Zittau
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32 Prozent bitterer Hochgenuss

Der gute, alte, immer wieder leckere Stonsdorfer ist mittlerweile schon 210 Jahre alt.

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Mit Rübezahl als Werbeträger: Am 1. Juli 1810 kam erstmals „Stonsdorfer“ auf den Markt.
Mit Rübezahl als Werbeträger: Am 1. Juli 1810 kam erstmals „Stonsdorfer“ auf den Markt. © Sammlung Hans Schulz

Von Hans Schulz

Am 1. Juli konnte ein altes Wahrzeichen des Riesengebirges, der echte Stonsdorfer Bitter, auf sein 210-jähriges Bestehen zurückblicken. Zu verdanken ist dies vor allem einem uralten Rezeptbuch, notiert von Kräutersammlern und Laboranten. Das Büchlein kam in den Besitz des ersten Fabrikanten des Stonsdorfer Bitters. Dieser Mann erkannte den unverwechselbar guten Geschmack des Destillats und machte es der Öffentlichkeit zugänglich. Es war Christian Gottlieb Koerner, der 1801 als Brauergeselle nach Stonsdorf kam, wo er für einen Wochenlohn von einem Taler und drei Silbergroschen arbeitete.

1810 pachtete er die dortige, der Herrschaft Reuß gehörige Brennerei und Branntweinschenke. Im Besitz des alten Laboranten-Rezeptes erkannte er als praktischer Brenner bald, dass sich durch bessere Methoden der Extraktgehalt der zu dem Bitteren verwendeten Grundstoff noch verfeinern lässt. Während einer längeren Arbeitszeit in Paris hatte er Gelegenheit, die besten Destillationsmethoden der Pariser Liköre kennenzulernen. Er wendete diese nun auf sein Laboranten-Rezept und die Riesengebirgskräuter an, und der Erfolg war, dass er aus dem Krummhübler Laboranten-Tränklein jenen kostbaren Stoff erzeugte, der bald unter dem Namen Echt Koerners Stonsdorfer Bitter Weltruf genoss – als Kräuterlikör mit 32 Volumenprozent Alkohol, mit Kräutern, Gewürzen, Früchten, vor allem Heidelbeeren, aber auch Zutaten wie Johannisbrot, Sternanis, Bitterorange, Chinarinde, Enzianwurzeln und Nelken. Mit dem Aufschwung des Fremdenverkehrs im Riesengebirge wuchs auch die Verbreitung des Stonsdorfers. 1868 verlegte sein Sohn Wilhelm Koerner die Fabrik nach dem Ort Cunnersdorf bei Hirschberg. Der alteingebürgerte Name blieb bestehen: nach wie vor wurde Stonsdorfer gebrannt.

Auf der Industrie- und Gewerbeausstellung 1905 in Görlitz bot ein „Stonsdorfer-Kretscham“ besagtes Getränk an, für das eine Firma G. & W. Ruppert warb. Koerners Nachfahren wurden 1945 vertrieben und bauten das Unternehmen in Norderstedt (Schleswig-Holstein) wieder auf. 1999 ging die Produktion an die Berentzen-Gruppe über. Das Gewerbegebiet in Norderstedt, in dem die Firma ihren Sitz hatte, wurde sogar in Stonsdorf umbenannt. Das Getränk Stonsdorfer indes wurde zu einem Gattungsbegriff. Heute gibt es eine Vielzahl von Herstellern. (mit rs)

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