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Strafanzeige gegen André Sarrasani

Der prominente Magier wurde nun von einem Geschäftspartner angezeigt. Es geht auch um Insolvenzverschleppung.

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© Sven Ellger

Andreas Weller

Dresden. Als Peter Kral Anfang Juli von der Insolvenz der Sarrasani GmbH erfuhr, hatte er ein mulmiges Gefühl. Von dem Geschäftsmann aus Köln hat André Sarrasani die Ausstellung „Real Bodies“, mit konservierten Leichen und Organen, bekommen. Kral vermarktet diese. Am Dienstag hat der Chef der Biskuit Musik-, Event- und Ausstellungs-GmbH bei der Staatsanwaltschaft Dresden Anzeige gegen den prominenten Magier erstattet. Die Vorwürfe lauten Betrug und Insolvenzverschleppung.

120 000 Euro bekomme er für „Real Bodies“ noch von Sarrasani, sagt der 58-Jährige. Die Ausstellung hat noch bis Sonntag geöffnet. „Die erste Rate hat André Sarrasani noch bezahlt, allerdings verteilt auf drei Zahlungen“, erzählt Kral. Da ging es um insgesamt 90 000 Euro. Danach seien zwei weitere Raten über jeweils 60 000 Euro vereinbart gewesen. Diese seien zu Ende Mai und Ende Juni fällig gewesen. „Statt des Geldes gab es Ankündigungen und einen Mailaustausch, in dem mir zugesagt wurde, es werde ein alternativer Zahlungsplan vorgelegt“, so der Kölner. Sarrasani habe angeboten, zunächst nur 40 000 Euro zu überweisen. „Aber es kam kein Geld.“

Deshalb riss Kral nun der Geduldsfaden: „Ich wurde immer wieder versetzt. Nachdem ich von der Insolvenz erfuhr, wurde mir immer mehr klar, dass ich offenbar in die Röhre gucken soll.“ Also erstattete Kral nun Anzeige. Wegen Eingehungsbetrugs, wie es juristisch heißt. Das bedeutet, Sarrasani habe nach Krals Auffassung nur vorgetäuscht, die vereinbarten Raten zahlen zu wollen. Und wegen Insolvenzverschleppung. Denn Kral vermutet, die – wenn auch nicht so üppigen – Einnahmen der Ausstellung habe Sarrasani anderweitig eingesetzt, statt die Raten zu zahlen. So habe er die Insolvenz hinausgezögert.

Kral sagt, er kenne Sarrasani seit 2006. Damals hatte Sarrasani sein Trocadero auf dem Dach der Bundeskunsthalle in Bonn aufgestellt. „Wir hatten immer ein gutes Verhältnis“, erzählt der Kulturmanager. Allerdings sei die Ausstellung jetzt die erste geschäftliche Zusammenarbeit. „Der Name Sarrasani hat so eine hohe Bedeutung und solch eine Historie. Ich bin enttäuscht, wie André Sarrasani damit umgeht.“ Er habe Verständnis, wenn es mal nicht läuft. „Wir standen alle schon mal am Abgrund. Aber man kann doch miteinander reden.“

Reden will Sarrasani zumindest mit Kral nicht, nachdem dieser Anzeige erstattet hat. „Zum Thema Insolvenzverschleppung stellen André Sarrasani und der Insolvenzverwalter Dirk Herzig fest, dass die Staatsanwaltschaft bei Insolvenzverfahren von Gesellschaften stets routinemäßig prüft, ob ein Anfangsverdacht dafür vorliegt“, teilten beide auf Anfrage mit. Bei der Staatsanwaltschaft gab es bis Mittwochabend noch kein Aktenzeichen zu der Anzeige. Bisher gibt es auch keine Ermittlungen wegen Insolvenzverschleppung. Dafür werde das Gutachten des Insolvenzverwalters abgewartet.

Auch den Betrug will Sarrasani nicht auf sich sitzen lassen. In einer Erklärung dazu schreiben der Verwalter und er: „Nachdem sich abzeichnete, dass die erwarteten Besucherzahlen bei der Ausstellung nicht erreicht werden, ging Herr Sarrasani auf Biskuit zu, um ... die vereinbarten Zahlungen nachzuverhandeln.“ Diese Gespräche hätten zu keinem Ergebnis geführt, stattdessen wurde Anzeige erstattet. Die Verluste durch die Ausstellung seien eine der Ursachen für den Insolvenzantrag. Wegen der geringen Einnahmen habe Sarrasani die vereinbarte Rate an Kral nicht zahlen können, räumt dieser aber ein.

Kral versuche nun, öffentlichen Druck auf Sarrasani auszuüben. So etwas sei bei Insolvenzverfahren immer wieder zu beobachten, aus Verdruss über ausstehende Zahlungen. „Herr Sarrasani wird sich nicht von seinem Sanierungskurs abbringen lassen“, teilte dieser mit. Kral müsse seine Forderungen anmelden, wenn das Verfahren eröffnet ist. Sind diese berechtigt, nimmt der Verwalter ihn auf eine Liste auf.

Kral ist nicht der erste Geschäftspartner, der Vorwürfe gegen Sarrasani erhebt. Vor wenigen Wochen hat der Dresdner Promi-Wirt Gerd Kastenmeier gesagt, Sarrasani habe ihn um 50 000 Euro betrogen. Allerdings ist Kral der Erste, der Anzeige erstattet hat. André Sarrasani hatte Anfang Juli seine Sarrasani GmbH insolvent gemeldet. Diese drücken rund 1,2 Millionen Euro Schulden – unter anderem beim Finanzamt, bei Banken und einer Spedition. Damit die Show weitergehen kann, hat er eine neue Firma gegründet, die Sarrasani Event GmbH. (mit SZ/two)