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Stolzer Mitarbeiter

Bernd Schade arbeitet in einem Metallbetrieb. Sein Arbeitgeber ist ein ganz anderer. Der betreut den Mann mit Handicap.

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© Egbert Kamprath

Von Franz Herz

Reinholdshain. Bernd Schade nimmt die Metallplatte mit den gleichförmigen Mustern in die Hand. Die Muster hat der Laser geschnitten. Der 57-jährige Schade drückt die Einzelteile heraus. Sie werden dann entgratet und gereinigt. Das läuft alles in der Produktionshalle der Metalltechnik Göbel im Gewerbegebiet Reinholdshain. Bernd Schade arbeitet hier mit Begeisterung und Stolz auf seine Aufgabe. Eigentlich ist er bei der Werkstatt für behinderte Menschen der Arbeiterwohlfahrt Sonnenstein beschäftigt. Die hat 200 Meter weiter ihre Reinholdshainer Außenstelle, die in diesen Tagen ihr 15-jähriges Bestehen feierte.

Bernd Schade ist einer der Beschäftigten in der Werkstatt, die einen Außenarbeitsplatz haben. Bei diesem Modell arbeitet die Werkstatt der Arbeiterwohlfahrt mit Betrieben in der Region zusammen. Mitarbeiter aus der Werkstatt für Behinderte sind beispielsweise im Senioren- und Pflegeheim in Seifersdorf im Einsatz oder bei der Metallfirma Göbel. Bernd Schade hilft hier beim Putzen der Teile, kümmert sich aber auch um das Mähen des Rasens. „Das macht er selbstständig und zuverlässig“, sagt Marlen Winkler, die in der Firma für Personalfragen zuständig ist. Der Mitarbeiter ist auch im Team anerkannt und engagiert bei der Sache.

Er wohnt in Reinhardtsgrimma. Im Sommer fährt er die sieben Kilometer mit dem Fahrrad auf Arbeit. Da fängt er um 7 Uhr an. Im Winter ist er auf den Bus angewiesen. Dann beginnt seine Arbeit um 7.30 Uhr.

Ingo Mangelsdorf ist Leiter der Arbeiterwohlfahrt-Werkstätten in Pirna, Heidenau und Reinholdshain und damit auch für die Außenarbeitsplätze verantwortlich. Er sagt: „Viele Tätigkeiten werden von unseren Werkstattmitarbeitern zuverlässig ausgeführt. Wir arbeiten insgesamt für mehr als vierzig Unternehmen in der Region. Interessierte Arbeitgeber können sich gern mit uns in Verbindung setzen.“ Die Arbeiterwohlfahrt sucht nach weiteren Möglichkeiten zur Beschäftigung außerhalb der Werkstatt. Bei den Außenarbeitsplätzen bleiben die Mitarbeiter unter Betreuung der Arbeiterwohlfahrt. Dort sind sie auch sozialversichert. Solche Kosten fallen für den Auftraggeber nicht an, doch er bezahlt die Arbeitsleistung. Das kann er zur Hälfte mit der Ausgleichsabgabe verrechnen, die er leisten müsste, wenn er keine Menschen mit Handicap beschäftigen würde.

Die Werkstatt bleibt für ihre Schützlinge auch auf den Außenarbeitsplätzen verantwortlich. Markus Kilian kümmert sich beispielsweise um Bernd Schade, kommt regelmäßig vorbei, spricht seine Urlaubstermine mit dem Betrieb ab, kümmert sich um Freistellungen für Arztbesuche und Ähnliches. Der 35-Jährige aus Beerwalde hat Zerspanungsmechaniker gelernt, wollte aber in einem Beruf mit Menschen arbeiten. „Ich habe einfach eine soziale Ader“, sagt Kilian. Er ist laufend unterwegs, mal in Reinholdshain, mal in Glashütte, in Cossebaude oder Dresden.

Außenarbeitsplätze gibt es in verschiedenen Branchen, in Produktionsbetrieben, im Reinigungsgewerbe, im Garten- und Landschaftsbau, in der Altenpflege, bei verschiedenen Dienstleistern – und Ingo Mangelsdorf ist gerade im Gespräch mit einem Landwirtschaftsbetrieb. Das Ziel bei dieser Form der Beschäftigung ist, die Menschen mit Behinderung in ein reguläres Arbeitsverhältnis zu bringen. Das ist mühsam. In drei Fällen ist es bisher gelungen. Aber es könnten noch mehr werden.

Die Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Reinholdshain wurde vor 15 Jahren gegründet. Heute kümmern sich hier 30 Betreuer um 186 Mitarbeiter, die oft ein geistiges oder körperliches Handicap haben. Meistens übernehmen sie Montagearbeiten für Produktionsbetriebe. Erste Außenarbeitsplätze gab es schon vor Jahren, aber in letzter Zeit wird dieser Weg der Beschäftigung intensiviert.