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Strafanzeige gegen Schmierer

Am Gymnasium prangen seit Sonntagmorgen Demonstrationssprüche – wer sich hier ausgetobt hat, bleibt offen.

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© Kristin Richter

Von Birgit Ulbricht

Großenhain. Wo ein Hakenkreuz ist, müssen Rechte am Werk gewesen sein. Doch so einfach ist es im Fall der Schmierereien am Haus II des Großenhainer Gymnasiums nicht. Das weiß auch die Polizei und hat jetzt eine Dokumentation des Vorfalls an den Staatsschutz übergeben. Die Stadt Großenhain hat Strafanzeige gegen den oder die noch unbekannten Schmierer gestellt. Der Eindruck der beim Außenstehenden bleibt, ist nicht nur der einer dilettantischen Sprühaktion mit roter Graffitifarbe, sondern auch der, dass hier die üblichen dummen Sprüche gesprüht wurden.

Erst kürzlich hatte jemand an die Hausfassade eines Blocks an der Elsterwerdaer Straße einen Galgen gesprüht.
Erst kürzlich hatte jemand an die Hausfassade eines Blocks an der Elsterwerdaer Straße einen Galgen gesprüht. © Kristin Richter
Den Spruch „No justice, no peace, fight the Police“ kann man auf der Internetseite der Linksjugend als Demo-Spruch nachlesen.
Den Spruch „No justice, no peace, fight the Police“ kann man auf der Internetseite der Linksjugend als Demo-Spruch nachlesen. © Kristin Richter

ACAB (aus dem Englischen: Alle Polizisten sind Bastarde) ist nun inzwischen hinlänglich bekannt wie abgenutzt und war in Großenhain übrigens auch schon einmal auf der B 101 zu lesen. Das Kürzel, das ursprünglich in der Gefängniswelt zuerst kursierte, wurde aber von vielen verwendet: Autonome, Skinheads, Hooligans und Ultras oder auch Punks. Den Spruch „No justice, no peace, fight the Police“ kann man auf der Internetseite der Linksjugend als gängigen Demonstrations-Spruch nachlesen.

Da wird unter verschiedenen Rubriken aufgelistet angeboten, was Grölhälse und Plakatbanner so hergeben, neben: „Für ein selbstbestimmtes Leben, den Herrschenden den Laufpass geben!“, „Kein Gott, kein Staat, kein Vaterland – Schwarz, Rot, Gold wird abgebrannt!“, „Grenzen von der Karte streichen – Staaten müssen Menschen weichen!“ oder „Lasst es krachen, lasst es knallen, Deutschland in den Rücken fallen“. Ein über dem Hakenkreuz werfendes Strichmännchen nebst symbolischer Feuerwolke lassen ahnen: In diesem Kopf war Kampf.

Vielleicht auch zu viel Alkohol, mutmaßt nun mancher, hat sich doch die Aktion des Sprayens zeitlich ausgerechnet in der Nacht der Abifinanzierungsparty im Jugendclub „Downstairs“ im Alberttreff abgespielt. Die Zwölfklässler veranstalten so eine Party jedes Jahr, um das nötige Geld für die Abschlussfeier zusammen zu bekommen. Nun sind sie entsetzt, so Schulleiter Klaus Liebtrau, wie das Schulgebäude nebenan am Morgen danach aussah. Sie weisen jegliche Beteiligung von sich.

Auch der städtische Bauhof und Bauamtschef Tilo Hönicke waren noch am Sonntag draußen, um sich das Dilemma anzusehen. Fakt ist, die Schmiererei muss weg, und zwar schnell, so Rathaussprecherin Diana Schulze. Aber es muss eine Fachfirma her. Schulze betont, sollte derjenige gefunden werden, der das war, dann werde er das bezahlen. Im Rathaus ist man stocksauer. Erst kürzlich hatte jemand an die Hausfassade eines Blocks an der Elsterwerdaer Straße einen Galgen gesprüht – nun das hier. Da schon die Stromkästen ständig Vandalen zum Opfer fallen, befürchtet man im Rathaus nun eine neuerliche Welle an Krakeleien.

Die letzte politisch motivierte Sachbeschädigung fand genau vor einem Jahr statt. Genau im Februar warf die „Rote Beete Fraktion“ rote Farbe an die Fassade des Bergkellers und kündigte in einem offiziellen Schreiben sogar weitere Anschläge an. Die sogenannte „Rote Beete Fraktion“ machte keinen Hehl daraus, dass man den Bergkeller dafür bestrafen wollte, weil er Räume für eine AfD-Versammlung vermietet hatte. Andere Gastwirte sollten abgeschreckt werden. Die Verfasser schrieben ungeniert, man werde im Falle weiterer AfD-Veranstaltungen auf weitere einheimischer Gemüsesorten zurückzugreifen. Ob die Personen hinter der „Rote Beete Fraktion“ ermittelt wurden, ließ der Staatsschutz nie wissen. Auch dieser Fall war von Großenhain nach Dresden abgegeben worden.