Von Mario Sefrin
Steffen Otto, Inhaber des Olbersdorfer Blumenecks, kann sich freuen. Und mit ihm viele andere, für die der Besuch des traditionellen vorweihnachtlichen Handwerksmarktes an Ottos Blumenladen im November zur lieb gewordenen Tradition geworden ist. Denn nun steht fest: Einen solchen Rummel und einen solchen Ärger wie im vergangenen Jahr soll es in Zukunft nicht mehr geben.
So lautet jedenfalls das Ergebnis eines Gesprächs zwischen einer Abordnung des Olbersdorfer Gemeinderates, den Organisatoren des Marktes und der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde Olbersdorf. Die Runde hatte sich nach Meinungsverschiedenheiten über die Durchführung des Marktes im vorigen Jahr auf Initiative des Gemeinderates getroffen.
Seit 2009 gibt es eine Woche vor dem Totensonntag am unteren Kreisverkehr in Olbersdorf den vorweihnachtlichen Handwerksmarkt. Im November 2016 jedoch blieben die Marktbuden erstmals am Volkstrauertag-Sonntag zu. Das Ordnungsamt des Landkreises hatte die Ausnahmegenehmigung für den Volkstrauertag verweigert. Wie in jedem Jahr hatten die Veranstalter zuvor eine Befreiung von den Verboten des Gesetzes über Sonn- und Feiertage beantragt.
Das Landratsamt hatte dazu auch betroffene Religionsgemeinschaften angehört, wobei die evangelische Kirchgemeinde ihre Zustimmung zur Marktdurchführung am Volkstrauertag verweigerte. Als Gründe führte sie an, das jährliche Martinsfest enger mit dem Handwerksmarkt verknüpfen und daneben den Sonntag als freien Tag möglichst schonen zu wollen.
Mit der Zustimmungsverweigerung der Kirche im Rücken hatte das Landratsamt schließlich die Durchführung des Marktes am Volkstrauertag untersagt. Gegen diesen Bescheid hatten die Veranstalter zwar Widerspruch eingelegt, der war jedoch von der Landesdirektion Sachsen abgelehnt worden. Der Markt konnte daraufhin nur am Freitagabend sowie am Sonnabend stattfinden – für die Veranstalter, aber auch für die teilnehmenden Händler und viele Besucher eine unbefriedigende Situation.
Nach dem gemeinsamen Gespräch ist das Problem nun aus der Welt. Demnach hat der Vorstand der evangelischen Kirchgemeinde, der für die SZ leider nicht erreichbar war, erklärt, bei künftigen Anhörungen des Landratsamtes kein Votum mehr abzugeben.
Denn am Markttermin zum Volkstrauertag und damit den Anträgen auf die Befreiung von den Verboten des Gesetzes über Sonn- und Feiertage wollen die Marktorganisatoren – neben Steffen Otto das Olbersdorfer Wohnungsunternehmen KWV – festhalten. „Das geht aus unserer Sicht auch nicht anders, denn wir bekommen die Händler, mit denen wir seit Jahren zusammenarbeiten und die für das Flair des Marktes wichtig sind, nur an diesem Wochenende nach Olbersdorf“, sagt KWV-Geschäftsführer Markus Hummel. Und versichert: „Wenn wir es könnten, würden wir den Markt verlegen. Den damit in der Vergangenheit verbundenen Stress brauchen wir nicht.“
Auch Steffen Otto ist über die jetzige Entwicklung froh: „Es sieht ganz gut aus, dass sich nun alles wieder etwas entspannt“, sagt der Blumenhändler. Vom Verlauf des Treffens mit dem Kirchenvorstand können die Beteiligten vonseiten der Gemeinde und der Organisatoren nur Gutes berichten. „Es war ein angenehmes offenes Gespräch“, sagt Gemeinderätin Stephanie Ludwig (100pro Olbersdorf). Auch Bürgermeister Andreas Förster (FDP) sagt, dass die Zusammenkunft von gegenseitigem Verständnis und einer sehr angenehmen Atmosphäre geprägt war.
Auf die Einbindung des Martinstages beziehungsweise des Martinsumzuges in das Marktwochenende scheint die Kirche auch verzichten zu wollen. Die Martinsumzüge sollen in den kommenden Jahren wieder an der Kirche enden und ausklingen, heißt es. Doch auch auf Seite der Marktorganisatoren gibt es Bewegung. „Wir denken über eine Namensänderung für den Handwerksmarkt nach“, sagt Karsten Hummel.
Das dürfte sich vor allem auf die bisherige Bezeichnung „vorweihnachtlich“ beziehen. Auch diese Bezeichnung war in der Vergangenheit von der Kirchgemeinde kritisiert worden. „Wir sind an einer dauerhaften Lösung interessiert“, so Hummel.