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Strecke Chemnitz-Leipzig: Kritik an "Hinhalte-Taktik"

Die Industrie braucht die Eisenbahn. Doch gerade das industrielle Zentrum Sachsens sieht sich abgehängt. Jetzt schaltet sich Sachsens Arbeitgeberpräsident ein.

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Eine Regionalbahn überquert auf dem Viadukt in Göhren die Zwickauer Mulde.
Eine Regionalbahn überquert auf dem Viadukt in Göhren die Zwickauer Mulde. © Archiv/dpa

Dresden. Sachsens Arbeitgeberpräsident Jörg Brückner hat die mangelnden Fortschritte beim Ausbau der Bahnstrecke Chemnitz-Leipzig kritisiert. Die aktuelle "Hinhalte-Taktik" könnten die Menschen in der Region nur als "Hohn" empfinden, sagte er der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf aktuelle Diskussionen um eingleisige Streckenabschnitte und den Verlauf der Strecke.

Die Region Südwestsachen sei mit 1,6 Millionen Einwohnern und einem Anteil von 40 Prozent des Umsatzvolumens der Industrie das industrielle Zentrum Sachsens. "Es kann doch nicht sein, dass diese wichtige Region über zwei Jahrzehnte hinweg bei der Anbindung an das Schienenfernverkehrsnetz quasi ignoriert wurde und Chemnitz als einzige deutsche Stadt mit mehr als 240 000 Einwohnern nicht entsprechend angebunden ist", monierte Brückner.

Sachsens Arbeitgeberpräsident Jörg Brückner hat die mangelnden Fortschritte beim Ausbau der Bahnstrecke Chemnitz-Leipzig kritisiert.
Sachsens Arbeitgeberpräsident Jörg Brückner hat die mangelnden Fortschritte beim Ausbau der Bahnstrecke Chemnitz-Leipzig kritisiert. © Archiv/dpa

Zwar wurde die Bahnstrecke Chemnitz-Leipzig im Herbst 2018 in den Bundesverkehrswegeplan hochgestuft - deren Finanzierung gilt damit als gesichert. Allerdings gilt dies nur für einen Teil der insgesamt 81 Kilometer langen Strecke - nämlich für den Abschnitt zwischen Chemnitz und Geithain. Sachsen hatte nach Angaben des Wirtschaftsministeriums eine etwas östlichere Streckenführung über Bad Lausick angemeldet, da sich diese am Fernverkehrsplan der Bahn orientiere. "Dem sei der Bund jedoch nicht gefolgt", hieß es. Dieser bevorzuge eine Trasse über Borna und Neukieritzsch durch den City-Tunnel in den Leipziger Hauptbahnhof.

Der Ausbau der Strecke sei wirtschaftlicher als die Route über Bad Lausick, teilte das Bundesverkehrsministerium auf Anfrage des Grünen-Bundestagsabgeordneten Stephan Kühn mit. Zudem gehe es nur um eine Elektrifizierung der Strecke, ein zwei oder mehrgleisiger Ausbau der Strecke über Neukieritzsch und Borna sei laut Behörde nicht wirtschaftlich. Kühn kritisierte, dass eine Führung des Fernverkehrs durch den Citytunnel wegen Kapazitätsproblemen schwierig werden dürfte, zudem sei der eingleisige Streckenabschnitt Borna-Geithain ein zusätzlicher "Flaschenhals."

Sachsen selbst hat bereits 2,4 Millionen Euro für Planungen für die bevorzugte Strecke über Bad Lausick ausgegeben. Der Freistaat erwarte nun vom Bund eine abschließende Positionierung, so das Wirtschaftsministerium.

Arbeitgeberpräsident Brückner kritisierte das Hin- und Herschieben von Verantwortlichkeiten zwischen den Verkehrsministerien in Dresden und Berlin. "Die Bürger und Unternehmen in der Region erwarten, dass das Reiseangebot auf dieser Strecke sofort verbessert wird." Wenn von den Verantwortlichen nicht kurzfristig die notwendigen Maßnahmen angepackt würden, müsse Sachsen die Sache selbst in die Hand nehmen und in Vorleistungen gehen, forderte Brückner. (dpa)