Hier entsteht die große Arztpraxis in Stolpen

In der Sächsischen Schweiz mangelt es an Medizinern. Wer einen Hausarzt sucht, wird meist abgewiesen oder muss lange auf einen Termin warten, sofern er nicht akut erkrankt ist. Doch es gibt Ausnahmen.
Der Stolpener Ärztin Berit Rasche ist es sogar gelungen, unterstützende Mediziner für ihre Facharztpraxis auf der Bischofswerdaer Straße zu gewinnen. Für die Patienten in und um Stolpen ist das ein Glücksfall. Geplant ist, die Praxis mit drei ausgebildeten Fachärzten zu führen.
Immobile ist riesig - die Umbaukosten auch
Damit soll gewährleistetet werden, im ländlichen Raum alle Facetten der hausärztlichen Medizin inklusive Geriatrie und Palliativmedizin anzubieten. Dafür braucht Berit Rasche aber mehr Platz. Sie hat sich entschieden, die einstige Katholische Kirche auf der Schützenhausstraße in Stolpen zu kaufen. Die Ärztin ist selbst aktives Kirchenmitglied, weiß um die immer kleiner werdende Gemeinde. Trotzdem hatte sie gezögert, als die Katholische Kirche das Haus verkaufen wollte.
Die Immobilie ist riesig - und die Umbaukosten sind es auch. Für Berit Rasche wohl so eine Art Lebensprojekt, was bei den Stolpenern auf viel Interesse und positive Reaktionen stößt. In dem Gebäude wird nicht nur die Allgemeinarztpraxis entstehen, sondern auch rollstuhlgerechte Wohnräume, ein Pflegedienst zieht ein und es gibt Gewerberäume sowie einen multifunktionalen Raum. Das Gebäude ist denkmalgeschützt und liegt verkehrstechnisch zentral an der Buslinie Sebnitz - Dresden.
Hausärztin Berit Rasche eilt von einem Patiententermin zum anderen. Dazu kommen die Sprechstunden in der Praxis. Viel Zeit für die Baustelle bleibt ihr da nicht. Diese weiß sie bei Projektleiterin Heike Gestring in guten Händen. Und auch mit den Baufirmen hat sie offenbar Glück. Die meisten kommen aus Stolpen und Umgebung. Das mache vieles leichter. Die Ansprechpartner sind vor Ort. Dazu kommen kurze Wege. "Immer, wenn ich mal etwas Zeit für die Baustelle habe, bin ich selbst erstaunt, wie gut hier alles vorangeht. Anfang April war bereits der Rohbau fertig. Und jetzt geht es zügig weiter", sagt Berit Rasche.
Sie steht mit Heike Gestring in dem größten Raum des Hauses. Hier hatte die katholische Gemeinde ihre Gottesdienste abgehalten. Nun ist nur noch der Abdruck des Kreuzes an der Wand sichtbar. Ein anderes Detail, welches bei den Bauarbeiten zum Vorschein kam, gehört zur lange zurückliegenden Vorgeschichte des Hauses.
Ärztin setzt auf Nachwuchsarbeit
Der nicht zu übersehende riesige Gebäudekomplex wurde 1882 als Schützenhaus gebaut. Später wurde daraus die Gaststätte „Zur Eiche“. 1951 kaufte die katholische Gemeinde das Haus und ließ es als Gotteshaus umbauen.
Damit verschwanden auch die historischen Säulen im großen Saal. Die wurden, wie damals üblich, verkleidet. Bei den Bauarbeiten sind sie nun wiederentdeckt worden. Allerdings werden sie in dieser Form wohl nicht mehr genutzt werden können. Denn in den einstigen Saal wird eine Zwischendecke eingezogen, um im Dachgeschoss Barriere-armen Wohnraum zu schaffen.
Das Erdgeschoss wird dagegen ein Empfangs- und multifunktionaler Bereich. "In diesem Raum können Veranstaltungen stattfinden, wie zum Beispiel Lesungen oder auch verschiedenen Vorträge", erläutert Heike Gestring. Das große Plus: An den multifunktionalen Raum grenzt ein großer Außenbereich, der ebenfalls mit genutzt werden kann. Ins Erdgeschoss zieht außerdem Madeleine Kappler mit dem Cosel-Pflegedienst ein. Bei Bedarf gibt es auch noch weitere Gewerberäume, die sich als Ergotherapie, Logopädie oder für Ernährungsberatung eignen. Die könnte dann auch gleich praktisch erfolgen. Denn im Erdgeschoss wird eine Küche eingerichtet, die auch für Veranstaltungen mit genutzt werden kann.
Die einstigen knarrenden Holztreppen sind bereits fast alle abgerissen. Sie werden durch neue ersetzt. Außerdem wird ein Fahrstuhl eingebaut, damit das Haus behindertengerecht ausgestattet ist. Das ist nicht nur wegen der Wohnungen wichtig, sondern auch wegen der Hausarztpraxis, die im Obergeschoss ihren neuen Standort findet. Mit dem Umbau wird ebenfalls die Fassade renoviert. In Absprache mit dem Bauamt der Stadt Stolpen ist eine Umgestaltung des Vorplatzes inklusive Begrünung und Neupflanzungen vorgesehen. Die jetzige Bushaltestelle, die sich direkt vor dem Haus befindet, muss nur um wenige Meter verlegt werden.
Berit Rasche führt bereits ihre jetzige Praxis arbeitnehmer- und familienfreundlich. Mit dem neuen Standort wird das noch weiter ausgebaut werden können. Es entstehen auch neue Arbeitsplätze. In Zusammenarbeit mit der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden werden Studenten praxisnah bei ihr ausgebildet. Und wer weiß, vielleicht ist ja ein angehender Mediziner dabei, der in der Sächsischen Schweiz sesshaft wird und eine eigene Praxis betreibt.