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Stillstand in der Herklotzmühle

Das alte Wasserrad des Sägewerkmuseums in Seyde muss ausgetauscht werden. Das Vorhaben wird knifflig.

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© Egbert Kamprath

Von Stephan Klingbeil

Seyde. Das Wasser der Wilden Weißeritz fließt weiter. Doch in der Herklotzmühle im Hermsdorfer Ortsteil Seyde herrscht Stillstand. Das alte Wasserrad dreht sich nicht mehr. Nach 48 Jahren hat das wuchtige Rad aus Fichtenholz endgültig den Geist aufgegeben. „Wir haben das Rad immer mal wieder repariert“, erklärt Matthias Herklotz, Vorsitzender des 2003 gegründeten Fördervereins, der sich für den Erhalt der Mühle engagiert. „Aber jetzt ist alles durchgefault, es fällt alles ab, Bretter halten nicht mehr. Das Wasser läuft durch. Das Rad hat somit keine Kraft mehr, wir brauchen ein neues.“

Normalerweise, so fährt Herklotz fort, hätten Wasserräder wie dieses eine Lebensdauer von nur 30 bis 35 Jahren. Zum Glück hielt das jetzige Rad deutlich länger. Allerdings müsse bald ein Neues her. Spätestens zum Mühlentag am 5. Juni 2017 soll sich die Mühle wieder voll funktionsfähig sein.

Seit fast zwei Jahren bemüht sich Herklotz um Fördergeld dafür. Der Verein hat Eigenmittel aufgebracht, über Spenden sowie Einnahmen aus Führungen und Veranstaltungen in dem zum Sägewerkmuseum umfunktionierten Denkmalbau. Doch allein könne er das Vorhaben nicht stemmen. Fast 31 000 Euro koste der Ersatz. Das neue Wasserrad müsste aus einem stabileren, langlebigeren Lärchenholz bestehen.

Nun, so der 58-Jährige, gebe es einen Durchbruch. Vielleicht könne der Verein auf Zuschüsse in Höhe von 80 Prozent rechnen. Die erste Hürde für eine Förderung über das EU-Programm Leader sei genommen. Insgesamt 39 000 Euro koste das Projekt, weil der Verein zudem eine Visualisierung der Mühlenkonstruktion über Kameras plant. So sollen auch behinderte Besucher sehen können, wie die Mühle arbeitet.

Nun sei aber erst einmal die Denkmalbehörde gefragt. „Eine Rückmeldung steht leider noch aus“, bedauert Herklotz. Er hofft, dass die Landkreisbehörde sich noch vor Ablauf der Antragsfrist meldet. Sonst wäre die Chance auf das Geld wohl weg.

Nachdem die Mühlensaison Ende Oktober endete – Führungen seien auf Anfrage trotzdem noch möglich – wartet bald die nächste Herausforderung. Denn das rund neun Tonnen schwere alte Wasserrad mit seinem Durchmesser von 4,20 Metern soll vom 24. bis 26. November ausgebaut werden. Und zwar so, dass die über 100 Jahre alte intakte Welle aus Eiche und auch andere Teile der Mühlenkonstruktion nicht beschädigt werden. „Wir suchen derzeit nach umsetzbaren Lösungen“, erklärt Herklotz.

Tausende Bierkisten hergestellt

Er kann sich noch daran erinnern, wie das jetzige Wasserrad eingebaut wurde. Damals hatte Vater Bernhard, der noch heute am Mühlenstandort lebt, das Unternehmen geführt. Er übernahm zuvor die Geschäfte von seinem Vater Bernhard senior.

Unter der Familie Herklotz wurden unzählige Bretter geschnitten, viel Holz verarbeitet. In den 1960er/1970er-Jahren entsanden hier in Seyde die Holzkisten für das Exportbier der Brauerei Radeberger – weit über 50 000 Stück sollen es gewesen sein.

Bis Ende 1991 führte „Hardi“ Herklotz die Geschäfte. Dann setzte er sich zur Ruhe. Der heute 89-Jährige ist der letzte Müller gewesen, hat großen Anteil daran, dass die Sägemühle nicht dem Zerfall preisgegeben wurde. Sein Sohn unterstützt ihn in dem Anliegen. „Von meinen Geschwistern wohne ich noch am nächsten von hier, in Falkenhain. Da habe ich natürlich geholfen“, sagt Elektrotechnikmeister Herklotz.

Nach der Flut 2002 und der Vereinsgründung haben die Mitglieder schon viel Herzblut und Tausende Arbeitsstunden in die Sanierung und den Erhalt der mindestens 428 Jahre alten Mühle gesteckt.

In den vergangenen Jahren konnten die Förderer so auch dank Zuschüssen Außenbereich, Dach und den Innenbereich samt neuer Toilettenanlage für mehr als 250 000 Euro erneuern. Nach dem Einbau eines neuen Kammrads aus Weißbuchenholz im Jahr 2008 konnte die Mühle sogar wieder ohne Strom, selbstständig, also nur durch Wasserkraft betrieben werden. Und auch als das Juni-Hochwasser 2013 kurz nach Ende der Frischkur für Schäden sorgte, rafften sich die Mühlenfreunde auf und legten sich ins Zeug. Und wer weiß, vielleicht gibt es für das neue Wasserrad ebenfalls Fördermittel. „Wir hoffen noch“, sagt Herklotz.

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