Merken

Strecken für Pendler werden immer länger

Die Zahl der Pendler steigt – auch in Sachsen. Dabei legen Männer und Frauen unterschiedliche Entfernungen zurück.

Teilen
Folgen
© Patrick Seeger/dpa

Nürnberg. Immer längere Anfahrten zur Arbeitsstelle nehmen die Deutschen in Kauf. Die mittlere Pendeldistanz von Beschäftigten ist in den vergangenen Jahren von 8,7 auf 10,5 Kilometer gestiegen. Das teilte das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) am Dienstag mit. Das entspricht einem Zuwachs von 21 Prozent. Die Forscher untersuchten Pendler-Verläufe aus den Jahren 2000 bis 2014. Ein weiteres Ergebnis: Beschäftigte mit hohem Bildungsabschluss und komplexen Tätigkeiten überwinden die größten Entfernungen.

Der Studie zufolge sinkt der Anteil von Berufspendlern mit kürzeren Fahrstrecken bis zu zehn Kilometern zum Job. Dagegen steigt der Anteil der Personen, die zwischen zehn und 50 Kilometer zurücklegen, um zur Arbeit zu kommen. Die langen Fahrzeiten können gesundheitliche Folgen haben, warnt die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Ein Grund für die längeren Fahrtwege sei, „dass vermehrt nicht nur vom Land in die Stadt, sondern auch zwischen städtischen Regionen gependelt wird“, erklärten die IAB-Forscher Wolfgang Dauth und Peter Haller.

Dabei legen Beschäftigte mit einem Hochschulabschluss im Schnitt mit 14,5 Kilometern die längsten Strecken zurück. Die Pendeldistanz fällt bei Personen ohne Berufsabschluss mit 8,8 und für Angestellte mit Berufsabschluss mit 10,5 Kilometern deutlich kürzer aus. „Offenbar ist auch für Personen mit niedrigerem formalen Bildungsniveau eine höhere regionale Flexibilität erforderlich. Gerade in Großstädten sind die Mieten sehr stark gestiegen, sodass diese Beschäftigten eher in Vororten wohnen und in das Zentrum fahren müssen“, sagen die Wissenschaftler. Auch vom Anforderungsprofil des Berufs scheint die Strecke, die Arbeitnehmer bereit sind zu pendeln, abzuhängen. Der Studie nach nehmen sie für Berufe mit einfachen Aufgaben kürzere Fahrtwege auf sich. Insbesondere Ingenieure fahren weit – im Schnitt pendeln sie 18 Kilometer.

Nicht nur die Strecke wird länger, sondern auch die Zahl der Pendler steigt – auch im Freistaat. Dabei nehmen viele den Weg in andere Bundesländer auf sich. Im vergangenen Jahr fuhren laut Statistischem Landesamt 138 825 Sachsen zum Arbeiten in andere Bundesländer. Zwei Jahre zuvor waren es etwa 5 000 Personen weniger. Dem gegenüber standen 2017 deutlich weniger Arbeitnehmer, die aus einem anderen Bundesland in den Freistaat pendelten.

Aus der IAB-Studie geht zudem hervor, dass die Entfernung zum Arbeitsplatz für Männer im Schnitt größer ist als für Frauen. So fahren Männer durchschnittlich 12,5 km zur Arbeit, Frauen 8,8 km. Die Forscher führen dies auf eine traditionelle Rollenverteilung in der Familie zurück. Weil viele Frauen in Teilzeit arbeiten, lohne sich für sie ein langer Arbeitsweg nicht. (epd/SZ)