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Straßenbauer rettet Offizierskasino

Wolfgang Hausdorf hat das marode Gebäude gekauft und baut es jetzt mit einem Verein Stück für Stück wieder aus.

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© Kristin Richter

Von Nicole Preuss und Kathrin Krüger-Mlaouhia

Dobra/Königsbrück. Die alte Schönheit ist noch zu erahnen. Der riesige Saal mit dem prächtigen Leuchter, die hohen Stuckdecken, das gediegene Holz-Parkett. Doch das Offizierskasino im Königsbrücker Neuen Lager am Rande der Stadt hat wirklich schon bessere Tage gesehen.

Mehr noch. Es stand bereits am Rand des Abgrunds. Zusammen mit den verlassenen Russen-Kasernen, Baracken und dem Eingangsbereich sollte es abgerissen werden. Dem Dobraer Wolfgang Hausdorf mit seinem K B R-Baustoff-Recycling-Unternehmen war diese Aufgabe übertragen. Um einzuschätzen, wie viel Aufwand der Abriss macht, schaute sich Hausdorf das Kasino genauer an und kam zum Schluss: Das kann nicht weggerissen werden. „So was kommt nie wieder“, sagte er schmunzelnd. Er hat sich ins Haus verliebt.

Deshalb steht er nun im alten Offizierskasino. Er konnte die Stadt Königsbrück davon überzeugen, das Gebäude nicht abzureißen. Hausdorf übernahm das Haus selbst. Das Offizierskasino stand im Wesentlichen leer, seitdem die Sowjets das Lager 1992 verlassen hatten. Den Leerstand sieht man dem Gebäude noch an. Anfangs war das Dach an vielen Stellen undicht. Decken durchgefault. Putz klebt kaum noch an den Wänden. Randalierer hatten Türen zerstört und Fensterscheiben eingeschlagen. Doch seit Wolfgang Hausdorf das Haus übernommen hat, geht es voran.

„Über 1000 Quadratmeter Dach im hinteren Bereich wurden neu gedeckt, und Deckenbalken haben wir ausgewechselt“, sagt Hausdorf. Der Denkmalschutz des Landkreises Bautzen gab rund 50 000 Euro Zuschuss. Vieles passierte in Eigenleistung. Der Armee-Spaß-Verein Ortrand kümmert sich mit um das Objekt. Uwe Gerger aus Weißkollm gehört dazu. Er ist hier Hausmeister. Ein Tischler hat prachtvolle Fenster nach altem Vorbild geschaffen und eingebaut. Und der Saal wurde wiederhergestellt.

Als das Kasino vor über 100 Jahren eröffnet wurde, tanzten hier sicherlich die Armeeangehörigen. Später bauten die Sowjets den Saal zu einem Kino- und Beratungssaal um. Sie mauerten die großen Fenster zu und zogen eine Zwischendecke in den riesigen Raum. Damals entstand auch das Gemälde des Soldaten, der schützend ein Kind trägt. Wolfgang Hausdorf und seine Helfer haben die Fenster wieder geöffnet und die Decke herausgerissen. Nur das Bild des Soldaten blieb. Auch weil viele inzwischen das Kasino mit der markanten Zeichnung verbinden. Sonst will Wolfgang Hausdorf möglichst alles wieder so herstellen, wie es zu Kaiserszeiten war. Damals stand auf der Terrasse eine Holzpergola, wo die Offiziere Schatten fanden. Sie soll auch wieder entstehen.

Schon können großer und kleiner Saal rustikal genutzt werden. Die Vermietung regelt Wolfgang Hausdorf persönlich am Telefon. Weitere drei Räume sollen vorgerichtet werden. Hier muss neuer Fußboden rein, eine Heizung soll installiert werden. Außerdem muss das Offizierskasino wieder Toiletten bekommen. Noch dienen mobile Einrichtungen bei Gästebetrieb. Der bekannte Unternehmer und Thiendorfer Gemeinderat will das Kasino also nicht zur Privatsache machen. Es soll öffentlich zugänglich bleiben. Vom Zustand des ehemaligen russischen Offizierskasinos kann man sich zum Weihnachtsmarkt überzeugen. Oder beim Ostereierkullern am 16. April kommenden Jahres. Auch Männertag wird im Kasino gefeiert.

10. Dezember: vorweihnachtliches Treiben ab 17 Uhr im Neuen Lager Königsbrück, Weißbacher Straße