm zu heiß, das Grundstück gehört dem Bund. Aber hier, neben den Apfelbäumen, stehen sie noch immer nahe genug dran an seinem Problemfall.

Der Protest der Königsteiner Initiative entzündet sich an dem künftigen Knotenpunkt der Südumfahrung mit der B 172. Laut der bestätigten Pläne soll an dieser Stelle eine Ampelkreuzung mit mehreren Abbiegespuren entstehen, für Gäbel ein Unding. Er sähe an dieser Stelle lieber einen Kreisverkehr, für ihn wäre es die sinnvollste Variante. Seit weit mehr als einem Jahr kämpfen Gäbel und seine Initiative für das Straßenrondell, aus dieser Aktion entstand der Leitspruch „Ampel no – Kreisel go“. Gäbel schrieb Briefe ans sächsische Wirtschaftsministerium, fragte bei dem Südumfahrungs-Bauherren, die Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (Deges), nach dem aktuellen Planungsstand und sammelte erst kürzlich wieder Unterschriften für seinen Protest im Königsteiner Stadtrat. Sogar an hoher Stelle trug Gäbel sein Anliegen vor. Beim Sachsengespräch in Neustadt bat Gäbel unlängst Sachsens Ministerpräsidenten Michael Kretschmer darum, sich dafür einzusetzen, dass die Südumfahrung Pirna nicht mit einer Ampelkreuzung in die B 172 mündet. Eine Ampel, sagt der Protestler, habe eigentlich nur Nachteile.

So befürchtet Gäbel beispielsweise, dass sich der Rückreiseverkehr aus der Sächsischen Schweiz künftig an der Lichtsignalanlage von Krietzschwitz bis zur Festung Königstein stauen könnte, wenn viele unterwegs sind. Bei einem solchen Stau könnten sich Kraftfahrer dann Ausweichrouten über Krietzschwitz und Neundorf oder über Struppen nach Pirna suchen – ein Umstand, den die Südumfahrung gerade verhindern will. Sie soll den Innenstadtverkehr entlasten – und nicht noch befördern. Und auch optisch passt die Ampel mit ihren Masten und sechs Meter hohen Peitschenlampen für Gäbel nicht so recht in die Nationalparkregion Sächsische Schweiz. Über einen Kreisverkehr würde der Verkehr aus seiner Sicht wesentlich flüssiger fließen.

Gegen das Rondell steht aber ein rechtskräftiger Planfeststellungsbeschluss, nachdem am besagten Knotenpunkt eine Ampelkreuzung vorgesehen ist. Schon 2012 votierte der damalige sächsische Wirtschaftsminister Sven Morlok (FDP) für die Lichtsignalanlage – weil sie gegenüber einem Kreisverkehr wohl rund drei Millionen Euro billiger wäre. Zudem, so das Wirtschaftsministerium, hätte der größere Flächenbedarf für den Kreisel die angrenzenden Obstbaubetriebe noch stärker eingeschränkt.

Letzteres Argument lässt Gäbel allerdings nicht gelten: Sein von ihm vorgeschlagener Kreisverkehr mit einem Außendurchmesser von 50 Metern würde genau in die geplante Straßenfläche passen und bräuchte keinen zusätzlichen Platz. Zudem wäre sein Kreisel für 35 000 Fahrzeuge täglich ausgelegt und würde keinen Strom verbrauchen – im Gegenteil zur Ampel.

Auch in der ersten Bürgersprechstunde zur Südumfahrung Anfang dieses Jahres hätten laut Gäbel die meisten Gäste für einen Kreisverkehr votiert. Die Deges hingegen verwies auf die geltende Rechtslage, die eine Ampelkreuzung vorschreibt. Ob diese Variante aber endgültig in Stein gemeißelt ist, steht noch nicht fest. Theoretisch könnte der Bundesverkehrsminister das Ampel-Dogma noch ändern. „Nun liegt es in der Macht des Verkehrsministers und an der Einsicht der Deges, dass der Kreisel gebaut wird“, sagt Gäbel, „die Zeit drängt.“ 2022 soll der Verkehr über die Südumfahrung rollen.