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Streit um weiße Löwen in der Manege

„Circus William“ kommt nach Großschönau. Er ist bekannt für seine weißen Raubkatzen. Nicht alle sind davon begeistert.

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© PR

Von Constanze Junghanß

Großschönau. Manege frei!“, heißt es von heute bis Sonntag auf der Schießwiese in Großschönau. Das bunte Zirkuszelt wird aufgebaut und der „Circus William“ zeigt seine Show unter dem Motto „Revolution der Manegenkunst“ – inklusive Wildtier-Darbietungen.

Dieses Thema spaltet in den letzten Jahren deutschlandweit die Gemüter. Was die einen spannend und familienfreundlich finden, stößt bei anderen auf Kritik, weil Tiere an den Darbietungen teilnehmen. Vor zwei Jahren war das bereits so, als der Circus William in Löbau gastierte. Da regte sich Protest. Eine Gruppe junger Frauen protestierte mit Plakaten gegen Wildtierhaltung. Damals hatte der Bundesrat gerade beschlossen, ein Verbot der Wildtierhaltung in Zirkussen in den Bundestag zu bringen. In zwölf EU-Ländern gibt es bereits ein solches Wildtierverbot in der Manege. In Deutschland gab es dafür aber bisher keine Mehrheit im Bundestag.

Kritik am „Circus William“ im Speziellen regte sich auch jetzt wieder, als der Zirkus vergangene Woche in Löbau gastierte. So schreibt SZ-Leserin Nicole Hainz in einem Leserbrief: „Bei den weißen Tigern und Löwen handelt es sich um Qualzuchten, die zum reinen Zweck der Profitgier gezüchtet und in der Manege vorgeführt werden.“ Die weißen Tiger in Gefangenschaft seien Inzuchten, die von einem einzigen, 1951 in Indien gefangenen Tier abstammen würden. Diese Tiere würden häufig genetische Defekte oder neurologische Störungen aufweisen. „Generell haben Großkatzen und andere Wildtiere schon lange nichts mehr in reisenden Zirkusunternehmen zu suchen“, so Nicole Hainz.

Der Zirkus hält dagegen: Die weißen Tiger und Löwen, die derzeit beim „Circus William“ auftreten, stammen nicht aus Inzucht. „Die Tiere stammen nicht aus Indien, sondern aus Sibirien“, erklärt die Agentin des Familienbetriebes, Renate Schnabel. Laut Stammbaum sei der Ursprung der Tiere normalfarbig, das sei auch von Veterinären bestätigt worden. „Normalfarbige Tigereltern können aber auch weiße Tigerbabys bekommen“, so Renate Schnabel. Und umgekehrt sei möglich, dass eine weiße Tigerdame wieder normalfarbige Tigerbabys bekommt. Hier sei keine Züchtung am Werk, sondern eine Laune der Natur, wie es sie auch bei Menschen gibt, stellt das Zirkusunternehmen klar.

Auseinandersetzungen mit Tierschützern sind für die Zirkusinhaber nichts Neues. Manchmal, wie in Löbau vor zwei Jahren, protestieren Tierfreunde, anderswo werden Plakate und Werbemittel zerstört, erzählt Frau Schnabel. Für die Zirkusleute aber ist der klassische Zirkus mit Tieren ein Stück Kultur. „Die Wildtiere sind im Zirkus Botschafter ihrer Art“, sagt Frau Schnabel. Viele Tierarten seien in ihrem natürlichen Lebensraum bedroht. Durch gute Pflege und Haltung leben Zirkustiere sogar länger als ihre wildlebenden Artgenossen, erklärt sie. Hinzu komme, dass die Zirkus-Tiere nicht in freier Wildbahn geboren und so nicht aus ihrer natürlichen Umgebung herausgerissen wurden. Sie kennen das Leben im Zirkus und werden dort durch Dressur und Training auch gefordert. Ob ein Zirkus seine Tiere ordnungsgemäß hält, wird von den Behörden überprüft. Generell sind die Regeln so, dass jeder Zirkus vom Veterinäramt an seinem Hauptsitz eine Genehmigung nach dem Tierschutzgesetz benötigt.

Der „Circus William“ bietet neben seinen Raubtier-Dressuren noch jede Menge andere Unterhaltung. Versprochen wird ein Mix aus moderner und klassischer Zirkuskunst mit akrobatischen Höhepunkten und verschiedenen Tierdarbietungen.

Vorstellungen „Circus William“ in Großschönau, Schießwiese: 12. und 13. April, 17 Uhr; 14. April, 15 Uhr; 15. April, 14 Uhr; Donnerstag ist Familientag, alle Plätze zehn Euro

Die SZ vergibt für die Vorstellungen des Circus William in Großschönau fünfmal zwei Freikarten – Anruf dafür am Donnerstag, 13 Uhr, bei der Zittauer SZ, Telefon 03583 77555850.