Von Ulrike Körber
Strehlas Karnevals-Präsident und sein närrisches Gefolge sind fassungslos. Sie mussten beim großen Umzug durch die Stadt einen schweren Unfall mit einem Kind erleben (SZ berichtete) und wussten bis gestern nicht, ob und wie die Saison deswegen in diesem Jahr noch weitergehen kann.
Jetzt ermittelt sogar die Polizei in diesem Fall und bittet um Mithilfe aus der Bevölkerung. Zeugen werden dringend gesucht.
Zum Hintergrund: Ein sechsjähriger Junge aus Oschatz geriet unter die Hufe der Pferde und das Rad einer Kutsche beim Umzug. Vor der Gaststätte Teufelsschänke passierte das Unglück. In der Kutsche saßen das Prinzenpaar. Auf dem Bock ein 73-jähriger Kutscher. Der Junge hatte sich von der Hand der Eltern losgerissen, um Kamelle aufzusammeln. „Er hatte die Pferde vollkommen übersehen“, so SCC-Präsident Herbert Naumann. Der Junge rannte auf die Brust der Pferde zu, die nicht mehr ausweichen konnten.
Mit schweren Verletzungen im Genick, an den Armen und den Beinen wurde der kleine Oschatzer in das Riesaer Krankenhaus gebracht. Laut Polizei sollen die Verletzungen nicht lebensgefährlich gewesen sein, dafür stand das Kind unter Schock. Einem Gerücht nach soll der Kutscher, der seit 33 Jahren bereits die Pferde der Karnevals-Kutsche führt, keinen entsprechende Berechtigungsschein zum Lenken besessen haben soll.
Ein solcher Schein sei aber auch nicht Pflicht, weil es sich nicht um ein Kraftfahrzeug handelt, so Jörg Weyand, der Sprecher der Polizeidirektion in Dresden. Zu anderen Informationen konnte er sich nicht äußern. Nur so viel bestätigte Weyand: Beim Kutscher wurde ein Alkoholtest gemacht. Ohne Ergebnis. Der Rentner saß stocknüchtern auf dem Bock.
Bei den Karnevalisten und in der Stadt herrschte außer Betroffenheit gestern auch große Ratlosigkeit. Stellte sich die Frage, ob in Zukunft das Umzugsgelände abgesperrt werden muss, um derartige Unfälle zu vermeiden. Wir werden das sicherlich mit der Polizei und dem Elferrat diskutieren, aber ich stelle es mir in Strehla sehr schwierig vor, so Strehlas Bürgermeister Harry Güldner. „Zumal ja auch nicht der Kutscher in die Menge gefahren ist, sondern das Kind auf die Pferde zurannte.“ Güldner appelliert an Eltern, die Kinder bei solchen Ereignissen nicht von der Hand zu lassen. Der SCC hatte inzwischen Kontakt mit der Oschatzer Familie aufgenommen. Die Narren wollen den Jungen besuchen, sobald es ihm besser geht. Der Junge soll bereits heute entlassen werden.