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Straßenbahn nach Weißig gestrichen

Zu teuer und nicht sinnvoll: Die Verlängerung der Linie 11 kommt nicht. Doch was passiert am Ullersdorfer Platz?

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© André Wirsig

Von Kay Haufe

Lange nichts gehört vom Straßenbahnprojekt nach Weißig. Nur häppchenweise haben Stadt und Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) bisher über die Stadtbahntrasse informiert. Doch seit mehreren Monaten herrscht Funkstille. Nun ist klar: Die Verlängerung der Straßenbahn zum Weißiger Gewerbegebiet kommt nicht. Zumindest nicht in der vorgesehenen Zeit bis 2020. Auf SZ-Nachfrage sagt Dresdens neuer Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne): „Wir schlagen dem Stadtrat eine Zurückstellung vor, also eine Änderung der Priorität.“

Er begründet diese Entscheidung mit gravierenden Problemen, die die Verkehrsplaner herausgefunden haben. „Unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen gibt es dafür keine verkehrlich funktionale sowie städtebaulich und umweltseitig akzeptable Lösung“, sagt der Baubürgermeister. „Die aus den Eingriffen resultierenden Aufwendungen sind vergleichsweise hoch und übertreffen die bisherigen kosten- und bauaufwandsseitigen Schätzungen deutlich.“

Die Planungsergebnisse sind in einer Vorlage für den Stadtrat zusammengefasst, die in Kürze auch im Ortschaftsrat Schönfeld-Weißig vorgestellt werden. Dieser weiß bisher noch nichts von der Entwicklung. „Wir sind nicht in den Entscheidungsprozess einbezogen worden“, sagt Ortsvorsteherin Daniela Walter (CDU). Eine umfassende Nahverkehrsversorgung sei für das Schönfelder Hochland von höchster Priorität. „Allerdings wurden die Vereinbarungen mit der Stadt seit der Eingemeindung 1999 nicht annähernd zufriedenstellend umgesetzt“, kritisiert die Politikerin.

Als Beispiel nennt sie die Buslinie 98c, die von Borsberg nach Pillnitz führen soll, aber vom Straßen- und Tiefbauamt aufgrund der Straßenverhältnisse abgelehnt wird. Bei mehreren Veranstaltungen zur geplanten Straßenbahntrasse in Weißig kristallisierte sich indes heraus, dass viele Anwohner mit der geplanten einspurigen Linienführung auf der Bautzner Landstraße nicht zufrieden waren. Sie befürchteten, dass der Autoverkehr darunter leiden würde und Stau entsteht. Zudem erschließe der jetzige Busverkehr mehr Wohngebiete, als die Straßenbahn dies könnte. Ein paralleler Busbetrieb wäre also ohnehin nötig.

DVB-Vorstand Reiner Zieschank steht dazu, dass die Linie 11 nicht verlängert wird. „Nicht verschieben können wir indes den Bau einer modernen Wendeschleife. Und das wird aufgrund der räumlichen Enge nicht am Ullersdorfer Platz passieren“, sagt Zieschank. Die Verlängerung der Schienen bis in Höhe der Rossendorfer Straße sei für ihn unausweichlich. Allerdings müsse dies im Rahmen einer Planfeststellung erfolgen, die einige Zeit erfordert. Bei der Stadt ist man sich bisher noch nicht einig, wo die neue Gleisschleife gebaut werden soll.

Doch auch Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain sagt, dass am Ullersdorfer Platz „die Notwendigkeit einer Neugestaltung offensichtlich ist“. Daher enthalte die Vorlage für den Stadtrat zur Zurückstellung der Straßenbahn auch den Vorschlag, diesen Bereich weiter zu planen. Dabei sollen sowohl der Ullersdorfer Platz als auch die Rossendorfer Straße als Varianten für die Gleisschleife untersucht werden. „Dies ist wegen der vielfältigen Abhängigkeiten von Verkehr, Städtebau und Umwelt sehr komplex. Zudem ist noch die Finanzierung zu klären“, sagt Schmidt-Lamontain. Wann die Wendeschleife gebaut werden kann, könne er nicht sagen.

Für den Verkehr am Ullersdorfer Platz bedeutet dies keine zeitnahe Lösung. Die Linksabbieger von der Quohrener Straße müssen wohl weiterhin mit langen Wartezeiten rechnen, um auf die Bautzner Landstraße einbiegen zu können.